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Pixel 6 & Pixel 6 Pro: Das Update-Fiasko findet kein Ende – Google muss endlich flexibler werden (Kommentar)

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Die Pixel 6-Smartphones sind seit gut fünf Monaten auf dem Markt und sollten somit längst den geduldeten Zeitraum der Kinderkrankheiten verlassen haben – doch zumindest in puncto Updates ist das nicht der Fall. Im März hat Google erneut alle Pixel 6-Nutzer enttäuscht und langsam muss man sich fragen, was eigentlich Googles Problem ist und ob das Unternehmen nicht etwas flexibler agieren könnte.


Das Thema Pixel 6-Updates hat hier im Blog schon mehrere Artikel gefüllt und wird auch in den Kommentaren recht emotional diskutiert, wobei es je nach eigener Betroffenheit in ganz unterschiedliche Richtungen ausschlagen kann. Fakt ist: Google hat offensichtlich große Probleme mit den Pixel 6-Smartphones. Zwar hat man die Funktionalität seit Ende Januar weitgehend gesichert, sodass die Nutzer insgesamt nicht mehr unter funktionalen Problemen oder Einschränkungen leiden müssen.

Dass ein neues Produkt wie beworben und erwartet funktioniert, kann man als zahlender Käufer voraussetzen. Google gibt aber auch ein Update-Versprechen, an dem man sich messen lassen muss. Und in diesem Punkt versagt man bei den Pixel 6-Smartphones seit fünf Monaten in Folge – mit Ausnahme des Februar. Im zweiten Monat des Jahres hat man es merkwürdigerweise geschafft, die neue Generation zeitgleich mit den älteren Generationen zu versorgen. Wie das Zustande kam und warum es davor und danach nicht funktioniert hat, lässt sich nicht sagen.

Wir sind der Ursache hier im Blog schon mehrfach auf den Grund gegangen und es läuft immer wieder auf den Tensor-SoC hinaus. Dieser befindet sich in der ersten Generation und Google soll wohl auch aufgrund der im Hintergrund gehaltenen Abhängigkeit von Samsung ein Stück weit machtlos sein. Man könnte das Samsung in die Schuhe schieben, aber die Koreaner treten nur als Zulieferer auf, sodass Google als „Hersteller“ und Verkäufer der Smartphones für geordnete Abläufe sorgen muss.




Tensor dürfte die Updates weiter ausbremsen
Das Android Update-Dilemma ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es im Hintergrund sehr viele Abhängigkeiten gibt. Google gibt ein Update frei und die Hersteller müssen es für ihre Geräte anpassen, gleichzeitig aber auch auf Software-Update einzelner Komponenten warten. Bisher hatte Google das bei den Pixel-Smartphones mit den Qualcomm-Chips gut im Griff, doch bei Samsung ist man trotz der Größe des Unternehmens in diesem Punkt offenbar nicht ganz so Fit. Kein Wunder, dass Samsung bis heute nicht ausschließlich auf eigene Chips setzen kann.

Mit Tensor hat sich Google die Samsung-Probleme ins Haus geholt. Langfristig war es sicherlich die richtige Entscheidung, aber derzeit sieht es nicht gut aus. Man geht den einzig richtigen Weg und rollt die fertig entwickelten Updates für die Qualcomm-Geräte aus, während die Tensor-Geräte warten müssen. Das ist für die Pixel 6-Nutzer nicht schön, aber nachvollziehbar. Die Alternative wäre es, die Updates für die älteren Pixel zurückzuhalten, bis das Pixel 6-Update fertig ist. Das wäre sicherlich auch nicht jedem Recht 😉

Die Probleme liegen auch an Googles Vorgaben
Im Monat März hat sich allerdings gezeigt, dass das Problem nicht nur bei Tensor liegt, sondern auch an Googles internen Abläufen. Das März-Feuerwerk bestand aus dem Sicherheitsupdate, Dutzenden Verbesserungen, dem Pixel Feature Drop und Android 12L. Eine Übersicht findet ihr in diesem Artikel. Das Sicherheitsupdate ist Hardware-nah, daher ist das Zurückhalten verständlich, das Gleiche gilt für Android 12L. Aber was ist mit den anderen beiden Update-Paketen?

Warum war es Google nicht möglich, das Pixel Feature Drop vollkommen unabhängig vom März-Update für Pixel 6 auszurollen? Die Updates sind in den Google-Apps und an der Oberfläche des Pixel Launcher zu finden. Nichts davon erfordert (aus meiner Sicht als Hobbyprogrammierer) eine Anpassung an den SoC. Das Gleiche gilt für den größten Schwung an Android-Verbesserungen. Man hätte beides vollständig oder zumindest in sehr großem Umfang bereits ausrollen können.

Aber auch das Android-Sicherheitsupdate und Android 12L hätte man nicht zwei Wochen zurückhalten müssen.




Google muss flexibler werden
Es gibt nicht DAS Sicherheitsupdate, sondern dieses besteht aus einer großen Sammlung an Dutzenden einzelnen Bugfixes und Verbesserungen. Nicht alles ist Hardware-nah bzw. steht mit dem SoC in Verbindung. Warum kann man nicht alle fertigen Komponenten am ersten Tag für die Pixel 6-Smartphones ausrollen und zwei Wochen später noch einmal nachlegen? Und warum wurde Android 12L nicht rechtzeitig fertig, die Android 13 Preview sowie die letzte Android 12L Beta hingegen schon? Warum konnten Pixel 6-Nutzer zuerst Android 13 und dann erst Android 12L erhalten?

Meiner Meinung nach muss Google in diesem Punkt flexibler werden. Man muss das Update-Paket nicht vollständig zurückhalten, sondern könnte viele Komponenten schon vorab ausrollen. Natürlich wird es in einigen Bereichen Abhängigkeiten geben, aber ich bin mir sicher, dass es sehr viele Komponenten und Verbesserungen ohne direkte SoC-Abhängigkeiten gibt, die man einfach zwei Wochen unangetastet lässt und dann ausrollt.

Die Kommunikation kann vieles retten
Statt die Käufer Monat für Monat zu enttäuschen (die Stimmung in der Pixel 6-Community scheint mir immer stärker am Brodeln zu sein), könnte man es sogar positiv verkaufen: „Hey, es gibt noch ein zweites Update für dich!“ Das erste Update zeitgleich mit den älteren Pixel-Generationen und der zweite Teil, sozusagen das Update-Update zwei Wochen später. Das Marketing könnte daraus sicherlich etwas basteln, dass 90 Prozent der Pixel 6-Nutzer zufrieden sind. Es ist immer wichtig, wie man etwas verkauft. Doch genau das ist seit jeher Googles Schwachstelle. Leider.

Und wer das nun als Frickelei betrachtet: Ja, das wäre es. Aber das gesamte Android-Projekt ist eine riesige Frickelei und mit den zahlreichen Update-Kanälen zeigt man, dass es hinter den Kulissen wohl schon seit langer Zeit so zugeht…

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