Google ist dafür bekannt, zahlreiche Daten zu sammeln, auszuwerten und je nach Kategorie dauerhaft zu speichern. Der Google Maps Standortverlauf ist dafür ein gutes Beispiel, auch wenn dieser durch die optionale automatische Löschung bereits entschärft wurde. Die aktuelle Entwicklung erinnert erneut daran, wie wertvoll diese Daten sein können und könnten auch Diskussionen über Googles automatische Löschung auslösen.
Der Google Maps Standortverlauf ist weit mehr als ein nützliches Spielzeug, denn bei Hunderten Millionen Nutzern ist es nicht weniger als das umfängliche Tracking aller Bewegungen und besuchten Orte. Kein Wunder, dass diese Daten von Google Maps für zahlreiche Statistiken und Live-Informationen verwendet werden können, die erstaunlich akkurat sind. Das reicht vom Andrang in Geschäften über die durchschnittliche Auslastung bis hin zu den Live-Verkehrsinformationen wie etwa Staus.
Doch diese Daten sind auch anderweitig interessant, denn immer wieder gibt es Berichte von Gerichtsverfahren oder Ermittlungen, die auf Grundlage dieser Daten Menschen entlasten oder belasten, wobei die Informationen oftmals als Beweis und nicht nur als Indiz dienen. Das zeigt die Relevanz dieser Daten, die Google auf Anfrage je nach Land, Region oder Sachverhalt herausgeben muss. Wer also etwas zu verbergen hat, sollte diese Funktion eher abstellen.
Vielleicht ist es daher auch nicht ganz unproblematisch, dass Google diese Daten nun manipuliert und bestimmte Einträge löscht. Zwar ist das nach der breiten Meinung aktuell für einen guten Zweck, nämlich um den Besuch von Abtreibungskliniken zu verschleiern, aber man weiß ja, dass auch solche guten Dinge schnell zum Präzedenzfall ausarten und dann für andere Dinge genutzt werden können.
Es ist sicherlich lobenswert (zumindest aus meiner Sicht), dass man sich aus freien Stücken und überraschend schnell dazu entschieden hat, die Besuche von Abtreibungskliniken aus dem Standortverlauf zu löschen. Allerdings lässt man den Nutzern keine Wahl, diese Daten eben nicht zu löschen. Daher ist es eine Manipulation des Bewegungsverlaufs, sodass es auch eine negative Seite hat. Ganz kühl betrachtet leistet man damit Beihilfe zu einer nicht erlaubten Tat. Wie erwähnt: Ich halte das auch für richtig, aber man muss das von allen Seiten betrachten.
Schlussendlich könnten dieselben Richter und unteren Instanzen, die dieses abzulehnende Urteil gesprochen haben, auch Googles Rolle hinterfragen und solche Löschungen schnellstmöglich untersagen oder gar (wenn technisch möglich) rückgängig machen lassen. Bei den kruden US-Gesetzen kann man sich sogar vorstellen, dass es dadurch sogar noch schlimmer wird. Aber es rückt auch eine Funktion in den rechtlichen Mittelpunkt, die damals wie heute wie morgen viel Sprengstoff hat und immer wieder Menschen entlasten und belasten kann (wie schon erwähnt).
Wenn Google diese Daten nun ganz offensichtlich manipuliert, sind sie in allen Bereichen sehr viel weniger wert und können vielleicht nicht mehr als Beweismittel herangezogen werden. Aber es könnte auch dazu kommen, dass andere besuchte Orte ebenfalls gelöscht werden sollen, müssen oder dass so mancher Ort das sogar selbst möchte. Man sollte aufpassen, hier keine schlafenden Hunde zu wecken.
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