Videotelefonie ist im privaten Bereich seit langer Zeit akzeptiert und spätestens seit Beginn der Pandemie auch im Business-Umfeld weitgehend etabliert. Google arbeitet schon seit einiger Zeit am Projekt Starline, das man nun noch breiter testen und Partnern zur Verfügung stellen möchte. Starline soll die Videotelefonie auf ein völlig neues Level heben und setzt dafür auf eine Kombination aus neuen Technologien, die intern bereits zum Einsatz kommt. Realistischer kann man das eigentlich nicht mehr machen.
Die Videotelefonie ist ein altes Thema, denn in einigen Kreisen ist sie seit Jahrzehnten etabliert, wenn auch mit völlig anderen Qualitätsansprüchen als heute. Viele Menschen dürften aber erst in den letzten zwei bis drei Jahren ernsthafter und umfangreicher mit diesem Thema in Berührung gekommen sein und so ist es kein Wunder, dass vorher nahezu unbekannte Unternehmen wie Zoom plötzlich aus dem Boden schossen und auch Google große Anstrengungen in Meet setzt, das sich auf Videokonferenzen spezialisiert hat.
Doch trotz aller Technologien wirkt die Videotelefonie oftmals sehr hölzern und ein wenig unrealistisch – man weiß jederzeit, dass man nur einige Pixel auf dem Bildschirm sieht, die das gegenüber darstellen. Google hat schon im Frühjahr 2021 ein völlig neues Produkt gezeigt, das auf beiden Seiten sehr stark visuell auf die dritte Dimension setzt und das Gegenüber so realistisch wiedergeben kann, dass man den Eindruck gewinnen kann, der Person gegenüberzusitzen – inklusive 3D-Sound.
Beide Teilnehmer werden mit 3D-Kameras gefilmt und auch die Darstellung auf dem übergroßen Display erfolgt mit 3D-Technologien, sodass nicht mehr das flache Bild übertragen wird, sondern tatsächlich das besagte 3D-Modell des Gegenübers. Als Display kommt ein Light Field Display zum Einsatz, das genau für solche Zwecke geschaffen wurde. Schaut euch nur einmal das folgende Video an – beeindruckend.
Das ganze setzt aber nicht nur auf spezielle Software und Hardware, sondern baut auch auf der richtigen Umgebung auf. Man kann den Aufbau fast schon als offene Kabine beschreiben, denn der exakt abgestimmte Abstand und das sehr große Display tragen zur Täuschung des menschlichen Auges bei. Auf einem kleinen Display wäre das mit Sicherheit in der Form niemals möglich. Und so hat man das Gefühl, der Person direkt gegenüberzusitzen, nur getrennt von einer Glasscheibe. Ein wenig Gefängnis-Atmosphäre, aber dennoch eine große Verbesserung.
Googles Ziel war es, die Qualität deutlich zu verbessern, die Realität zu steigern und gleichzeitig die Technologie soweit wie möglich verschwinden zu lassen: Keine Kamera, die auf einen gerichtet ist und auch kein auf den ersten Blick erkennbares Display. Das Ganze ist noch Zukunftsmusik, doch Google-intern hat man es seit über einem Jahr und mit mehreren Tausend Stunden Nutzungszeit getestet – offenbar erfolgreich. Denn nun erweitert man den Kreis und stellt das Produkt einigen wichtigen Partnern zur Verfügung, die es ebenfalls für die Kommunikation mit Google testen können.
Der Flaschenhals wird aber wohl nicht die Technologie, sondern eher die Datenübertragung sein. Umfangreich texturierte 3D-Modelle zu übertragen ist doch etwas anders als leicht komprimierbare Videostreams. Das Ganze soll dennoch in Echtzeit erfolgen – und das ist bei diesem Produkt mehr als bei jedem anderen zweingend notwendig. Gerade bei dieser realistischen und fast natürlichen Wahrnehmung ist es wichtig, so wenig Latenz wie möglich zu haben, um die Illusion perfekt zu machen. Spannend, aber sicherlich nichts, das sich in den nächsten Jahren für Privathaushalte verbreiten könnte.