Das Aus für Stadia ist seit wenigen Tagen besiegelt und es nicht mehr lang dauern, bis wir nie wieder etwas von der Spieleplattform hören und diese vollständig totgeschwiegen wird – der typische Google-Weg. Leider ist es aber genau diese Google-Philosophie, die Stadia von Anfang an kaum eine Chance gelassen hat, zu einem Erfolg zu werden und sich langfristig zu etablieren. Man sollte dieses Startup-Verhalten endlich ablegen.
In diesen Tagen suchen viele Beobachter nach Gründen, warum Stadia nicht erfolgreich gewesen ist und Google schon nach drei Jahren den Stecker ziehen muss. Realistisch betrachtet, hat man den Stecker eigentlich schon etwa zur Halbzeit gezogen, denn bereits seit dem vergangenen Jahr hat sich ein deutlich zurückgefahrenes Engagement gezeigt. Keine großen Ankündigungen mehr, keine Stadia-Events mehr (die eigentlich regelmäßig stattfinden sollten), keine Titel aus eigenem Hause und und und – ich hatte es hier im Blog mehrfach pessimistisch gestimmt zusammengefasst.
Google dürfte bei Stadia über den eigenen Ruf gestolpert sein, der der Spieleplattform von Beginn an keine Chance auf Erfolg gelassen hat. Tatsächlich könnte Stadia sogar das erste große Opfer dieser Entwicklung sein, denn die zahlreichen Messenger und andere Produkte kann man fast schon als Nebenprojekte zählen. Stadia ist das Opfer dessen, was man sich damals durch die Einstellung des Google Reader eingebrockt hat, durch das Aus von Google+ für die Masse der Nutzer bestätigt hat und durch zahlreiche weitere Einstellungen immer wieder aufs neue untermauert: Verlasse dich nicht auf Google-Plattformen.
Der gesamten Marke eilt der Ruf voraus, dass Projekte bei Misserfolg schnell wieder eingestellt werden. Grundsätzlich ist das natürlich bei jedem wirtschaftlich agierenden Unternehmen der Fall, aber nur die wenigsten bieten Plattformen und wollen, dass sich die Nutzer voll und ganz darauf verlassen. Aber wie kann man sich verlassen, wenn es von Anfang an auf wackligen Füßen steht. Folgender Tweet fasst das perfekt zusammen:
lol. The self-fulfilling prophecy is complete.
Nobody bought Stadia because they assumed Google would kill it, and Google is forced to kill Stadia because it's unpopular.
Google's reputation for killing services killed a service,. I'm not sure how the company ever fixes that.
— Ron Amadeo (@RonAmadeo) September 29, 2022
Die Nutzer kommen nicht, weil sie Google nicht vertrauen. Mit der Einstellung von Stadia bestätigt man jetzt noch einmal, dass dieses Misstrauen absolut gerechtfertigt ist. Damit kann man sich eigentlich jeden weiteren Plattform-Neustart sparen, ganz egal in welchem digitalen Bereich. Der gesunde Misstrauensvorschuss wird dafür sorgen, dass die Nutzer sehr zurückhaltend sind. Und wenn sie dann vielleicht doch nach langer Wartezeit Interesse entwickeln könnten, sind Googles Strategen schon wieder wegen Misserfolges weitergezogen. Ein Kreislauf, den man in den nächsten Jahren kaum durchbrechen kann. Vor allem jetzt nicht mehr, wo man hoch und heilig versprochen hatte, Stadia eben NICHT einzustellen und einen sehr langen Atem haben zu wollen. Nach zwei Jahren (das letzte Jahr ist ja kaum noch was passiert), kann man davon sicherlich nicht sprechen.
Bei Stadia kam dazu, dass sich das Misstrauen längst auch in der Industrie herumgesprochen hat: Wenn die Nutzer nicht kommen, sind auch die Spielepartner nicht interessiert. Und wenn die Spielepartner nicht da sind, kommen keine Nutzer. Das war der Kreislauf, der Stadia zum Scheitern verurteilt wird. Doch Google hätte diesen mit sehr viel mehr Engagement durchbrechen können. Denn die Hersteller waren grundsätzlich schon interessiert und die Plattform lief technisch einwandfrei. Statt jetzt Milliarden in Entschädigungszahlungen für die Nutzer auszugeben, hätte man diese lieber in cleveres Marketing stecken sollen…
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