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Googles Künstliche Intelligenz: Googler will Bewusstsein entdeckt haben – wenn die Simulation zur Realität wird

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Google arbeitet seit vielen Jahren an der Künstlichen Intelligenz und hat dabei so große Fortschritte gemacht, dass man jetzt auch das Umfeld und die breit anerkannten Bewertungen anpassen muss. Erst vor wenigen Tagen hat man einen modernen Turing-Test angekündigt, der spätestens bei seinem Start die Frage aufwirft, ob eine Künstliche Intelligenz tatsächlich als echte Intelligenz bezeichnet werden oder ein Bewusstsein haben kann.


Die Künstliche Intelligenz wird immer wieder als der nächste große Schritt bezeichnet, der nicht nur die Welt des Computings auf vielen Ebenen voranbringen soll. Tatsächlich ist die KI aber schon heute Teil unseres Alltags, ohne dass sich die meisten Menschen überhaupt darüber bewusst sein. Streng genommen sind KIs nichts anderes als sehr hoch entwickelte Algorithmen, doch ab einer bestimmten Stufe (die bis heute nicht exakt definiert ist) spricht man eben von KI. Oder weil das Marketing es so möchte.

Das Befeuern von Spamfiltern, automatische Sortieren von Fotos oder das Ranking von Suchergebnissen sind die aktuellen Aufgaben von Googles Künstlicher Intelligenz, die die sehr weit entwickelten Systeme vielleicht etwas unterfordern. Sie leisten sehr gute Arbeit, aber sie können deutlich mehr. Immer wieder wird von Google betont, dass man sich noch ganz am Anfang befindet und noch nicht einmal von Kinderschuhen sprechen kann. Vielleicht vergleichbar mit den Rechenmaschinen des frühen vorherigen Jahrhunderts, denen man damals wohl kaum das zugetraut hätte, was sie einige Jahrzehnte später bereits leisten konnten.

Eigentlich kommt der Mensch nicht mit der Künstlichen Intelligenz in Berührung, denn es sind wie bereits erwähnt einfach nur hochgezüchtete Algorithmen. Egal wie viel sie leisten, auf der untersten Ebene sind es weiterhin nur Einsen und Nullen. Stattdessen kommen die Nutzer mit den Schnittstellen in Berührung, so wie etwa den Sprachmodellen, der visuellen Ausgabe oder im Fall von Robotern mit den interagierenden Maschinen.




Dass ein hochrangiger Google-Entwickler der KI seines Arbeitgebers kürzlich ein Bewusstsein attestiert hat, ist der Beginn einer ganz neuen Diskussion. Der Entwickler war sich so sicher, dass die KI ein Bewusstsein erlangt hat, dass er damit an die Öffentlichkeit gegangen ist und kurz darauf von Google suspendiert wurde. Dennoch bleibt er auf seinem Standpunkt und Google hat die Aussagen, trotz eigener Skepsis, wohl umfangreich geprüft. Die ganze Geschichte findet ihr in diesem Artikel.

Ein Blick zurück in die Vergangenheit, nämlich in das Jahr 1966, zeigt uns, was mit aufwendigen Sprachmodellen möglich ist. Schon vor fünfeinhalb Jahrzehnten gab es ELIZA, das einige Tester täuschte und ihnen vorgaukelte, dass sie mit einem anderen Menschen kommunizieren. 1966 ist im IT-Maßstab ewig her und kurz nach dem Urknall. Natürlich gibt es heute völlig andere Möglichkeiten, dank Cloud Computing „unendliche“ Rechenkapazität sowie „unendlichen“ Speicher für jegliche Formen von Sprachmodellen und Erfahrungen.

Googles LaMDA ist hoch entwickelt und hat sich zum Ziel gesetzt, eine menschliche Kommunikation zu simulieren. Die Menschen sollen mit dieser KI-Schnittstelle so reden können, wie mit einem anderen Menschen und auch eben solche Antworten erhalten. Aber nicht im Sinne von Frage-Antwort, sondern einer ganz normalen Unterhaltung. Inklusive Erinnerungen, simulierten Gefühlen, Smalltalk und was eben so alles dazu gehört.

Ist ein simuliertes Bewusstsein ein Bewusstsein?
Dieses Ziel scheint man erreicht zu haben und dabei einen Perfektionsgrad erreicht zu haben, der selbst angesehene Forscher und Entwickler zweifeln lässt, ob da nicht etwas mehr dahinter steckt. Ob eine KI ein Bewusstsein entwickeln kann, ist eher eine ethische als eine technische Frage. Dass ein Bewusstsein simuliert werden kann, steht außer Frage. Aber muss man ein simuliertes Bewusstsein genauso behandeln, wie ein echtes Bewusstsein? Das ist genau die Frage, um die sich die gesamte Diskussion noch lange drehen wird.

Die Künstliche Intelligenz hat die menschliche Intelligenz in gewissen Betrachtungsweisen längst überholt. Wenn man Biologie und Technik vergleichen will, hat die KI mehr Speicherplatz und mehr Rechenkapazität als der Mensch. Aber dennoch macht es sie nicht zu einer echten Intelligenz. Maschinen sind leistungsfähiger, klüger und stärker als der Mensch – bleiben aber weiterhin Maschinen. Wenn sie ein Bewusstsein so gut oder gar besser simulieren können als es ein Mensch selbst hat, macht es das dann im Vergleich zu einem echten Bewusstsein?

Es braucht wohl neue Definitionen von Bewusstsein und Leben. Auch Pflanzen und Tiere sind Lebewesen. Doch während wir Tiere (hoffentlich) gut behandeln, sieht das bei Pflanzen anders aus. Oder wer hatte schon einmal ein schlechtes Gewissen gegenüber einer Pflanze? Beide leben, aber nur Tiere haben ein Bewusstsein. Zumindest glauben wir das heute. Da sind wir wieder am Punkt Ethik.




Sollte Google in eine andere Richtung entwickeln?
Google als einer der größten KI-Antreiber wird sich diesen Diskussionen rund um die KIs noch viele Jahre stellen müssen. Vielleicht sollte man aber auch einfach die Weiterentwicklung der Schnittstellen erst einmal ruhen lassen. Das gilt sowohl für die Sprachmodelle als auch für andere Schnittstellen mit visueller Ausgabe oder Roboter mit menschlichen Verhaltensweisen. Stattdessen sollte man die KI auf technischer Ebene weiterentwickeln, um sie ihren eigentlichen Aufgaben zuzuführen. Nämlich Lösungen für Probleme finden.

Immer wieder spricht man davon, dass KIs in der Lage sein werden, unheilbare Krankheiten zu heilen. Das wäre vielleicht wichtiger als eine Sprechpuppe. Aber natürlich muss sich die sehr teure Entwicklung auch refinanzieren, sodass der Einsatz in alltäglichen Produkten nachvollziehbar ist. Wie schon in meinem Artikel vor wenigen Tagen gefragt: Was ist das Ziel der KI-Entwicklung?. Erst will man der perfekten Simulation arbeiten und wenn man sie erreicht hat, streitet man sie ab.

Spätestens wenn auch die neuen Google Turing-Tests irgendwann zu dem Schluss kommen, dass eine Form von Bewusstsein vorhanden ist, werden die Diskussionen auf ganz anderer Ebene geführt werden müssen. Und das könnte für die Entwicklung wenig förderlich sein.


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