Google Glass 2.0: Comeback mit neuen Technologien – Tensor, Streaming und Augmented Reality (Video)
Es zeichnet sich ab, dass die Augmented Reality schon bald ein Comeback feiern und auch bei Google wieder eine größere Rolle spielen wird. Das Unternehmen arbeitet möglicherweise an einem ganzen Ökosystem neuer Produkte, die unter anderem ein neues AR-Headset erfassen. Natürlich kommt sofort der Name Google Glass ins Spiel, doch der Nachfolger startet unter ganz anderen Vorzeichen und könnte endlich Googles Stärken in ein solches Produkt gießen.
Ein Google Glass 2.0 wird es sicherlich nicht geben. Zumindest nicht unter diesem Markennamen, denn der ist für alle Zeiten verbrannt und das Risiko einer Wiederbelebung wäre selbst mit einem sehr guten Produkt viel zu groß. Das heißt aber nicht, dass Google nicht erneut an einem solchen Projekt arbeitet – ganz im Gegenteil. Gut zehn Jahre nach der Vorstellung der ersten Google Glass-Version sind die Hinweise auf ein neues Produkt so konkret wie nie.
Wir wissen bereits, dass innerhalb der neuen Abteilung Google Labs mindestens ein neues AR-Produkt entwickelt wird, dass man an einem AR-Betriebssystem auf Basis von Android oder mit eigenen Wurzeln arbeitet und dass wohl ein ganzes Ökosystem neu geschaffen werden soll. Google ist schon lange im AR-Bereich aktiv, doch bisher mit überschaubarem Erfolg und einer ähnlichen Reichweite wie damals bei der Virtual Reality, von der man sich ja schon längst verabschiedet hat.
Durch mehrere Leaks sind die Projekte in dieser Woche etwas konkreter geworden und zeigen, dass man nicht einfach nur auf den veränderten Zeitgeist hofft, sondern das gesamte Produkt neu konzipiert hat und mit modernen Technologien deutlich mehr herausholen kann. Es läuft einiges zusammen, an dem bisher in völlig anderen Projekten gearbeitet wurde und sich auch für den Google Glass-Nachfolger auszahlen könnte.
Project Iris
Das neue Projekt trägt derzeit die Bezeichnung Project Iris und wird als Augmented Reality-Headset beschrieben. Damit ist es ziemlich eindeutig ein Nachfolger von Google Glass, das ja schon damals nicht nur coole Features bieten sollte, sondern die Augmented Reality etablieren hätte können. Denn genau darum ging es: Zusätzlich Elemente, Objekte und Informationen in die reale Welt einblenden, die der Nutzer zum aktuellen Zeitpunkt benötigt. Kennt man aus zahlreichen Sci-Fi-Filmen und in entschärfter Situation aus dem damaligen Google Glass-Werbespot (Video oben).
Es wird davon ausgegangen, dass das Produkt nicht vor 2024 auf den Markt kommen wird, sodass die Informationslage derzeit noch sehr dünn ist. Vieles kann sich noch ändern, die einzelnen Bereiche müssen zusammenwachsen und von ersten Bildern des fertigen Produkts müssen wir vor 2023 sicherlich noch nicht einmal träumen. Dennoch gibt es interessante Details, die zeigen, dass so manches völlig anders angegangen wird und die damaligen Probleme lösen könnte.
Neues Betriebssystem
Google Glass bot eine recht simple Oberfläche und kein echtes UI für den Nutzer und erst recht keine Unterstützung für Apps. Für die erste Version spielte das auch keine große Rolle, doch heute gibt es dank Smart Displays, Chromecast und anderen Produkten die Ambient-Betriebssysteme. 2022 ist Google auch ein ganz anderes Unternehmen als 2012 bzw. in den Jahren der Entwicklung zuvor. Damals setzte man noch darauf, alles technisch Mögliche einfach mal rauszuhauen. Zwar ist man immer noch experimentierfreudig, aber längst nicht mehr in dem Umfang wie damals.
In der Entwicklung von Betriebssystemen und deren Oberflächen hatte Google 2012 längst noch die Erfahrung, wie man sie 2022 hat. Selbst das Material Design, das in Ansätzen damals zu sehen war, spielte noch keine Rolle. All das sind wichtige Faktoren für ein solches Produkt, gerade wenn man dem Nutzer die Informationen direkt in das Auge liefern will. Interessanterweise hat man in puncto Infrastruktur der eigenen Apps in den letzten zehn Jahren kaum Fortschritte gemacht. Auch heute noch wären Google Maps, Google Assistant und die Smartphone-Anbindung für Benachrichtigungen sicherlich der Hauptbestandteil.
Tensor
Mit Tensor hat Google eine eigene Chip-Plattform geschaffen, die nicht nur in Smartphones zum Einsatz kommen soll. Bereits kurz nach dem Pixel 6-Release ließ Googles Hardware-Chef Rick Osterloh wissen, dass er sich Tensor unter anderem sehr gut in AR-Produkten vorstellen könnte. Rückblickend ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung des neuen Produkts. Das gibt dem Unternehmen die Möglichkeit, nicht auf vorgefertigte Komponenten zu setzen, sondern den Chip selbst in die Richtung zu entwickeln, wie sie für das Endprodukt gebraucht wird. Für die neue Brille vor allem mit Fokus auf AR, visuelle Auswertung und KI.“
Das Hardware-Problem ist gelöst – auch dank Stadia
Ein großes Problem solcher Headsets oder Brillen ist die Hardware. Diese muss irgendwo in der Brille untergebracht werden, die damit nicht nur unförmig wird, sondern auch ein Gewichtsproblem haben kann. Im Laufe der Jahre löst sich so etwas durch die Weiterentwicklung zwar von selbst, aber bis zur federleichten AR-Brille wäre es wohl noch ein weiter Weg. Und da kommt die Stadia-Methode zum Einsatz, die in den aktuellen Leaks eine große Rolle spielt: Man setzt einfach auf Cloud Computing.
Statt die Auswertung und die Berechnungen direkt auf dem Gerät durchzuführen, gibt man das an die Cloud weiter und liefert nur den Stream zurück. Ähnlich läuft das heute schon mit Stadia, der Spracherkennung oder eingeschränkt auch mit Google Maps Live View. Der Nutzer benötigt dafür gar keine großartige Hardware und vor allem Stadia kann praktisch auf jedem Gerät genutzt werden, das über ein Display verfügt und selbst nur allergeringste Rechenpower zur Bilddarstellung bereithält. Perfekt für eine solche Brille, die über das (vermutlich) per Bluetooth angebundene Smartphone mit der Cloud kommunizieren kann.
Es scheint sich alles in die richtige Richtung zu entwickeln und das neue Google-Produkt, vielleicht „Pixel Glass“ hätte viel Potenzial. Aber nicht nur aus Hardware-Sicht, sondern aus gesellschaftlicher Sichtweise hätte ein neuer Glass-Anlauf heute ganz andere Vorzeichen. Meine Gedanken dazu findet ihr in diesem Artikel.
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