Es kommt eher selten vor, dass sich Apple auf unkontrolliertes Terrain begibt und eine App für eine Google-Plattform anbietet, doch gerade bei auf große Reichweite angewiesene Produkte macht man eine Ausnahme: Seit einigen Wochen steht die Musikerkennung von Shazam als Chrome-Eweiterung bereit und bietet die bekannte Dienstleistung der Musikerkennung – inklusive Anbindung an Apple Music. Nach mehrtägigen Startschwierigkeiten funktioniert es längst problemlos.
Die Grundfunktion von Shazam dürfte vielen Menschen bekannt sein, denn durch die App ist das Genre der Musikerkennung in vielen Ländern erst populär geworden: Einfach das Smartphone ein paar Sekunden vor den Lautsprecher halten und schon erfährt man Titel und Interpret. Seit einigen Jahren gehört Shazam zu Apple und ähnliche Dienstleistungen gibt es von mehreren Plattformen – auch von Google seit sehr langer Zeit. Schon die Sprachsuche hatte damals eine Musikfunktion, später war es der Google Assistant und heute unter anderem die Hintergrunderkennung auf den Pixel-Smartphones.
Anfang des Jahres hat Apple Shazam als Chrome-Erweiterung veröffentlicht und einen recht holprigen Start hingelegt: Die Installationszahlen gingen schnell in den sechsstelligen Bereich, aber die App hat nicht funktioniert. Wenige Stunden später wurde sie zurückgezogen, um dann wenige Tage später wieder zurückzukehren und in den folgenden Tagen noch eine weitere Pause einzulegen. Jetzt, mit etwas Abstand, dürfte sie dauerhaft angeboten werden und die Probleme sind behoben. Zumindest hat die Erweiterung in meinen Tests der letzten Wochen problemlos und fehlerfrei funktioniert.
Und so funktioniert das Ganze: Die Erweiterung bringt den Shazam-Button in ein Overlay, das einmalig durch drücken des Icons aktiviert wird. Drückt dann einfach den Button und schon wird die im aktuellen Tab (!) laufende Musik ausgewertet. Die Auswertung von Hintergrund-Tabs oder lokaler Musik ist nicht möglich. Letztes allerdings dann, wenn ihr diese lokale Musik direkt im Browser abspielt.
Wie üblich erhaltet ihr nach wenigen Sekunden ein Ergebnis: Titel, Interpret und in vielen Fällen das Single-Cover. Zusätzlich erhaltet ihr die Information, wie oft dieser Song bereits von Shazam erkannt worden ist. Habt ihr Gefallen gefunden, könnt ihr den Song komplett bei Apple Music anhören – was natürlich ein entsprechendes Abo voraussetzt und nicht ohne weiteres getan werden kann. Und damit schafft sich Apple eine starke Werbefläche für Apple Music, das trotz sehr hoher Marktanteile gefühlt manchmal unter dem Radar fliegt.
Und nun kann man sich fragen, warum Google so etwas nicht anbietet. Schon seit längerer Zeit hat Chrome ein Mediencenter inklusive Steuerungsmöglichkeiten. Außerdem kann der Browser über laufende Musik und Videos informieren. Entsprechende Erkennungsfunktionen hat Google parat und müsste es nur anzapfen. Dann eine Verknüpfung zu YouTube Music und man hätte ähnliches geschafft wie Apple – und das dann auch ganz ohne Erweiterung.
Meine Prognose: Google wird so etwas noch in diesem Jahr selbst anbieten, aber vermutlich ebenfalls nur als Browser-Erweiterung