Am Freitag ist über Googles Spieleplattform Stadia eine Bombe geplatzt, die für manche überraschend und für andere erwartbar gewesen ist: Ein Medienbericht hat das de-facto Aus der Spieleplattform angekündigt, das zwar noch weit in der Zukunft liegt, aber intern wohl schon seit langer Zeit vorbereitet wird. Die veröffentlichten Zahlen und Googles halbherziges Dementi stützen den Bericht.
Stadia befindet sich bereits im dritten Jahr und ist damit schon länger am Markt, als es so manche Beobachter erwartet hätten. Gerade zu Beginn mussten Googles Teams immer wieder betonen, dass die Spieleplattform ein langfristiges Projekt ist und man viel Geduld beweisen wird. Gut möglich, dass diese Geduld schon kurz nach dem ersten Geburtstag geendet hat, denn selbst die bescheidenen Ziele konnte man nicht erreichen.
Glaubt man dem Bericht, der ja offenbar viel Wahrheit enthält, hatte Stadia Ende 2020 gerade einmal 750.000 aktive Spieler – sowohl Pro als auch Base. Als Ziel hatte man sich wohl eine Million Spieler gesetzt. Das hat dann dazu geführt, dass die Weiterentwicklung zu großen Teilen auf die Infrastruktur und nicht mehr auf das daraus basierende Produkt konzentriert wurde. Im Bericht heißt es, dass lediglich 20 Prozent der Energien der Entwicklung in Stadia geflossen sind.
Die Zahlen sprechen nicht für Stadia, also muss es das Marketing tun. In drei Tweets hat man die Zukunft von Stadia verteidigt, ohne direkt auf den Bericht und die in den Raum gestellte Nachricht der zukünftigen Einstellung einzugehen. Allerdings sind die Tweets recht wortgewandt formuliert und lassen einiges an Interpretationsspielraum. Ein echtes Dementi mit der Faust auf dem Tisch sieht anders aus.
If you hear one thing, hear this: The Stadia team is working really hard on a great future for Stadia and cloud gaming.
We hope you agree, and we know the proof is in the playing.
— Stadia
(@GoogleStadia) February 5, 2022
Man erwähnt die „große Zukunft von Stadia“ im selben Atemzug wie der des Cloud Gaming. Das ist nicht nur eine Bestätigung des neuen „Google Stream“, sondern auch ein recht eindeutiger Hinweis darauf, dass Stadia ein Teil davon wird.
We’re particularly proud to be offering 50 games to Pro members in February, with more than 100 titles to join Stadia in 2022 and plenty of Free Play Days for everyone to enjoy.
— Stadia
(@GoogleStadia) February 5, 2022
Das klingt gut. Die Spieleauswahl wird also trotz allem weiter wachsen. Das kann natürlich auch damit im Zusammenhang stehen, dass die neuen Titel auf der Google Stream-Infrastruktur basieren sollen und somit auch bei Stadia freigeschaltet werden können.
There’s also more feature goodness coming to Stadia too – stuff we can’t talk about just yet, but we promise to share when we can.
Have a great weekend, Stadians.
— Stadia
(@GoogleStadia) February 5, 2022
Große neue Features gab es bei Stadia schon länger nicht mehr. Ich nehme an, dass sich die Verbesserungen eher im Infrastruktur-Bereich bewegen werden: Neue Märkte, stabilere Verbindung und eventuell Features, die auch dem Stream-Produkt zugute kommen.
Stadia ist tot, lang lebe Cloud Gaming
Ich denke, dass Googles Stadia-Team das langfristige Aus des Produkts sogar noch besiegelt hat. Das heißt aber nicht, dass sich die heute aktiven Nutzer Sorgen machen müssen oder interessierte Nutzer nicht doch noch einen Blick zu Stadia werfen könnten. Denn wenn etwas vor dem Aus steht, dann ist es das Endprodukt, aber nicht die Infrastruktur, die Auswahl der Spiele oder das faktische Angebot zum Zocken von Spielen in der Cloud.
Das neue Hauptprodukt im Spielebereich trägt den derzeitigen Arbeitstitel Google Stream und ist der seit langer Zeit bekannte Wandel zur White-Label-Plattform. Es ist anzunehmen, dass es eine Verbindung zu Stadia geben wird. Stadia könnte als internes Kundenprodukt von Google Stream fortgeführt werden, sodass sich für die Nutzer nichts ändert, diese aber dennoch langfristig eher unter anderen Markennamen auf Googles Infrastruktur zocken.
Doch wie so häufig könnte es bei Google an etwas Scheitern, dass das Unternehmen immer wieder in Probleme bringt: An der Kommunikation. Das jetzige Dementi dürfte nicht unbedingt dazu führen, dass sich die Massen nun auf zu Stadia machen…