Google Maps & Waze: Zwei starke Navi-Apps unter einem Dach – warum gibt es keinen Datenaustausch?
Google betreibt seit mehreren Jahren die beiden Kartenplattformen Google Maps und Waze, die zwar eine völlig andere Zielgruppe haben, aber dennoch starke Überschneidungen aufweisen. Doch die möglichen Synergien zwischen den beiden Produkten werden nicht einmal im Ansatz genutzt, was sich erst vor wenigen Tagen wieder gezeigt hat. Aber warum ist das so?
Kaum zu glauben: Die Navigationsplattform Waze gehört seit Mitte 2013 zu Google und wird seit der Übernahme, wie damals versprochen, parallel zu Google Maps betrieben. Damals erschien der Zukauf vor allem wegen der großen Community als lohnenswert, denn diese lieferte fleißig Verkehrsdaten und sorgte dafür, dass Staus, Baustellen, Unfälle und andere temporär Verkehrsbehindungen zuverlässig ihren Weg in die Navigation finden. Genau das ist auch der Fokus von Waze, denn an der Nutzerbasis dürfte Google eher weniger Interesse gehabt haben.
Man hätte also davon ausgehen können, dass die von Waze gesammelten Verkehrsmeldungen auch bei Google Maps angeboten werden. Oder dass die Google Maps-Nutzer als zusätzliche Quelle angezapft werden und beide Plattformen zusammen solche Daten sammeln. Doch dazu ist es niemals gekommen und bis heute gibt es praktisch keinerlei Verbindung zwischen den beiden Produkten – weder an der Oberfläche noch unter der Haube. Also warum wurde Waze überhaupt übernommen, wenn man die einzige Stärke (im Vergleich zu Google Maps) nicht nutzt? Das lässt sich tatsächlich nicht eindeutig beantworten, sondern nur spekulieren.
Zweigleisig zu fahren oder mehrere Produkte für ein- und denselben Zweck anzubieten, ist Google nicht fremd. Doch mittelfristig wird eines der beiden den Kürzeren ziehen und eingestellt. Die Waze-Übernahme liegt nun aber weit über acht Jahre zurück. Die Daten wurden nicht übernommen, die Plattform nicht integriert und auch eine Einstellung steht nicht im Raum.
War Waze eine zu starke Konkurrenz?
Der einzige plausible Grund für die Übernahme, der damals wie heute gilt, war das Aufkaufen eines potenziellen neuen Konkurrenten. Waze hatte nicht nur eine starke Technologie, sondern auch eine große und wachsende Nutzerbasis. Es wäre gut möglich gewesen, dass es zu beachtlicher Größe gewachsen wäre und eine ernsthafte Konkurrenz für Google Maps geworden wäre. Also kauft man den Konkurrenten im Guten auf und hat dann zwei Möglichkeiten: Integration oder Abschaltung. Erstes wollte man wohl nicht und zweites ist aufgrund der starken Community wohl nicht ohne große Imageverlust möglich.
So lange Waze profitabel arbeitet, was aber nicht bekannt ist, kann man es natürlich nebenher laufen lassen und sich vielleicht von der einen oder anderen Idee inspirieren lassen. Doch dass man bei so aufwendigen Dingen wie Verkehrshindernissen, Tankstellen, neuerdings E-Tankstellen und den Aufbau der Datenbanken nicht zusammenarbeitet, erschließt sich mir nicht. Erst jetzt kann Waze E-Tankstellen anzeigen, aber auch nur in den USA, was Google Maps schon seit zwei Jahren kann.
Google Maps hat sich in den letzten drei Jahren ein eigenes Meldesystem aufgebaut und dabei weder auf die Daten noch auf die Erfahrungen von Waze gesetzt. Ganz so, als wäre Waze überhaupt nicht existent. Spätestens an dem Punkt wurde klar, dass Google keine Pläne hat, die beiden Dienste zusammenführen. Oder hatte man sie und stieß auf technische Probleme? Wir wissen es nicht. Ich gehe davon aus, dass Waze noch sehr viele Jahre bestehen wird,so lange die Plattform von sich aus erfolgreich ist.
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