Google veröffentlicht jedes Jahr eine neue Android-Version und hat erst kürzlich mit dem Release von Android 13 nachgelegt, das bereits auf den meisten Pixel-Smartphones angekommen sein sollte. Passend zum Generationenwechsel haben sowohl Google als auch wir neue Zahlen zur Verteilung der Android-Versionen veröffentlicht, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Im Querschnitt zeigt sich, dass man vielleicht ein wenig Tempo herausnehmen sollte.
Jedes Jahr gibt es eine neue Android-Version, die gefühlt nur ein halbes Jahr lang aktuell ist und dann schon vom Nachfolger abgelöst wird. Bei Android 12 ging alles sehr schnell, denn die finale Version wurde erst Anfang Oktober 2021 veröffentlicht, nur um im Februar 2022 von der ersten Android 13-Preview abgelöst zu werden. Rechnen wir Android 12L mit herein, war Android 12 nur wenige Tage das neueste Betriebssystem. Mit Android 13 wird das nicht anders sein, denn im Februar 2023 erwarten wir schon die erste Android 14 Developer Preview.
Google legt seit Jahren ein gewaltiges Tempo vor, bei dem die Smartphone-Hersteller nicht mithalten können – es aber eigentlich müssten. Selbst Googles Entwickler dürften sich langsam selbst überfordern, was sich an den Verzögerungen und Problemen der letzten Monate gut ablesen lässt. Hintergründe dazu sind zwar nicht bekannt, aber seitdem man zusätzlich die Zwischenversionen (12L, QPR) einschiebt, häuft es sich auffällig.
Vielleicht wäre es an der Zeit, etwas vom Gas zu gehen und die interne Entwicklung nicht vollständig nach außen zu tragen. Braucht es wirklich Zwischenversionen und QPR-Betas, von denen Endnutzer sowieso nicht profitieren und selbst für die Masse der App-Entwickler nicht interessant sind? Als App-Entwickler weiß man kaum noch, wo einem der Kopf steht. Gerade erst hat man die eigenen Apps für Version X angepasst, haut Google schon Version Y mit neuen Regeln heraus und stellt Version Z in Aussicht.
Smartphone-Hersteller stehen seit langer Zeit auf der Bremse
Aber nicht nur App-Entwickler und Google selbst leiden unter dem hohen Tempo, sondern auch die Partner, die für dessen Auslieferung zuständig sind: Die Smartphone-Hersteller. Zwar hat Google in den letzten Jahren zahlreiche Projekte angestoßen, um neue Android-Versionen einfach umsetzbar zu machen, aber eine merkliche Veränderung hat es nicht gegeben. Entweder hilft es nicht oder die Hersteller haben gleichzeitig mit Googles Anstrengungen ihre eigenen Ressourcen zurückgefahren, um Updates günstiger entwickeln zu können.
Unternehmen wie Samsung legen zwar ebenfalls ein hohes Tempo an den Tag, aber das gilt nur für die Handvoll Flaggschiff-Geräte und bei weitem nicht für das breite Portfolio. S, Z und früher Note werden sehr schnell versorgt, aber bei allen anderen Geräten ist man ähnlich schnell wie andere Hersteller. Das führt nicht nur dazu, dass die Hersteller monateweise Sicherheitsupdates auslassen, sondern dass auch die Anpassung von neuen Android-Versionen gerne mal soweit verschoben wird, dass es am Ende schon niemanden mehr freut.
Schaut euch nur mal die Update-Listen der Hersteller an. Viele Smartphones werden das Update auf Android 13 erst erhalten, wenn Android 14 längst in der Beta ist und kurz vor dem Rollout steht. Natürlich stellt sich intern dann die Frage, ob man nicht direkt zu Android 14 springen sollte.
Das Android-Ökosystem könnte eine Pause gebrauchen
In der Grafik einige Absätze weiter oben seht ihr die aktuelle Verteilung der Android-Versionen. Es zeigt sich das gleiche Bild, wie in jedem Jahr. Knapp ein Jahr nach Release steht die aktuelle Version bei rund 15 Prozent und die zwei sowie drei Jahre alte Version dominieren. Das bedeutet, dass eine Android-Version nicht nur ein Jahr zum reifen benötigt, sondern zwei. Doch es tut dem Ökosystem nicht gut, wenn Android 11 erst den Markt anführt, wenn sich Android 13 im Rollout befindet.
Man kann es auch krasser ausdrücken: Über 80 Prozent aller Smartphones haben ein altes Betriebssystem – und das dauerhaft. Würden wir nach Milchmädchenrechnung auf die Bremse treten und nur alle zwei Jahre eine neue Version herausbringen, könnte man diesen Wert spielend auf 50 Prozent senken. Noch immer nicht gut, aber bedeutend besser. Das Problem ist, dass sich eine neue Android-Version hauptsächlich durch Smartphone-Verkäufe und nicht durch ausgerollte Updates verbreitet. Sprich: An den Updates zu schrauben reicht nicht, sondern eher an den verkauften Geräten.
Vielleicht sollte Google die Smartphone-Hersteller verstärkt dazu verpflichten, noch am Markt befindliche Geräte sehr schnell mit dem neuen Betriebssystem zu versorgen. Wenn man im August Android 13 veröffentlicht und ab September alle neu verkauften Geräte auf Android 13 laufen (entweder ab Werk oder per First Day-Update), könnte man einen höheren Erfolg erzielen. Googles Erleichterungen der letzten Jahre sollten das möglich machen. Würde man dann nur noch alle zwei Jahre eine neue Version veröffentlichen, könnte man sehr deutliche Erfolge erzielen.
Wenn man sich die Android-Updates der letzten Jahre und die Update-Kanäle ansieht, dann wäre das sogar möglich. Sehr viele wichtige Neuerungen kommen über die Google System Updates sowie in App-Form über den Play Store auf die Geräte. Bei diesen kann man weiterhin das Tempo hochhalten, wenn man selbst dazu in der Lage ist. Zwar wird man mit Android niemals in iOS-Sphären ankommen können, aber der Unterschied in der Fragmentierung zwischen Android und iOS muss nicht so eklatant sein.
Drei Updates in sechs Jahren?
Vielleicht passt ein neuer EU-Vorstoß gut dazu, der bis zu fünf Jahre verpflichtende Updates einfordert. Ich werfe da einfach mal den folgenden Vorschlag in den Raum, der für Nutzer, Smartphone-Hersteller, Behörden und schlussendlich auch für Google optimal sein könnte: Nur noch alle zwei Jahre eine neue Major-Version und dafür drei verpflichtende Updates – also sechs Jahre lang. Damit würde man dann auch an Apples Update-Garantie kratzen.
Sollte ich wieder aus der Traumwelt aufwachen oder wäre das eine realistische Alternative?