Die beiden völlig voneinander getrennten Ökosysteme Android und iOS sind durch zahlreiche Apps und deren Cloudanbindung miteinander verbunden, doch bei einer vor allem in den USA sehr populären Plattform gibt es eine Grenze: Apple iMessage. Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass Apple die Messaging-Plattform aus strategischen Gründen zurückhält und nun ist Googles Betriebssystem-Chef Hiroshi Lockheimer der Kragen geplatzt.
Spätestens seit dem vergangenen Jahr, intern aber schon seit mehreren Jahren, ist bekannt, dass Apple die iMessage-App für Android zurückhält – und das aus rein strategischen Gründen. Um die Reichweite zu steigern wurde wohl in früheren Jahren mehrfach ein Start für Android erwogen, doch die Strategen haben dagegen entschieden. Die iMessage-Plattform sei eine große Stärke von iOS und ein wichtiger Hebel, um die Nutzer auf dem iPhone zu halten.
Moving iMessage to Android will hurt us more than help us.
Phil Schiller, Apple
iMessage on Android would simply serve to remove [an] obstacle to iPhone families giving their kids Android phones.
Obige zweite Aussage soll von Apples Software-Chef Craig Federighi stammen, der iMessage offenbar als ein willkommenes „Hindernis“ sieht, dass die Menschen ihren Kindern ein Android-Smartphone in die Hand drücken. Vermutlich hatte er damit viele Jahre lang auch tatsächlich Recht, aber heute sieht es meiner Meinung nach ein bisschen anders aus. Vielleicht auch deshalb – oder weil es Google-intern Druck gibt – ist Betriebssystem-Chef Hiroshi Lockheimer nun der Kragen geplatzt. Anders kann man den folgenden Tweet, der aufgrund seiner Position natürlich dennoch diplomatisch gehalten ist, kaum beschreiben.
Apple’s iMessage lock-in is a documented strategy. Using peer pressure and bullying as a way to sell products is disingenuous for a company that has humanity and equity as a core part of its marketing. The standards exist today to fix this. https://t.co/MiQqMUOrgn
— Hiroshi Lockheimer (@lockheimer) January 8, 2022
iMessage should not benefit from bullying. Texting should bring us together, and the solution exists. Let’s fix this as one industry.
https://t.co/18k8RNGQw4 — Android (@Android) January 8, 2022
Lockheimer stützt sich erneut auf die Aussage von 2016 und kann nicht verstehen, warum sich Apple weiterhin gegen RCS wehrt. Das ist ein offener Standard, den sich vor allem Google zunutze machen und die eigene Messages-Plattform stärken will. Ohne Apple wird das in einigen Ländern aber schwer, sodass man auf eine iMessage-Unterstützung hofft. Diese Hoffnung wird aus meiner Sicht aber vergebens sein, denn Google steckt viel zu tief in RCS drin, sodass Apple das wohl höchstens als Notfallplan Z in Erwägung ziehen würde, wenn sich das Umfeld rapide ändert.
Der Tweet wurde vom offiziellen Android-Konto wiederholt, was diesem deutlich Nachdruck verleiht. Ich könnte mir vorstellen, dass Googles interne RCS-Ziele durch Apples Blockade nicht erreicht wurden und vielleicht in weiter Ferne sind. Was das für die Zukunft bedeutet – denn dadurch ist auch der Kampf gegen WhatsApp und zahlreiche andere Plattformen aussichtslos – bleibt abzuwarten. Die Diskussion ist jedenfalls wieder eröffnet, allerdings eher von Außenstehenden, denn mit einer Antwort von Apple würde ich eher nicht rechnen.
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