Android Auto: Googles Infotainment-Plattform überall kabellos nutzen – drei populäre Dongles im Vergleich (Videos)
Um Googles Plattform Android Auto auf dem Infotainment-Display im Auto nutzen zu können, ist man auf eine ständige Verbindung zwischen Smartphone und Fahrzeug angewiesen – in den meisten Fällen per Kabel. Die kabellose Nutzung wurde von Google lange Zeit vernachlässigt und es haben sich mittlerweile gleich drei Dongles etabliert, die die Kabelanbindung ersetzen können. Eine wird sogar hochoffiziell von Google unterstützt. Hier findet ihr sie alle im Vergleich.
Die Infotainment-Variante von Android Auto ist zur Nutzung im Fahrzeug auf eine ständige Verbindung zum Smartphone angewiesen, denn bekanntlich wird Android Auto nur auf dem Mobiltelefon ausgeführt und lediglich auf dem Display im Fahrzeug dargestellt. Das ist manchmal eine recht wacklige Angelegenheit, funktioniert aber grundsätzlich und war der wichtigste Baustein für die rasend schnelle Verbreitung von Android Auto. Allerdings waren die Nutzer lange Zeit auf ein Kabel angewiesen und die kabellose Variante wird erst seit dem vergangenen Jahr langsam ausgerollt.
AAWireless, Carsifi, Motorola
Weil viele Fahrzeuge bzw. dessen Infotainment-Geräte die kabellose Variante nicht unterstützen, hatte es sich das Team von AAWireless zur Aufgabe gemacht, dieses Problem per Dongle zu beheben – zumindest beim Crowdfunding mit riesigem Erfolg. Es dauerte nicht lang, da kam mit Carsifi eine Alternative mit gleicher Lösung und ähnlichem Funktionsumfang. Und erst vor wenigen Tagen haben Motorola und Google gemeinsam einen Dongle vorgestellt, der ebenfalls das Gleiche tut: Die kabellose Verbindung zum Smartphone aufbauen und die Kommunikation mit dem Infotainment-Display sicherstellen.
Die Entscheidung zwischen diesen drei Anbietern können wir euch nicht abnehmen, aber dafür einen schnellen Vergleich der wichtigsten Fakten liefern, die über die drei Dongles bekannt sind. Die Lösungen sind sehr ähnlich, doch in der Herangehensweise unterscheiden sich die Projekte, von denen sich nicht exakt sagen lässt, welcher Anbieter zuerst die Idee gehabt haben muss.
AAWireless
Fakten:
- Start des Projekts: September 2020 auf Indiegogo
- Kapital: 3,6 Millionen Dollar von 41.344 Unterstützern
- Verkaufspreis: 85 Dollar (Stand Januar 2022)
- Weiteres: Smartphone-Wechsel per App, Companion-App wird benötigt, Probleme mit Xiaomi-Smartphones
AAWireless ist im September 2020 an den Start gegangen und hat schon wenige Tage später einen riesigen Hype erzeugt, weil man endlich eine Lösung für die kabellose Nutzung von Android Auto bieten konnte. Ein Problem, das viele Nutzer lieber gestern als heute erledigt hätten. Gestartet ist man mit einer Attrappe, die aber tatsächlich funktionsfähig war und erst später die finale Form erhalten hat. Es gibt einen USB-Anschluss, eine LED und sonst nichts. Einfach das Gerät per USB mit dem Infotainment-Display verbinden und fertig. Der Dongle fungiert praktisch als Antenne für das Display und übernimmt die drahtlose Verbindung zum Smartphone.
Zum Einrichten ist eine Companion-App notwendig, die nur den notwendigsten Funktionsumfang bietet. Der Wechsel zwischen zwei Smartphones soll möglich sein, ist aber noch eine Baustelle und wird mit weiteren OTA-Updates ausgebaut. Schon seit langer Zeit konzentriert man sich vor allem darauf, die Produktionsprobleme in den Griff zu bekommen, unter denen man seit Monaten leidet. Das kommuniziert man sehr offen und macht einen guten Eindruck. Dennoch war es mit mehrfachen Preissteigerungen und Verzögerungen verbunden.
Update Juni 2022: Das Team möchte endlich aus der Crowdfunding-Phase herauskommen und hat angekündigt, den Dongle in Kürze in vielen Ländern über einen eigenen Webshop zu verkaufen. Für den Start in der EU wird man noch etwas Zeit benötigen, aber im Spätsommer / Herbst sollte es soweit sein.
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Carsifi
Fakten:
- Start des Projekts: August 2021 auf Kickstarter
- Kapital: 400.000 Dollar von 4.400 Unterstützern
- Verkaufspreis: 89 Dollar
- Weiteres: Smartphone-Wechsel per Magic Button, noch keine Probleme bekannt, soll schon am Markt sein
Carsifi ist erst im Sommer 2021 bei Kickstarter gestartet und stieß ebenfalls auf große Begeisterung. Zwar war der Hype deutlich kleiner – man hat nur etwa 10 Prozent des Kapitels und der Unterstützer von AAWireless gewinnen können – aber dafür waren auch die Ansprüche deutlich geringer. Carsifi ist bereits ein fertiges Produkt, das auch schon verkauft worden sein soll. Man wendet sich nach eigenen Angaben nur deswegen an Kickstarter, weil man durch die Chip-Engpässe die Lieferanten wechseln muss und dafür ein überschaubares Kapitel von unter 10.000 Dollar benötigt. Der Dongle ist kleiner der von AAWireless und besitzt neben dem USB-Anschluss zwei LEDs sowie den „Magic Button“, der unter anderem für den Wechsel des Smartphones benötigt wird.
Carsifi benötigt für den Betrieb keine App, wenn mindestens Android 9 zum Einsatz kommt. Eine Companion-App ist zwar verfügbar, wird aber nur für die einmalige Einrichtung sowie für die Konfiguration benötigt. Man sollte daher auch nicht mit vielen OTA-Updates rechnen, sondern das Gerät einfach als „it just works“ betrachten. Die Begriffe „Plug & Play“ werden im Carsifi-Marketing mehrfach verwendet. Es muss sich zeigen, ob man die großen Versprechen halten kann, denn auch Carsifi kämpft seit einiger Zeit mit Produktionsproblemen und den daraus resultierenden notwendigen Anpassungen der Hardware.
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Motorola
Fakten:
- Start des Projekts: Unbekannt. Verkaufsstart im Januar 2022
- Verkaufspreis: 89,95 Dollar
- Weiteres: Mehr oder weniger offizielle Lösung von Google
Der Dongle von Motorola wurde erst Anfang des Jahres angekündigt und wird im Gegensatz zu den beiden Crowdfunding-Projekten vom Start weg in großen Stückzahlen verfügbar sein. Das Produkt mit der offiziellen Bezeichnung „Motorola MA1“ setzt auf die gleiche Lösung wie die beiden anderen Projekte und hat sogar das Videokonzept für den Werbespot kopiert. Man kann tatsächlich von einer Kopie sprechen, zumindest was die aktuelle Präsentation und den Funktionsumfang angeht. Funktion, Design, Werbung und sogar der Verkaufspreis orientieren sich an den Crowdfunding-Projekten.
Der Motorola-Dongle ist auf keine zusätzliche App angewiesen und kann sich nativ mit Android Auto sowie dem Smartphone verbinden. Die notwendigen Weichen hat Google im Hintergrund gestellt. Der Produktname „MA1“ lässt zwar auf die erste Generation schließen, aber ich würde aufgrund des Bereichs eher nicht damit rechnen, dass Nachfolger auf den Markt kommen und auch mit großen Updates ist wohl kaum zu rechnen. Sowohl für Google als auch Motorola ist das einfach nur eine Notlösung, mit der man nebenbei Geld verdienen und sicherlich eine große Marge einfahren kann.
Update Juni 2022: Das Thema scheint bedeutend größer zu sein, als es Motorola und Google dachten: Auch der Motorola-Dongle ist in den USA immer wieder ausverkauft und hat es daher noch immer nicht nach Europa geschafft.
» Alle Informationen zum Motorola-Dongle
AAWireless vs. Carsifi vs. Motorola
Ich denke, es wird deutlich, dass sich alle drei Projekte sehr ähnlich sind. Es lässt sich wohl nicht klären, ob es die beiden Projekte von Carsifi und Motorola ohne AAWireless gegeben hätte. AAWireless war auf jeden Fall zuerst in den Medien präsent und hat das Thema groß gemacht, Carsifi erschien von Beginn an ausgereifter zu sein und Motorola hat natürlich den großen Vorteil des Namens, der etablierten Lieferketten sowie der Unterstützung von Google im Rücken.
Es wäre wirklich interessant, ob Motorola und Google auf die beiden Crowdfunding-Projekte reagiert haben oder einen solchen Dongle von Anfang an in Planung hatten. Technisch scheint das Ganze ja keine großen Herausforderung zu sein, aber bei großen Unternehmen durchlaufen solche Projekte nunmal Dutzende Schreibtische und brauchen daher etwas länger. Jedenfalls hat Google niemals offiziell auf die beiden Konkurrenten reagiert.
Alle drei haben übrigens das große Problem, dass sich die Projekte vergleichsweise schnell überleben werden: Je mehr Fahrzeuge die kabellose Verbindung unterstützen oder je mehr sich Android Automotive verbreitet, desto weniger werden die Produkte gebraucht. Doch der Einstieg von Motorola zeigt, dass selbst Google wohl noch länger nicht damit rechnet, dass sich die kabellose Variante schnell verbreitet.
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