Google hat im Herbst die Pixel 6-Smartphones auf den Markt gebracht, die sich vermutlich zur bisher erfolgreichsten Pixel-Generation entwickeln werden. Doch das jüngste Update-Fiasko droht nun, den Ruf dieser Generation zu zerstören und die ganze Vorarbeit sowie die Träume von höheren Verkaufszahlen durch wenige Software-Fehler zunichte zu machen. Wie konnte das nur passieren?
Die Pixel-Smartphones befinden sich bereits in der sechsten Generation und schon zuvor hatte Google mehrere Jahre lang mit der Nexus-Serie eigene Smartphones im Portfolio – doch echte Verkaufsschlager sind sie nie geworden. Es waren oftmals solide Geräte, die zwar mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen hatten, die aber meist recht schnell ausgemerzt wurden. Eigentlich konnte man nicht erwarten, dass das bei den Pixel 6-Smartphones anders sein wird.
Doch bei den Pixel 6-Smartphones war alles ein wenig anders: Vom ersten bis zum letzten Leak hatte man das Gefühl, dass Googles Ingenieure endlich alle Freiheiten hatten, auf die Wünsche der Nutzer hören durften und einfach alles richtig machen durften, was man nur richtig machen konnte. Ich will hier keinen Lobgesang starten, aber von praktisch allen Seiten (Fans, Leaker, Käufer, Partner) gab es sehr hohe Erwartungen und nach dem Verkaufsstart große Begeisterung. Aber die hielt nicht lange an.
Schon recht früh nach dem Verkaufsstart zeigten sich die ersten Probleme, die aber insgesamt keine groben Stolpersteine gewesen sind. Erste Updates kamen und die Liste der Mängel wurde abgearbeitet, doch der richtig große Lückenfüller sollte erst das Dezember-Update werden. Dieses hatte tatächlich knapp 100 Bugfixes in petto. Und neue Probleme.
Das Dezember-Update für die Pixel-Smartphones hätte für den Weihnachtsfrieden sorgen sollen, doch stattdessen gab es ein großes Feuerwerk – allerdings nur in Googles Pixel-Abteilung. Plötzlich berichteten Nutzer von schlechtem Mobilfunkempfang, der zwar zuvor schon vereinzelt gemeldet wurde, aber nach dem Update einen großen Teil der Nutzer betraf: Die Netzverbindung reißt ständig ab oder kann gar nicht erst aufgebaut werden. An Telefonieren oder mobiles Surfen ist nicht mehr zu denken.
Update kommt eine Woche zu spät
Es fing schon damit an, dass das für Anfang Dezember versprochene Update nicht Anfang Dezember kam. Zwar wurde das Android-Sicherheitsupdate veröffentlicht und sogar ein Pixel Feature Drop nachgelegt, doch davon hatten Pixel 6-Nutzer nicht viel. Ausgerechnet die Besitzer der neuen Flaggschiff-Smartphones mussten länger warten. Problem: Das wurde vorher nicht kommuniziert, beim Rollout des Updates nur zwischen den Zeilen erwähnt und das Update für „später in diesem Monat“ in Aussicht gestellt. Es kam mal wieder Googles Hauptproblem zum Vorschein: Die schlechte Kommunikation mit den Nutzern.
Update bringt neue Probleme
Als das Update dann nach einer Woche endlich da war, wurde es nur wenigen Nutzern angeboten. Offenbar wusste man schon von den möglichen Netzproblemen. Tatsächlich meldeten sich noch am Abend des Rollouts erste Nutzer mit dem Problem und in den folgenden Tagen sollten sich die Threads und Tech-Medien damit füllen. Google hat nicht auf die Berichte reagiert, aber wohl schon zu diesem Zeitpunkt das Update gestoppt.
Nur wenige Nutzer werden kontaktiert
Einige wenige Nutzer wurden zwei Wochen später kontaktiert und ihnen ein experimenteller Bugfix angeboten. Dieser hat aber wohl nicht bei allen geholfen, sodass es kein Bugfix-Rollout gegeben hat.
Ende Dezember: Endlich Fakten
Am 30. Dezember, vier Wochen nach dem ersten Dezember-Update (!), hat sich Google dann endlich zu Wort gemeldet und den Stopp des Rollouts verkündet. Das hätte man auch schon zwei Wochen früher tun können, hielt das aber offenbar nicht für notwendig. Tatsächlich versprach man im Statement ein großes Bugfix-Update, das die Probleme dann hoffentlich beheben soll. Doch dieses kommt nicht etwa Anfang Januar mit dem Januar-Update, sondern erst _Ende Januar_. Pixel 6-Nutzer müssen also erneut länger warten und weitere vier Wochen mit einem Smartphone ohne Empfang leben.
Google zerstört die Pixel 6-Generation
Es gibt Nutzer, die sind von all den Problemen überhaupt nicht betroffen. Aber es gibt offenbar eine große Masse an Nutzern, die zurecht sauer sind und denen die Freude an ihrem neuen Smartphone erst einmal vergangen ist. Die beste Kamera und die smartesten Features helfen nichts, wenn eine sehr grundlegende Funktion den Dienst verweigert. Zwar wird man das hoffentlich sehr bald beheben, aber bis dahin haben frühe Käufer mehr als drei Monate mit diversen Problemen leben müssen. Gerade in der schnelllebigen Smartphone-Welt kann das schon ein Viertel der Lebensdauer des Geräts sein.
Doch man verärgert nicht nur die Pixel 6-Benutzer, sondern lockt durch solche Schlagzeilen nicht gerade neue Kunden an. Eigentlich sollten die Pixel 6-Smartphones den Durchbruch für Googles Smartphone-Geschäft markieren – aber daraus kann unter diesen Voraussetzungen sicherlich nichts werden. Natürlich können Fehler passieren, aber dann ist es entscheidend, wie man damit umgeht – und das ist eine der größten Schwachstellen des gesamten Unternehmens: Google kann nicht kommunizieren. Man lässt die Nutzer im Regen stehen, informiert noch nicht einmal grob über Zeitpläne und hofft immer darauf, dass es ein Sturm im Wasserglas bleibt. Wirklich schade.
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Wer selbst von den Problemen betroffen war, wird diesen Artikel sicherlich nachvollziehen können und das Smartphone vielleicht auch schon zurückgegeben haben (liest man derzeit immer häufiger). Wer hingegen nicht betroffen ist, wird den ganzen Lärm um dieses Thema nicht verstehen und es vielleicht zu aufgebauscht finden. Aber das ist es mit Sicherheit nicht, denn wir reden hier von einem schwerwiegenden Problem, einer langen Lösungsdauer und einer nicht vorhandenen Kommunikation. Dafür habt ihr keine >650 Euro ausgegeben…