Der Google Chromecast und seine Vorgänger gehören zu den ältesten und erfolgreichsten Produkten im Google-Portfolio und werden wohl auch in diesem Jahr wieder einen Nachfolger erhalten. In den letzten Tagen sind neue Informationen rund um den kommenden Dongle bekannt geworden, die leider nicht das Produkt erwarten lassen, auf das so mancher Nutzer hoffen dürfte. Statt aufgemotzt wird abgespeckt.
Mit dem Chromecast ist Google vor gut neun Jahren erstmals groß ins Hardware-Geschäft eingestiegen und konnte mittlerweile mehr als 100 Millionen Sticks und Dongles verkaufen, die hinter ebenso vielen Fernsehern unsichtbar ihren Dienst verrichten. Mit dem Chromecast mit Google TV gab es Ende 2020 den großen Neustart, der die beiden bisher getrennten Plattformen Android TV und die des Chromecast zusammengebracht hat. Ein Schritt, den man schon zuvor für überfällig hielt.
Allerdings ist der „Chromecast mit Google TV“ etwas schwachbrüstig und bringt nur wenig Leistung und wenig Speicherplatz mit. Kein Wunder, dass viele Nutzer seit dem Neustart auf einen stärkeren Dongle oder eine Box warten, die die technischen Schwächen ausgleicht. Doch dazu wird es aus heutiger Sicht so schnell nicht kommen, denn Google plant in die ganz andere Richtung. Statt eines starken und etwas hochpreisigeren Produkts nimmt man die andere Seite der Preiskette in Angriff.
In diesen Tagen gab es einige Leaks zum neuen Chromecast, die das Gerät bereits bei der US-amerikanischen Behörde FCC zur Zulassung gesehen haben. Außerdem gab es Anfang des Jahres eine Reihe von Leaks rund um die Spezifikationen, die von vielen Beobachtern als wenig spekulativ eingestuft wurden und daher auch in diesem Artikel als Fakt angenommen werden. Behaltet aber im Hinterkopf, dass die Informationen noch nicht aus offizieller Quelle stammen.
Das neue Produkt soll auf den Namen Chromecast HD mit Google TV hören. Klingt erst einmal gut und erscheint neben dem Produktnamen des 2020er-Produkts als hochwertiger – aber das täuscht. Der aktuelle Chromecast mit Google TV unterstützt 4K, während der neue nur HD unterstützen soll. Eigentlich müsste man das aktuelle Produkt dann als „Chromcast 4K mit Google TV“ bewerben. Vielleicht wird man das im Zuge einer kleinen Umbenennung dann auch bald tun.
Aber nicht nur bei der maximalen Auflösung wird abgespeckt, sondern auch bei den restlichen Spezifikationen versucht man nicht zu beeindrucken, sondern auf das Minimum zu drücken, das für die Nutzung von Google TV und die Hauptaufgabe als Streamingempfänger notwendig ist:
Die erwarteten Spezifikationen
Unter der Haube soll ein AMlogic S805X2 zum Einsatz kommen und natürlich den AV1-Codec sowie HDR10+ Wiedergabe unterstützen. Der neue Chromecast soll weiterhin die Dongle-Form behalten und maximal 2 Gigabyte RAM mitbringen. Außerdem ist die Rede von WLAN mit 2,4 Gigahertz, einem Bluetooth-Controller sowie einer maximalen Streamingauflösung von 1080p mit 60 Hertz Bildwiederholfrequenz. Zum Lieferumfang soll ein USB-Kabel gehören.
Ob eine Fernbedienung im Karton liegen wird, lässt sich schwer sagen. Google wird nicht umsonst die Smartphone-Fernsteuerung für Android aufgerüstet haben… Denn bei einem solchen Produkt zählt der Preis und mit Einsparen der Fernbedienung dürfte sich da einiges bewegen lassen.
Verkaufspreis
Ein solches Produkt wird sich nur über den Preis verkaufen und für Google auch nur als Massenprodukt interessant sein. Natürlich ist auch der Chromecast mit Google TV ein Massenprodukt, aber mit hierzulande 70 Euro teurer als die meisten Konkurrenten. Für den neuen Chromecast wird ein Preis von „deutlich unter 40 Dollar“ erwartet. Das können dann wohl 20, 25 oder auch 29 Euro sein. So genau wissen wir es nicht, aber es wäre die Preisregion, in der auch der Amazon Fire TV Stick als größter globaler Konkurrent unterwegs ist.
Man würde damit auch den Preis des aktuellen klassischen Chromecast unterbieten. Dieser ist hierzulande für 39,99 Euro verfügbar und längst ein Auslaufmodell, auch wenn es noch nicht als solches bezeichnet wird. Das neue Produkt dürfte die Nachfolge des klassischen Chromecast antreten und wohl in etwa die gleiche Leistung bieten. Die beiden größten Unterschiede wären mutmaßlich die Unterstützung von Google TV sowie des AV1-Codecs. Und damit sind wir schon beim nächsten Thema.
Problem AV1
Der AV1-Codec ist nicht nur irgendein Codec, sondern es ist der Schlüssel der Wahl auf Googles Plattform. Schon im vergangenen Jahr, kurz nach dem Release des Chromecast mit Google TV hat man den AV1-Codec zwingend für alle neuen Geräte mit Android TV vorgeschrieben. Das bedeutet, dass der Chromecast mit Google TV aus Codec-Sicht veraltet ist. Der neue Dongle wäre es hingegen nicht, denn dieser würde die Unterstützung mitbringen. Das bedeutet, dass das deutlich günstigere Produkt mehr bietet als der große teure Bruder.
Das wiederum lässt vermuten, dass auch der Chromecast mit Google TV überarbeitet wird und in einer stillen zweiten Charge unter gleichem oder sehr ähnlichem Namen auf den Markt kommen könnte. Wir erinnern uns an das potenzielle „Chromecast 4K mit Google TV“. Würde schon reichen, um die AV1-Problematik zu lösen und gleichzeitig die Marktstellung gegenüber dem neuen Chromecast klarzustellen. Die zweite Variante wäre ein weiterer neuer Chromecast, was aber nach aktuellem Stand eher unwahrscheinlich ist.
Wann der neue Chromecast HD auf den Markt kommt, lässt sich noch nicht sagen. Aufgrund des Auftauchens bei der FCC wäre eine Sommerwelle möglich, klassischerweise wartet man aber bis Oktober.