Stadia: Google hat vieles falsch gemacht – dürfte sich wohl endgültig aus dem Spielemarkt zurückziehen

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Am Donnerstag-Abend kam die überraschende Meldung, dass Google Stadia einstellen wird und schon in gut drei Monaten der Spieleplattform endgültig den Stecker zieht. Damit geht für Google ein Kapitel zu Ende, das man eigentlich deutlich länger schreiben wollte und mit sehr großen Hoffnungen gestartet ist. Doch leider hat man von Anfang an alles falsch gemacht und sich selbst im Weg gestanden. Aber wenigstens geht man zum Ende vorbildlich damit um – aber nur gegenüber den Nutzern…


stadia controller design 3

Ich habe hier im Blog schon mehrfach, jeweils aus aktuellen Anlässen, über die Einstellung von Stadia philosophiert. Mal habe ich sie befürwortet, mal als Falschmeldung abgetan und manchmal auch als neue Hoffnung für die geplante Plattform Google Stream angepriesen – abhängig von der aktuellen Situation und Aussichten. Das sorgte jedes Mal für leidenschaftliche Diskussionen und man konnte fast das Gefühl haben, dass über Stadia mehr geredet als gezockt wird.

Das Ende der Spieleplattform war seit langer Zeit absehbar, aber wie Google dieses nun umsetzt, ist dann doch überraschend – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne, aber dazu später mehr. Die Übergangszeit ist mit gut dreieinhalb Monaten recht entspannt gewählt, sodass jeder Zocker noch die Gelegenheit hat, seine Titel durchzuspielen oder Mittel und Wege zu finden, um Spielstände mitzunehmen. Vielleicht werden auch die Publisher innerhalb von drei Monaten Möglichkeiten schaffen, um dies zu bewerkstelligen. Positive Signale gibt es bereits von UbiSoft.

Mit Stadia wird es am 18. Januar 2023 endgültig zu Ende gehen, denn an diesem Tag werden die Server abgeschaltet und die Spieleplattform somit nicht mehr zugänglich sein. Die Plattform nicht, der Store nicht und aufgrund des Streaming-Charakters auch alle anderen Bereiche nicht. Alle Informationen dazu findet ihr in diesem Artikel.




stadia experience room

Einstellung kommt schneller als erwartet
Wie bereits gesagt, hatte kaum noch jemand damit gerechnet, dass Stadia innerhalb von Google eine große Zukunft haben wird. Selbst hartgesottene Fans mussten zugeben, dass da lange nichts mehr kam. Natürlich gab es neue Titel, aber damit hatte Google als Hoster und Plattformbetreiber ja nur am Rande zu tun. Schon seit langer Zeit konnte man sehen, dass die Weiterentwicklung nahezu eingeschlafen ist, dass es keine Stadia-Events mehr gab, keine Integrationen mehr, keine Aktionen. Die Hardware wurde versteckt, Stadia wurde versteckt und man sprach einfach nicht mehr über die Plattform. Siehe dazu mein Stadia Zombie-Artikel vor zwei Wochen – da war mein Riecher mal wieder nicht ganz falsch.

Dennoch hatten viele erwartet, dass Google diesen Zombie-Modus soweit hinauszögert, bis man eine Nachfolge-Plattform an den Start gebracht hat und die Nutzer zu dieser übernehmen kann. Immer wieder war die Rede von „Google Stream“, von dem jetzt in der Ankündigung gar keine Rede mehr ist – möglicherweise auch eingestellt. Zwar will man einige Technologien in anderen Produkten verwenden, aber dass Google weiterhin im Games-Bereich investiert, scheint zumindest für die nächsten Monate oder gar Jahre ausgeschlossen.

Googles vorbildliche Stadia-Schliessung (für Nutzer)
Natürlich ist die Stadia-Einstellung für die wenigen Nutzer (das ist der offizielle Grund für die Einstellung!) ein Schlag ins Gesicht, aber Google zeigt sich maximal-versöhnlich. Jeder für Spiele ausgegebene Cent wird erstattet, ganz egal ob Spielekauf oder In-App-Kauf. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Spieler im besten Fall die Spiele drei Jahre Gratis gezockt haben. Aber nicht nur das: Auch der Kauf der Stadia-Starterpakete sowie einzelner Controller wird erstattet. Die Controller dürfen die Nutzer sogar behalten. Und bekanntlich lassen sich diese auch mit anderen Konsolen und am PC verwenden (HID-Standard).

Lediglich die Gebühren für das Pro-Abo werden nicht erstattet, aber das kann man von einem Abo auch nicht erwarten. Dennoch zeigt man sich auch dabei versöhnlich und schenkt allen aktiven Nutzern die letzten dreieinhalb Monate. Sprich: Ab heute ist Stadia vollkommen kostenlos. Besser kann man das nicht machen und für Google dürfte Stadia ein extrem teurer Ausflug in die Spielewelt gewesen sein. Hätte man die Spieler allerdings nicht refundiert, wären mögliche Gerichtsverfahren und jahrelangen Streits wohl ähnlich teuer geworden und hätten dem Ruf nicht unbedingt gut getan.

Anders sieht das Ganze übrigens für Mitarbeiter und


Google schließt das Kapitel endgültig
Wirklich schade ist, dass man sich vollständig von Stadia verabschiedet – und das offenbar im Eiltempo. Drei Monate sind bei einer Google-Ankündigung nicht viel Zeit. Aber auch die über die Jahre teuer aufgebaute Infrastruktur wird man vollständig abschalten. Man hat niemals echte technische Einblicke gegeben, sodass sich schwer sagen lässt, ob die Server nun für andere Zwecke verwendet werden können oder ob man diese tatsächlich vollständig einlagert / zerstört.

Der Stadia-Abschied ist für mich jetzt schon Googles endgültiger Gaming-Abschied, zumindest für die nächsten absehbaren Jahre. Stadia dürfte ein finanzielles Desaster sein, das wohl in die Milliarden geht. Gleichzeitig unterstreicht man ein starkes Argument GEGEN Stadia, das Kritiker schon von Beginn an angebracht haben: Google hat kein Durchhaltevermögen und wird bei Misserfolg schnell den Stecker ziehen. Was soll man sagen… sie hatten Recht. Stadia wird es bis zum dritten Geburtstag schaffen, aber gefühlt ist die Plattform schon mindestens ein Jahr im Wachkoma.

Man hat sehr viele Fehler gemacht und hoffentlich daraus gelernt, dass der Google-Way nicht immer der beste ist. Vor allem nicht in einem Markt, der gerade erst entsteht. Das Spielestreaming wird in den nächsten Jahren extrem wachsen und warum sich Google ausgerechnet jetzt zurückzieht, lässt sich kaum nachvollziehen. All die Investitionen in den Sand gesetzt, obwohl die Spieleplattform technisch sehr zuverlässig gewesen sein soll. Das wird sicher Google-intern als auch aus Sicht der Nutzer nicht ohne Folgen bleiben…

» Stadia: Google zieht den Stecker viel zu früh – die große Stadia-Zeit hätte noch kommen können (Kommentar)

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comment 1 Kommentare zum Thema "Stadia: Google hat vieles falsch gemacht – dürfte sich wohl endgültig aus dem Spielemarkt zurückziehen"

  • Eins verstehe ich trotzdem nicht. Warum lässt man die Server nicht einfach weiterlaufen? Der Imageschaden ist doch sicher jetzt größer. Die ganze Infrastruktur ist doch schon bezahlt. Oder müsste Google wieder in neue Hardware investieren, um mit der nächsten Generation mithalten zu können.

Kommentare sind geschlossen.