Google Maps Streetview: Das Comeback in Deutschland rückt näher – immer mehr Hinweise auf einen Neustart
Die Aufnahmen von Google Maps Streetview gehören zu den größten Stärken der Kartenplattform und sind rund um den Globus in vielen Ballungsräumen oder national sogar flächendeckend verfügbar – außer in Deutschland. Deutschland nimmt bekanntlich eine Sonderstellung ein, doch in jüngster Zeit mehren sich die Hinweise auf ein Comeback. Die Wahrscheinlichkeit ist mittlerweile recht hoch.
Google Maps Streetview in Deutschland. Ein schweres Thema, bei dem vor über zehn Jahren Fakten geschaffen wurden, die bis heute Gültigkeit haben, aber vielleicht längst der breiten Grundlage entbehren. In keinem anderen Land der Welt gab es so viele Einsprüche gegen die Bilder, in keinem anderen Land musste Google so viele Bilder zensieren und in keinem anderen Land gab es solch große Kampagnen gegen das damals neue Produkt. Es geschah das, was international als „German Angst“ bekannt ist und von Google wohl unterschätzt wurde.
Die Geschichte dürfte vielen Menschen noch von damals bekannt sein und vielleicht hat auch der eine oder andere unserer Leser damals gegen die Veröffentlichung gestimmt bzw. die eigenen Hausfassaden verpixeln lassen. Es ist das gute Recht jedes Bürgers, das auch heute noch weltweit gilt, aber nur in Deutschland so exzessiv genutzt wurde – was auch an medialen und teils politischen Kampagnen gelegen haben dürfte. Doch gelten die Ängste von damals auch zehn Jahre später noch? Es lässt sich schwer beantworten, doch Google könnte versuchen, es herauszufinden.
Im April 2011 gab Google bekannt, die Bilder in Deutschland nicht mehr zu aktualisieren und selbst langfristig keinerlei Pläne mehr zu haben, neue Aufnahmen in Deutschland zu erstellen und zu veröffentlichen. Doch das ist mehr als ein Jahrzehnt her, Streetview ist rund um den Globus etabliert und die Ansichten vieler Menschen haben sich vielleicht geändert. Zeit für ein Comeback?
Die Deutschen lieben Streetview
Vor einigen Jahren hatte Google den interessanten Fakt veröffentlicht, dass es relativ zur Einwohnerzahl aus keinem Land so viele Zugriffe auf Streetview-Bilder gibt, wie aus Deutschland. Man kann sagen, die Deutschen lieben Streetview. Die Deutschen gelten bekanntlich als Reiselustig, also ist es kein Wunder, dass man sich die Gegebenheiten vor Ort direkt bei Google Maps ansehen möchte. Umgekehrt würden es Touristen mit Reiseziel in Deutschland (blenden wir die Pandemie für diese Betrachtung einmal aus) wohl ebenfalls gerne tun. Das ist allerdings nicht nur wegen der Verpixelung, sondern auch der alten Aufnahmen kaum möglich.
Hinweise auf ein Comeback
1. Lange Fahrten durch Hamburg
Viele Jahre lang war an ein Streetview-Comeback in Deutschland gar nicht zu denken, doch das hat sich mittlerweile geändert. Vor wenigen Tagen hatten wir darüber berichtet, dass die Fahrzeuge wieder in Deutschland unterwegs sind und neue Aufnahmen anfertigen. Das ist allerdings schon seit einigen Jahren der Fall, in Verbindung mit Googles Statement, dass die Bilder nicht veröffentlicht werden, sondern zu anderen Zwecken genutzt werden. Doch während man in 15 Bundesländern nur bis März unterwegs ist, will man bis August durch Hamburg fahren. Warum?
Meine Vermutung ist es, dass man in Hamburg als erstes Bundesland neue Aufnahmen anfertigen möchte, die dann auch veröffentlicht werden. Dafür spricht aber nicht nur der längere Zeitraum, sondern einiges mehr: Der Hauptsitz von Google Deutschland ist in Hamburg. Ende 2019 gab es Gespräche mit der Hamburger Datenschutzbehörde über die Zuständigkeit für mögliche neue Aufnahmen. Selbst bei der sonst so Fakten-orientierten Wikipedia heißt es daher seit längerer Zeit „Offenbar plant Google nach über zehn Jahren in Deutschland seine Bilder zu aktualisieren“.
2. Streetview-Treffen in Bayern
Im vergangenen Jahr haben wir über eine Art Streetview-Klassentreffen in Deutschland berichtet. Es gab nichts konkretes, doch zwischen den Zeilen konnte man herauslesen, dass Streetview in Deutschland kein rotes Tuch (mehr) ist. Nach meiner Veröffentlichung beeilte man sich, ein mögliches Comeback zu dementieren. Was Dementis in der PR wert sind, kennt man ja von vielen anderen Unternehmen und auch von Google. Es kann heißen: Es tut sich was, aber wir dürfen es nicht sagen. Lest einfach einmal meinen damaligen Artikel.
3. Das Streetview-Jubiläum
Google Maps Streetview feiert im Mai 2022 schon das 15-jährige Jubiläum. Gäbe es einen besseren Zeitpunkt, um ein Comeback in Deutschland zu verkünden? Zeitlich würde es sehr gut mit den Hamburg-Fahrten bis August zusammenpassen. Denn bevor diese stattfinden, muss Google den Hinweis entfernen oder anpassen, der verspricht, dass die Bilder nicht veröffentlicht werden. Ankündigung im Mai, Fahrten unmittelbar im Anschluss und Veröffentlichung noch vor Weihnachten. Durchaus denkbar. Mehr Details dazu in diesem Artikel.
Das Aus in Deutschland liegt nun elf Jahre zurück und es ist gut denkbar, dass bei Google intern eine Zehn-Jahres-Frist abgelaufen ist, nach der man Streetview in Deutschland neu evaluiert. Die Planungen könnten also seit vergangenem Frühjahr laufen, was dann wiederum das Klassentreffen in Bayern erklären würde.
4. Google muss handeln
Die Streetview-Aufnahmen in Deutschland sind mittlerweile 12 Jahre alt. Das ist eine sehr lange Zeit und für solch wichtige Aufnahmen wohl kaum mit Googles eigenen Qualitätsansprüchen vereinbar. Nicht ohne Grund fährt man schon seit mehreren Jahren wieder durchs Land, um Metadaten zu aktualisieren, die für Google Maps benötigt werden. Doch für Navigationshilfen, Live View und andere AR-Produkte wird nun auch aktuelles Bildmaterial relevant. Doch das hat Google nicht, also muss man einen klaren Schritt machen: Die Bilder aktualisieren oder in Deutschland deaktivieren. Als (mit Blick auf die Weltkarte) Zentrum von Europa ist letztes aus meiner Sicht für Googles eigene Ansprüche nicht akzeptabel, wenn es die politische und gesellschaftliche Lage mittlerweile anders zulässt.
Politisch hat Deutschland bekanntlich vor einigen Monaten den Neuanfang gewählt, wenn man das so nennen möchte. Vielleicht kann auch das mit hereinspielen, wenn auch nur als Nuance. Damals hatte man übrigens gleichzeitig mit Deutschland auch die Fahrten in Österreich abgesagt. Doch im südlichen Nachbarland (und meiner Heimat) ist Streetview bereits seit Sommer 2018 wieder vertreten und es gab keinerlei medialen oder gesellschaftlichen Aufschrei.
Wie stehen die Chancen für ein Comeback?
Ich füge in diesem Artikel nur einige schwache Puzzleteile zusammen, habe aber keine weiteren konkreten Hinweise auf ein Comeback von Streetview in Deutschland. Doch ich denke, dass einiges an Substanz daran ist, sonst würde ich diesen Artikel nicht veröffentlichen. Google wird sich dazu bis zur möglichen Verkündung sicherlich nicht äußern, denn es ist ein brisantes Thema, dass man wohl mit dem nötigen Fingerspitzengefühl angehen will und auch muss.
Persönlich stufe ich die Chance sehr hoch und würde mit einer großen Prise Optimismus und sehr weit aus dem Fenster gelehnt behaupten, dass Streetview noch in diesem Jahr zurückkehren wird. Zuerst in Hamburg und im nächsten Jahr in ganz Deutschland.
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Das ist aber doch alles nichts neues. Gefahren wird ja seit Jahren, eben nur nicht veröffentlicht.
Nur weil jetzt eine Gegend etwas länger befahren wird ?