In der mittlerweile zweieinhalb Jahrzehnte langen Geschichte des Unternehmens hat Google unzählige Produkte geschaffen und viele wieder eingestellt – manche gegen den Protest der Nutzer und manche völlig unbemerkt. Letztes gilt auch für die Google Toolbar, der man ohne jegliche Ankündigung den Stecker gezogen hat. Natürlich wird sie heute nicht mehr gebraucht, aber es handelte sich tatsächlich um eines der wichtigsten Produkte, das Google jemals entwickelt hat.
Der Browsermarkt wird seit Jahren von Google Chrome dominiert und derzeit kann man kaum annehmen, dass sich das in den nächsten Jahren ändert. Aber es gab auch Zeiten, in denen der Microsoft Internet Explorer den Markt dominiert hat – mit sehr viel höheren Anteilen als heute Google Chrome. Es war Ende der 90er und Anfang der 00er-Jahre, in denen sich Google gerade auf dem Weg von der populären Suchmaschine zu einer dominanten Position im Web befand.
In dieser Phase hat man im Jahr 2000 die Google Toolbar gestartet, mit der die Google-Suchleiste erstmals direkt in den Browser gebracht werden konnte. Das war keine wirklich originelle Idee, denn Toolbars waren zur damaligen Zeit bereits etabliert und so mancher Nutzer hatte eine Handvoll oder noch mehr Symbolleisten. Unvergessen sind die Screenshots von Browsern, deren Oberfläche mehr Platz einnahm als der eigentliche Content. Wer in der Familie den System-Administrator spielt dürfte damals wohl so manche Leiste als erste Amtshandlung entfernt haben.
Die Google Toolbar war hingegen bei vielen Nutzern beliebt und auch wirklich sinnvoll, denn schon damals war Google die weltweit größte Suchmaschine und wurde sowieso angesteuert. Außerdem war Google für viele Nutzer die Startseite, sodass es eine Abkürzung zur ohnehin ständig genutzten Funktion bot.
Mit der Google Toolbar kam Google erstmals in den Browser
In den ersten drei Jahren des Bestehens war die Google Websuche nur eine Webseite. Natürlich ist es das auch heute noch, aber mit der Google Toolbar brach man erstmals aus diesem engen Korsett aus und kam gewissermaßen aus der Browseransicht heraus. Die Google Toolbar machte sowohl das Google-Logo als auch die Google-Suchleiste omnipräsent. Es gab Zeiten, in denen die Toolbar für viele Nutzer ein fester Bestandteil war, auf das man nicht verzichten wollte.
Viele Nutzer dürften sich die Google Toolbar freiwillig installiert haben. Sie wurde auch kräftig innerhalb der Google Websuche beworben und damals war das Vertrauen in Google grenzenlos. Wer dabei war, wird wissen was ich meine. Und wer sie sich nicht freiwillig installierte, bekam sie über zahlreiche Installer. Es gab Zeiten, in denen gefühlt jeder zweite Software-Download die Toolbar im Gepäck hatte. Genauso wie die Heft-CDs der Computerzeitschriften. Kurz: Man kam um die Toolbar nicht herum.
Die Google Toolbar sicherte Googles Dominanz
Tatsächlich war die Google Toolbar das erste Produkt, mit dem das Unternehmen seine Marktanteile zur Dominanz ausbauen wollte – und das bekanntlich auch geschafft hat. Tatsächlich kamen in der Hochphase nach eigenen Angaben gut 11 Prozent aller Google-Suchanfragen von der Toolbar. Hätte Microsoft früher damit begonnen, die eigenen Suchmaschinen tiefer in den Internet Explorer zu integrieren, hätte die Geschichte von Google möglicherweise anders verlaufen können.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Produkte in die Toolbar integriert, die dadurch einen enormen Schub erreicht haben dürften. Dazu gehört neben der Websuche auch Google Translate, das gerade erst eingestellte Google Bookmarks und natürlich der Suchverlauf sowie Surfverlauf. Später bot man die Google Toolbar auch für den Firefox-Browser an, der aber ohnehin eine integrierte Suchleiste hat, in der Google als Standard-Suchmaschine eingestellt war. Die Google Toolbar dürfte es auch, neben GMail, gewesen sein, dass sich viele Nutzer ein Google-Konto angelegt haben und ständig eingeloggt waren.
Die Google Toolbar und der damalige Deal mit Mozilla waren gewissermaßen die Vorläufer des Google Chrome-Browsers.
Die Toolbar wird nicht mehr gebraucht
Heute ist Google in den gängigen Browsern die Standardsuchmaschine, außer bei Edge natürlich, sodass die Toolbar nicht mehr benötigt wird. Tatsächlich stammt das letzte Update noch aus dem Jahr 2014 und es gibt vermutlich kaum noch aktiv genutzte Computer und Browser, auf denen die Toolbar installiert ist und genutzt wird. Wie ihr bei einem interessanten Rückblick bei The Verge sehen könnt, ist die Nutzung trotz zahlreicher Fehlermeldungen aber nach wie vor möglich.
Ein unwürdiger Abschied
Dafür, dass die Google Toolbar ein solch wichtiger Baustein in der Geschichte des Unternehmens gewesen ist, hat man sie recht unwürdig abgesägt. Natürlich ist das Produkt längst vergessen und es muss keine Würdigung im Google-Blog stattfinden, aber an irgendeiner Stelle hätte man vielleicht noch einmal zurückblicken können. Sonst kommuniziert man auch jeden Schritt in den Hunderten Blogs, aber der Toolbar hat man kein Wort gewidmet. Schade drum.
Wer sich für die Google Toolbar und die Toolbar-Geschichte interessiert, kann mal bei The Verge vorbeischauen und findet dort einige weitere Erfahrungsberichte. Und wer sich für ein anderes damals recht wichtiges Desktop-Produkt interessiert, schaut mal bei unserem Rückblick auf Google Desktop vorbei.