Viele Nutzer von Google Fotos dürfen sich in diesen Tagen über ein großes Update für den magischen Radierer freuen, das diesem eine zweite Möglichkeit zum halbautomatischen Entfernen von Objekten beibringt. Das neue Feature sorgt für Begeisterung und schicke Ergebnisse, ist aber auch eine geschickt platzierte Ablenkung davon, dass der Radierer in seiner ursprünglich gedachten Form nicht so gut funktioniert.
Der magische Radierer in Google Fotos ist eine tolle Sache, wenn man diesen verwenden kann. Denn die Funktion steht derzeit nur für Pixel-Nutzer sowie Google One-Abonnenten zur Verfügung und ist somit noch nicht in der ganz breiten Masse angekommen. Neben der damit gewonnen Exklusivität könnten auch die Ergebnisse mit ein Grund dafür sein, dass diese Funktion nach wie vor nicht ihren ganz großen Auftritt hat.
Vor wenigen Tagen hat man eine zusätzliche Funktion exklusiv für die Pixel-Smartphones der sechsten Generation eingeführt, die wir euch in diesem Artikel ausführlich vorgestellt haben. Mit dieser werden die störenden Objekte nicht entfernt, sondern lediglich durch eine neue Farbgebung entschärft und somit je nach Größe und Bildstruktur „unsichtbar“ gemacht. Das erfüllt das Ziel eines Radierers, ist aber auch die technisch deutlich einfachere Lösung. Das zeigt auch den Grund auf, warum man diese Funktion eingeführt hat.
Als Endnutzer ist man sehr schnell verwöhnt und staunt nur sehr kurz über technische Errungenschaften, die man anschließend voraussetzt. Beim magischen Radierer und ähnlichen Funktionen anderer Produkte ist das ähnlich. Man erwartet, dass eine solche Funktion Objekte nahezu perfekt entfernt, ohne dass das hinterher auffällt. Manch eine Software macht das besser, manch eine schlechter. Google Fotos ist sicherlich im guten Mittelfeld, aber weit entfernt von perfekt. Und damit auch von Googles eigenen Ansprüchen.
Das Google Fotos-Team hatte die intelligente Entfernung von Objekten schon vor mehreren Jahren angekündigt und Jahr für Jahr lediglich vermeldet, weiter daran zu arbeiten. Es dürfte wohl einige Stolpersteine gegeben haben und nicht die Qualität erreicht worden sein, die man sich erwartet. 2021 war es dann soweit und die Funktion bekam ihren großen Auftritt. Es hat wie versprochen funktioniert, doch Wunder kann man nicht erwarten. Die Algorithmen mögen noch so intelligent sein, zaubern können sie nicht. Flächen und Muster lassen sich erkennen und fortsetzen. Aber was auf einem Bild nicht abgelichtet ist, kann nicht herbeigezaubert werden.
Features wie der magische Radierer wirken simpel, sind technisch aber hochkomplex. Das Erkennen von Objekten bekommen Googles Algorithmen mittlerweile sehr gut hin, sodass das Herauslösen aus einem Bild keine große Sache mehr ist. Deutlich schwerer ist es, die entstandene Lücke aufzufüllen. Und genau das erspart man sich mit der neuen Funktion des Radierers, denn man belässt die Füllung beim Originalobjekt, das lediglich farblich bearbeitet wird. Man kaschiert gewissermaßen die Schwäche, was wiederum ein sehr kluger Schachzug ist, von dem nicht zuletzt die Nutzer profitieren.
Nicht, dass das nicht beeindruckend wäre, aber es ist deutlich einfacher umgesetzt und zeigt somit die Schwäche des Original-Radierer auf. Gut möglich, dass man da mit anderen Technologien in Zukunft einen größeren Sprung machen wird, etwa mithilfe von Imagen und Parti, die wir euch kürzlich vorgestellt haben. Ziel muss es sein, dass ein Objekt tatsächlich so verschwindet, dass die automatisch aufgefüllte Stelle mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar ist. Bis es aber soweit ist, werden wohl noch einige Jahre vergehen.
Letzte Aktualisierung am 2024-11-16 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!