Google hat schon vor längerer Zeit die Rückkehr in den Tablet-Markt angekündigt und wird diesen mit dem für 2023 erwarteten Pixel Tablet groß vorantreiben. Aktuelle Informationen lassen vermuten, dass es Google nicht nur um den Tablet-Markt geht, sondern dieser auch weitere Produkte vom Pixel Notepad bis zum Smart Display anschieben soll. Dabei könnte man neue Hybrid-Geräteklassen schaffen.
Der Tablet-Market hat für Google viele Jahre keine Rolle gespielt, was für viele Außenstehende wohl nur schwer zu verstehen war. Apple feiert mit dem iPad große Erfolge und potenziell müsste der Markt der Android-Tablets deutlich größer sein. Irgendwann in den letzten zwei Jahren hat man dieses Versäumnis wohl bemerkt und ist gerade dabei, sich ganz neu aufzustellen. Das kürzlich auf der Google I/O gezeigte erste Pixel Tablet wird dabei nur die Speerspitze sein.
Google entdeckt die größeren Displays
Schon seit längerer Zeit sind Googles Tablet-Ambitionen zu bemerken, denn man hat bereits im vergangenen Jahr erste Apps und Oberflächen für größere Displays optimiert. Mit Android 12L hat man sogar ein eigenes Betriebssystem auf den Markt gebracht, das sich speziell an größere Displays richtet, wobei explizit „Tablets, Foldables und Chromebooks“ erwähnt wurden. Eigene Geräte hat man dafür allerdings noch nicht auf den Markt gebracht und hätte aus interner Sicht auch bis Android 13L warten können.
In den letzten Monaten wurden erste Apps für Tablets angepasst und auch ohne die Ankündigung des Pixel Tablet hätten wir schon sehr bald damit gerechnet, dass Google ein eigenes Tablet auf den Markt bringen wird. Zwar wissen wir noch immer nicht, ob es Frühjahr, Sommer oder gar Herbst 2023 sein wird, aber das Pixel Tablet ist jetzt da und alles wird sich dahin entwickeln, bis zum Marktstart gut aufgestellt zu sein.
Warum interessiert sich Google plötzlich wieder für Tablets?
Man muss die Frage stellen, warum sich Google nach vielen Jahren der Abstinenz plötzlich wieder für Tablets interessiert. Einen echten Entwicklungssprung hat es nicht gegeben und der Markt dürfte heute nicht anders aussehen als vor fünf Jahren – abgesehen von den üblichen Schwankungen. Einen Wechsel in der Chefetage, der ja immer auch neue Richtungen und Strategien mitbringen kann, hat es ebenfalls nicht gegeben. Hiroshi Lockheimer ist seit Jahren Android-Chef und Rick Osterloh von Beginn an Pixel-Chef.
Der Grund könnte wohl darin liegen, dass wir heute mehr denn je von großen Displays umgeben sind. Smart Displays sind in Millionen Haushalten zu finden, selbst der zum Fernseher wird zum Display degradiert (oder befördert?) und dem Wachstum von Smartphone-Displays sind langsam physikalische (und anatomische) Grenzen gesetzt. Das hat zwar alles nichts mit Tablets zu tun, aber Google dürfte diese Märkte miteinander vereinen und neue Geräteklassen schaffen wollen.
Ist das Pixel Tablet nur ein Tablet?
Es ist anzunehmen, dass Google 2023 nicht nur ein einfaches Tablet auf den Markt bringt, wie es seit über einem Jahrzehnt von unzähligen anderen Herstellern verfügbar ist, sondern dass man sich etwas besonderes überlegt hat. Schon vor einigen Tagen hatten wir darüber berichtet, dass das Pixel Tablet zum Smart Display gewandelt werden kann. Dafür soll es wohl einen separaten Ständer geben, der die Welten Tablet und Smart Display miteinander verknüpft. Statt Smart Display mit Tablet-Funktion gibt es ein Tablet mit Smart Display-Funktion. Wie ihr im verlinkten Artikel nachlesen könnt, ist das ein großer Unterschied.
Tablets eignen sich in manchen Bereichen besser als Smartphones, besonders innerhalb der eigenen vier Wände. Unterwegs dürfte das Smartphone für die allermeisten Menschen die erste Wahl bleiben – allein schon wegen der klassischen Telefonfunktion und kompakteren Größe – aber zu Hause kann es auch mal ein größeres Display sein. Mehr Platz für Medien, Bedienelemente, Recherchen und dennoch im handlichen Format.
Tablet als Foldable?
Tablets könnten aber nicht nur mit Smart Displays zusammenwachsen, sondern auch mit einer anderen hoffnungsvollen Geräteklasse: Mit den Foldables. Warum muss es denn ein Smartphone mit unförmigem Display sein, das man zu einer ebenfalls etwas unförmigen Größe aufklappen kann? Ist es nicht sinnvoller, ein Tablet zu haben, das sich zur kompakten Nutzung zusammenklappen lässt? Auch hier gilt, dass das ein großer Unterschied sein kann.
Ich persönlich, das kann jeder anders sehen, hätte Null Interesse daran, mein Smartphone-Display zu vergrößern. Mein schickes 10 bis 12-Zoll Tablet hingegen zu verkleinern, um es bequemer transportieren und nutzen zu können, wäre da schon eher etwas, dass mir gefallen könnte.
Tablets + Smart Displays + Foldables
Damit hätten wir drei Geräteklassen zusammen, die zusammenwachsen könnten und als logischstes Ergebnis im Formfaktor eines Tablets auf den Markt kommen können. Nachdem das Zusammenwachsen von Mobil und Desktop eher solala funktioniert hat und weder Google noch Apple noch Microsoft den heiligen Gral gefunden haben, kann man es auch mal in einer anderen Richtung versuchen. Vielleicht wird Google in diese Richtung gehen und das Pixel Tablet in einer ganz neuen Geräteklasse platzieren.
Die Anschlusspunkte für die Nutzung als Smart Display gelten mittlerweile als sicher. Ein faltbares Display ist auf obigem veröffentlichten Bild zwar nicht zu erkennen, aber Googles Rick Osterloh hat während der Präsentation mehrfach betont, dass da nicht das finale Gerät abgebildet ist. Man könnte die möglichen Scharniere einfach wegretuschiert haben. Vielleicht wird es aber auch ein Pixel Tablet und ein Pixel Tablet Fold geben.
Selbst die Bezeichnung Pixel Notepad für Googles erstes faltbares Smartphone weckt eher die Erinnerung an ein Tablet als an ein Smartphone. Wir dürfen gespannt sein, was da in den nächsten eineinhalb Jahren alles kommt…