In wenigen Wochen wird Google Chrome in der Version 100 erscheinen, die von Google vermutlich mit großen Neuerungen zelebriert wird. Aber es gibt nicht nur Grund zum Feiern, denn die ab diesem Zeitpunkt dreistellige Versionsnummer kann für Probleme sorgen. Dem ist sich auch Google bewusst und bietet nun die Möglichkeit, diesem Problem vorzugreifen und eventuelle Auswirkungen zu testen.
Mittlerweile alle vier Wochen gibt es einen neuen Chrome-Release und planmäßig wird am 29. März 2022 Google Chrome 100 veröffentlicht. Damit springt die Versionsnummer von einer zweistelligen zur dreistelligen Zahl – was gerade in der Welt der Algorithmen ein ernsthaftes Problem sein kann. Sowohl Google als auch Microsoft und Mozilla ist dieses Problem schon seit längerer Zeit bekannt, doch weil die Zeit bis zu diesem Release rast, sucht man nach wie vor nach Lösungen.
Worum gehts?
Konkret geht es um einige Webseiten-Baukästen oder weitverbreitete CMS, die automatisiert einige Details zum Browser abfragen und darauf reagieren. Namentlich nennt man Duda und Yell Business, aber es dürften noch weitere betroffen sein. Diese werten den vom Browser versendeten User Agent String aus, der unter anderem die genaue Browserversion enthält. Ein solcher String ist heute recht unübersichtlich aufgebaut und könnte so aussehen:
Mozilla/5.0 (Windows NT 10.0; Win64; x64) AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko) Chrome/96.0.4664.45 Safari/537.36
Weil sich die CMS normalerweise nur für die Browserversion interessieren, parsen sie den Inhalt und lesen lediglich den Browsernamen und dessen Version heraus. Bei Duda und Yell ruft man dafür allerdings nur die folgenden zwei Ziffern hinter dem Namen ab. Bis Chrome 99 kein Problem, aber aus Chrome 100 würde dann für deren Algorithmen plötzlich Chrome 10 werden. Boom.
Chrome 10 ist ein uralter Release, der von den Webseiten nicht mehr unterstützt wird, sodass diese den Nutzer aussperren. Obwohl man spätestens seit dem damaligen Jahr 2000-Problem auf so etwas achten und vorausschauend entwickeln sollte, ist das nicht passiert. Nun hat Google die Möglichkeit, viele Webmaster mit diesem Problem zu kontaktieren oder das Problem direkt im Browser zu lösen – was aber gar nicht so einfach ist, ohne unabsichtlich andere Webseiten in den Abgrund zu reißen.
Mozilla/5.0 (Windows NT 10.0; Win64; x64) AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko) Chrome/99.100.4664.45 Safari/537.36
Ein Flag im Browser beschreibt eine einfache Lösung: Man stoppt den Zähler bei Chrome 99 und schreibt die tatsächliche Major-Version hinter den Punkt (siehe oben). Dadurch fiele die ohnehin uninteressante Minor-Version unter den Tisch. Temporär wäre das sicherlich eine Lösung, aber langfristig sehe ich da schon neue Probleme am Horizont, denn auch ein Chrome 99 wird irgendwann veraltet sein. Man kann auf keinen Fall von einer sauberen Lösung sprechen. Dennoch testet man es derzeit mit folgendem Flag:
Put major version in minor version position and in User-Agent
Lock the Chrome major version in the User-Agent string to 99, and force the major version number to the minor version position. This flag is a backup plan for unexpected M100 breaks.
#force-major-to-minor
So könnt ihr es jetzt schon testen
Ob ihr in irgendeiner Form von diesem Problem betroffen seid, egal ob als Webmaster, Nutzer einer Plattform oder einfach als Surfer, könnt ihr schon vorab testen: Öffnet dazu einfach die interne Seite chrome://flags, sucht nach dem Eintrag #force-major-version-to-100 und stellt diesen auf Enabled. Chrome wird sich dann als Version 100 ausgeben. Läuft alles glatt, müsst ihr euch keine Sorgen machen 🙂