Warum ist Google nicht erfolgreich? In diesen Branchen geht es trotz frühem Start und großer Mühe nicht voran
Google ist seit vielen Jahren sehr breit aufgestellt und deckt mit zahlreichen Apps, Plattformen und Produkte so viele Märkte ab, dass rein statistisch gar nicht alle erfolgreich sein können. Denoch verfolgt man natürlich das Ziel, die bearbeiteteten Märkte zu dominieren oder zumindest ganz vorn mitzuspielen. Das hat schon häufig funktioniert, ging aber auch immer wieder schief und manchmal muss man sich fragen, warum das Unternehmen trotz hoher Investitionen und früher Markteintritte nicht erfolgreich ist. Eine kurze Bestandsaufnahme.
Google ist seit vielen Jahren als Unternehmen bekannt, das sich nicht mit geringer Reichweite zufriedengibt – selbst wenn das Produkt finanziell erfolgreich sein sollte. Der vom Google-Gründer Larry Page mehrfach angeführte Zahnbürsten-Test gilt auch heute noch oder ist zumindest in die DNA des Unternehmens übergegangen: Dieser besagt, dass man Produkte mit einer Zahnbürste vergleichen sollte: Ein alternativloses Produkt, das jeder Nutzer will und gewissermaßen auch muss.
Es ist dem Unternehmen schon mehrfach gelungen, in einen neuen Markt einzusteigen und diesen innerhalb kürzester Zeit anzuführen und gar zu dominieren. Zuerst mit der Websuche, später mit dem Werbegeschäft, GMail, Google Maps, Android, Chrome oder auch YouTube. Es sind Produkte, die von ihrer extrem hohen Reichweite leben und sich ein Selbstverständnis erarbeitet haben, um das kaum ein Nutzer herumkommt. Die Produkte sind Selbstläufer und es ist kaum vorstellbar, dass diese jemals gegen die Wand gefahren werden.
Googles Erfolgsgeheimnis liegt darin, dass man in vielen Bereichen einen Fuß in der Tür hat, bestehende Gegebenheiten analysiert und diese so extrem stark optimiert, dass die Nutzer in Scharen wechseln. Im App- und Plattform-Bereich sozusagen das Apple-Pendant. Allerdings fällt auf, dass alle heute sehr erfolgreichen und dominierenden Produkte schon sehr alt sind. Das jüngste ist tatsächlich Google Chrome mit 14 Jahren.
Hat Google die Erfolgsspur verloren?
Es ist nicht so, dass die Produkte der letzten eineinhalb Jahrzehnte nicht erfolgreich sind, aber sie konnten nicht den Stellenwert erreichen, wie die Produkte des ersten Jahrzehnts. Und das, obwohl die Markenbindung bei Google kein Problem ist und oftmals die großen Produkte die kleinen mitziehen. Hier findet ihr einfach einmal eine schnelle Übersicht von wichtigen Branchen, in denen Google seit vielen Jahren aktiv ist, zum Teil zu den Pionieren gehört, es aber dennoch nicht zum Erfolg führen konnte.
- Social Networks: Google hatte das Social Network Orkut zu Myspace-Zeiten gestartet und war noch vor „Thefacebook“ Online! Ich war damals dabei und muss sagen, Orkut war ein tolles Produkt – doch Google hat es nicht nennenswert weiterentwickelt. Später folgten das kurzlebige Google Buzz und Google+. Wirklich erfolgreich war man aber nie.
- Messenger: Google Talk war weit vor den heute dominierenden Messengern verfügbar: An WhatsApp, FB Messenger, Telegram, Signal & Co war noch gar nicht zu denken. Google Talk startet in einer Zeit, in der noch MSN Messenger, Yahoo! Messenger, AIM oder gar ICQ erfolgreich waren. Talk hatte deutlich weniger Features, war aber sehr aufgeräumt, plattformübergreifend nutzbar (zumindest was man damals darunter verstanden hat) und hätte das Potenzial zur Marktführerschaft gehabt. Doch Talk musste irgendwann gehen und mit Hangouts begann das Messenger-Karussell…
- Videostreaming: Netflix, Amazon Prime, Disney+ & Co sind nicht wegzudenken. Wie hat es Google geschafft, mit dem seit vielen Jahren angebotenen Google Play Movies und dem Fundament von YouTube in diesem Markt absolut keine Rolle zu spielen? Wer hat jemals davon gehört, dass sich Nutzer einen Film oder eine Serie bei Play Movies oder YouTube gekauft haben? Mit den beiden angesprochenen Plattformen sowie Android TV dennoch Null Erfolge zu feiern, ist fast schon ein Kunststück.
- Musikstreaming: Google Play Music wurde bereits 2011 gestartet, als sich die meisten Nutzer ihre Musik entweder aus dubiosen Quellen geladen oder noch klassisch auf CD gekauft haben. Man konnte Musik kaufen, kostenpflichtig streamen und sogar die eigene MP3-Sammlung hochladen. Ein Top-Produkt, das weit vor Spotify und Co populär gewesen ist. Doch leider hat Google es niemals nennenswert weiterentwickelt und somit die eigene Rolle im Musikbereich stark abgewertet. Der Nachfolger YouTube Music ist trotz prominentem Namen und endloser Werbung nur in der Nische.
- Spielestreaming: Stadia ist noch ein vergleichsweise junges Produkt und ist in einem Markt aktiv, der sich gerade erst entwickelt. Dennoch scheint sich abzuzeichnen, dass die Nutzerströme der Zukunft nicht unbedingt zu Google fließen werden, sondern zu den aufstrebenden Konkurrenzplattformen. Kein Wunder, wenn man schon in den ersten 12 Monaten einen sichtbaren Strategiewechsel vollzieht, keine Stabilität ausstrahlt und ohnehin das schwere Google-Erbe mit sich herumschleppen muss. Stadia und der Markt sind noch am Anfang, aber dennoch denke ich, dass die Aufnahme in diese Liste schon heute gerechtfertigt ist.
- VR-Brillen, AR-Brillen: Google Glass kam vor gut zehn Jahren auf den Markt und wurde funktionell begeistert aufgenommen. Vor allem die Kamera sorgte allerdings für Kritik und der Begriff ‚Glassholes‘ war geboren. Statt das Produkt weiterzuentwickeln, hat Google es schnell vom Markt genommen und diesen gewissermaßen aufgegeben. Im kommenden Jahr soll Glass zurückkehren, doch bis dahin hat man den Markt anderen Marken überlassen, die sich in den Nach-wie-vor-Nische etablieren konnten.
- Payment: Google war weit vor Pay im Payment-Bereich aktiv. Man hatte Checkout, Wallet, Shopping, später Android Pay und heute Google Pay, das noch immer nicht zur Ruhe gekommen ist und sich derzeit wieder wandelt. Heute ist Google Pay etabliert, aber weit von Apple Pay-Dimensionen entfernt. Außerhalb des Smartphone-Payments ist Google in der Nische. Trotz der notwendigen Mittel hatte man niemals PayPal angegriffen, spielt keine Rolle im Fintech-Bereich und auch nicht bei den Kryptowährungen. Ein weiterer Markt, in dem man sehr früh vertreten war, diesen Vorteil aber nicht genutzt hat.
Sicherlich kann man über den einen oder anderen Eintrag in dieser Liste streiten und vielleicht ist es ganz gut so, dass Google nicht in allen angesprochenen Bereichen dominiert oder eine führende Rolle spielt. Dennoch sind da aus Google-Sicht viele strategische Fehler passiert, die dem Unternehmen heute ein ganz anderes Standing in wichtigen Märkten verschaffen hätte können. Der größte Teil des Unternehmenserfolgs basiert auf Produkten die 15-20 Jahre oder noch älter sind. Kann man machen, gilt allgemein aber nicht als gesund und zeigt, dass man bei Wegbrechen einzelner Erfolgsprodukte (aus welchen Gründen auch immer) kaum nachlegen kann…
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Sehr guter Beitrag. Google (Alphabet) ist in unzähligen Bereichen aktiv, sodass leider kein richtiger Fokus gelegt wird. Viele Other Bets machen seit Jahrzehnten Verlust, obwohl sie eigentlich die besten Bedingungen haben. Andere Startups, die nicht unter diesen Bedingungen arbeiten können, entwickeln sich zum Teil sogar deutlich besser.
Selbst die Cloud macht seit dem ersten Tag nur massiv Verluste, wobei Microsoft und AWS hochprofitabel sind
Ich weiß nicht warum, aber neue Produkte kann Google irgendwie nicht …
Das liegt an den Menschen die daran arbeiten. Anscheinend bekommt Google nicht die besten ins Boot. Außerdem verdient Google immer noch sein Geld mit Werbung, es fehlt ein gewisser Druck. Stadia ist für mich ein Musterbeispiel von Inkompetenz. Anscheinend sind da Leute am Ruder die nicht wissen was Spieler wollen. Liefere ich keine interessanten oder günstige Inhalte, auch kostenlos und von mir aus auch subventioniert, also günstiger als die Konkurrenz, dann ist es zum scheitern verurteilt. Warum sollte man sich für Statia entschieden? Wenn man vollwertige PC oder Konsolen Ersatz sein will, muss man auch (gute) Spiele anbieten und nicht nichts tun. Mich nicht Mal der Preis ist attraktiv.
Legomio schrieb:
[…]
Korrekt…Google ist ein Werbeunternehmen.
In allen anderen Bereichen spielt man bestenfalls in der zweiten Liga.
Hinzu kommt die Unzuverlässigkeit Googles….d.h.sie ziehen zu schnell den Stecker, wenn ein Dienst
nicht sofort Geld bringt.Deshalb wird es für Google auch immer schwerer in anderen Bereichen (als den
klassischen) überhaupt Fuß zu fassen.Denn niemand läßt sich auf DIenste ein, von denen er nicht weiß
ob es sie in 2-3 Jahren noch gibt.
Es fehlt momentan auch an konkurrenzfähige Tablets , leider ist Apple da schon zu dominant ,ebenso Samsung .
Zusammen mit Dex ,ist es eine Waffe .
Oder Apples iPad 10;2 2020 ;für knapp 400€, ist es immer noch eine Eierlegende Wollmilchsau unter den Tablets , zusammen mit WQHD Auflösung und dem Apple Pencil ;der nächste Ableger steht auch schon wieder bereit .
Was los mit Google ?
Sie können doch nicht alles den anderen überlassen,so etabliert man sich nicht zurück in den Markt .