Android 12 & Android 13: Google macht den Beta-Kanal unnötig kompliziert – selbst Googler scheinen verwirrt
Google verfolgt bei Android seit vielen Jahren ein einfaches Schema, das leicht durchschaubar ist: Jedes Jahr im Spätsommer gibt es eine neue Android-Version und in den Monaten zuvor eine Vorschauphase auf das kommende Betriebssystem. Doch damit scheint es erst einmal vorbei zu sein, denn in den letzten Wochen wurde eine sehr verwirrende Situation geschaffen, die offenbar auch bei Google selbst nicht alle Teams vollständig überblicken.
Der Android-Zyklus war seit vielen Jahren leicht zu überblicken und hatte einige Vorteile: Einmal im Jahr gibt es ein großes Update und davor eine lange Vorschauphase, die mittlerweile auf über sechs Monate gestreckt ist. Es gibt also sechs Monate ein einziges aktuelles Betriebssystem und sechs Monate ebenfalls die aktuelle Version inklusive der Vorschauversion des Nachfolgers. Die Vorschau lässt sich in späteren Phasen per Knopfdruck auf den Pixel-Smartphones und einigen wenigen anderen Geräten ausprobieren.
Der gesamte Zyklus dreht sich nur um die Hauptversion und lässt alles andere außen vor: Das monatliche Sicherheitsupdate und das einmal im Quartal ausgerollte Pixel Feature Drop ist davon nicht betroffen und wird ohne jegliche Testphase für alle Nutzer ausgerollt. Abgesehen von den jüngsten Pixel 6-Stolpersteinen hat sich das bewährt und wunderbar für alle Beteiligten funktioniert. Doch damit ist es erst einmal vorbei, das zeigt sich in diesen Tagen sehr sehr deutlich.
Schon der Einschub von Android 12L zwischen Android 12 und Android 13 hat für einige Unklarheiten und auf den Pixel 6-Smartphones zum Teil auch für Probleme gesorgt, doch die jüngste Entwicklung treibt das auf die Spitze und sorgt dafür, dass sich eigentlich keiner mehr so richtig auskennt. Das scheint selbst Google-intern der Fall zu sein.
Android 12 QPR3 Beta
Vor wenigen Tagen wurde die finale Version von Android 12L veröffentlicht und auf die Pixel-Smartphones der dritten bis fünften Generation ausgerollt. Damit hätte das Kapitel beendet sein können und es wäre der Weg frei für die erste Android 13 Beta gewesen, die für Mitte April erwartet wird. Doch ganz so einfach macht Google es den Nutzern dann doch nicht. Nur zwei Tage nach dem Android 12L Rollout wurde die Android 12 QPR3 Beta 1 veröffentlicht. Sowohl diese Tatsache als auch die Bezeichnung ließen bei mir ganz persönlich erstmal drei Buchstaben über dem Kopf schweben: WTF?!
Bei Android 12 QPR3 Beta handelt es sich um die erste Beta von Android 12 QPR3. QPR steht für „Quarterly Platform Release“ und ist wohl die Android-interne Bezeichnung für die Pixel Feature Drops. Es ist also die Vorschau auf das nächste Pixel Feature Drop, das für Juni 2022 erwartet wird. Zumindest in diesem Release dauert die Vorschauphase also genauso lange wie die Aktualität. Drei Monate Vorschau und anschließend ist es drei Monate lang, bis zum nächsten Update im September, aktuell.
Google will alle großen Updates vorab testen
Die Intention hinter dieser neuen Version ist erstmal eine sehr gute: Man möchte alle größeren Android-Updates vorab testen und somit frühzeitig Probleme lösen und Feedback der Nutzer sammeln. Eine gute Sache, die vielleicht auch durch die jüngsten Pixel 6-Schwierigkeiten angetrieben wurde. Intern wird das sicherlich schon seit langer Zeit so gehandhabt, aber für den öffentlichen Beta-Kanal scheint das dann doch etwas viel zu sein. Fraglich auch, was man da eigentlich drei Monate lang testen möchte, denn die allermeisten Feature Drop-Neuerungen finden innerhalb der Apps und nicht direkt im Betriebssystem statt.
Die Android-Versionen sorgen für Verwirrung
Und so haben wir nun folgende Situation: Android 12 ist das aktuelle Betriebssystem, das vor wenigen Tagen auf den Pixel-Smartphones (mit Ausnahme der sechsten Generation) durch Android 12L „ersetzt“ wurde. Ob es nun Android 12L oder Android 12.1 ist, spielt keine Rolle. Interessanterweise spricht Google selbst die ganze Zeit von „Android 12L“, aber nach dem Update von Android 12 auf Android 12L sind die Smartphones weiterhin offiziell als „Android 12“ unterwegs. Das L verschwindet also während des Update-Prozesses.
Dennoch nennt sich die neue Beta „Android 12 QPR3 Beta 1“. Warum ist es nicht „Android 12.1 QPR3 Beta 1“? Wir dürfen auch nicht vergessen, dass bereits die erste Android 13 Developer Preview verfügbar ist. Ist nun Android 12 QPR3 Beta 1 oder Android 13 DP 1 die neuere Version? So genau weiß das selbst Google nicht.
Googles Update-Systeme sind verwirrt
Am Mittwoch Abend kam es gleich zu ersten Problemen: Wer bereits die Android 13 DP1 installiert hatte und sich gleichzeitig im Beta-Channel befindet, dem wurde Android 12 QPR3 Beta 1 angeboten. Das ist korrekt, denn es ist die jüngere Version. Dennoch ist es sowohl von der Bezeichnung als auch dem API-Level ein Downgrade. Dieses wurde problemlos durchgeführt, hat anschließend aber so manches Pixel-Smartphone in eine Boot-Schleife geschickt, die nur durch ein Factory Reset gelöst werden konnte. Ärgerlich, aber wer eine Developer Preview verwendet, muss mit Problemen rechnen – davor warnt Google seit jeher.
Mehr Android-Versionen als Pixel-Generationen
Und so haben wir Stand heute folgende Situation: Pixel 3 bis Pixel 5a sind auf Android 12L unterwegs. Pixel 6 auf Android 12. Pixel-Nutzer im Beta-Channel auf Android 12 QPR3 Beta 1 und experimentierfreudige Nutzer auf Android 13 DP1. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie der baldige Start der Android 13 Beta das Ganze weiter durchmischen wird. Das ist nicht nur für die Nutzer extrem verwirrend, sondern dürfte auch hinter den Kulissen und bei App-Entwicklern für Fragezeichen sorgen. Man muss sich fragen, warum Google sich selbst ohne Not eine solche Situation geschaffen hat. Was ist, wenn man in Zukunft auch noch die Sicherheitsupdates vorab als Beta herausgibt?
Sollte Google die Versionsnummer abschaffen?
Zumindest nach außen könnte man das Problem dadurch lösen, die Versionsnummer von Android abzuschaffen und einfach nur mehrere Update-Kanäle zu etablieren – ähnlich zu Chrome. Ein Stable, ein Beta, ein Dev. Die allermeisten Chrome-Nutzer interessieren sich nicht für die Versionsnummer und hätte man bei Android ein ähnliches System, wäre es genauso. Man hätte Android 12L in der Stable, Android 12 QPR3 in der Beta und Android 13 in Dev. Vielleicht kommt da ja in den nächsten Monaten so etwas in die Richtung…
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