Google ist seit vielen Jahren im Smartphone-Geschäft tätig und war mit den Pixel-Smartphones in der Vergangenheit mal mehr und mal weniger erfolgreich. Nach wie vor verfolgt man das Versprechen, die aktuelle Android-Version stets zeitnah und als Erstes auf die Smartphones zu bringen, hat dabei allerdings einen wichtigen Teil der mit den Nexus-Smartphones begonnen Mission längst über Bord geworfen.
Android ist seit jeher ein freies Betriebssystem, das maßgeblich von Google weiterentwickelt wird und für alle Nutzer und Hersteller kostenlos zur Verfügung steht. Smartphone-Hersteller können sich diese Codebasis schnappen, auf einem Smartphone installieren und dieses ohne größere Anpassungen ausliefern. Doch das tut heute praktisch kein Hersteller mehr, denn es werden nicht nur die notwendigen technischen Anpassungen vorgenommen, sondern auch an der Oberfläche und am Funktionsumfang heftig geschraubt.
Google hatte mit den Nexus-Smartphones einmal das Ziel verfolgt, Android in seiner möglichst reinsten Form zu präsentieren und mit den eigenen Geräten auszuliefern. Das sah mal als notwendig an, um das damals noch nicht dominierende Android zu etablieren und auch den Anpassungs-Wildwuchs unter den Herstellern im Keim zu ersticken. Letztes hat weniger gut funktioniert und nach einer anfänglichen Featuritis haben mittlerweile alle großen Hersteller ihren eigenen Android-Überzug. Sei es nun OneUI, Oxygen, ColorOS oder MIUI.
Auch das auf den Pixel-Smartphones ausgelieferte Android hat nicht mehr viel mit „Vanilla Android“ zu tun, denn Google passt das Betriebssystem genauso wie alle anderen Hersteller an. Allerdings hat man der Oberfläche keine eigene Bezeichnung spendiert und auch bei Neuentdeckungen oder Ankündigungen geht nicht immer eindeutig hervor, ob es sich um ein neues Android- oder neues Pixel-Feature handelt.
The media also contributes to this confusion, as we tend to discover new features in Betas before Google formally announces/publishes documentation. For example, the recents URL sharing feature that everyone thinks is part of Android 12? It's Pixel-only: https://t.co/KOXkOoC1eI
— Mishaal Rahman (@MishaalRahman) October 22, 2021
Was bei anderen Herstellern in Ordnung ist – und von vielen Nutzern mittlerweile wohl auch gewünscht wird – ist bei Google aufgrund der manchmal unklaren Kommunikation etwas problematisch. Weil man sowohl hinter dem Betriebssystem als auch hinter den Smartphones steht, können Nutzer die Neuerungen nicht immer leicht nachvollziehen. Obiger Tweet von Mishaal Rahman spekuliert, dass das Googles Marketing gar nicht so ungelegen kommt, denn dadurch „fehlt“ den anderen die eine oder andere erwartete Neuerung. Kein Wunder, dass die anderen mittlerweile viele eigene Features noch vor Google ausliefern.
Vielleicht sollte Google die eigenen Verbesserungen abseits von Android als „Pixel Experience“ oder Ähnlichem bezeichnen. Die eine oder andere Verbesserung bringt man einmal pro Quartal mit den „Pixel Feature Drop“-Updates, bei denen schon aus den Namen hervorgeht, dass sie nur auf den Pixel-Smartphones zu finden sein werden. Für Google ergibt sich aus dieser Situation sicherlich auch das eine oder andere Mal die Frage, warum man gewisse Features in Android integrieren sollte, wenn man sie auch Pixel-exklusiv halten und sich einen Vorteil gegenüber Konkurrenten und Partnern (die die gleichen Unternehmen sind) zu verschaffen.
Dass Google nicht auf Vanilla Android setzt ist bei weitem keine Neuigkeit, aber erst obiger Tweet hat mich und vielleicht auch manch andere mit der Nase darauf gestoßen. Wird es Zeit, dass Google Pixel-Oberfläche eine eigene Bezeichnung spendiert? Was mit dem Nexus Launcher / Pixel Launcher begann, geht längst viel tiefer.