Nur wenige Tage nach dem Start von Android 12 hat Google nicht ganz überraschend die nächste Version Android 12L angekündigt. Das neue Betriebssystem richtet sich hauptsächlich an Geräte mit größeren Displays, zu denen nicht unbedingt die klassischen Smartphones gehören. Weil das Update optional angeboten wird steht nun die Frage im Raum, ob Android nach vielen Jahren erneut aufgespalten wird.
Google bringt jedes Jahr im Herbst eine neue Android-Version auf den Markt, die sowohl auf Smartphones als auch viele Tablets ausgerollt wird und im Laufe der folgenden Monate zu den diversen Ablegern wie Android TV, Android oder die Chromebooks gebracht wird. Dass man eine Zwischenversion veröffentlicht kam in den vergangenen Jahre nicht ganz so häufig vor, doch mit Android 12.1 hätte es nun wieder soweit sein sollen. Schon Wochen vor der Ankündigung war bekannt, dass es einen Zwischenschritt bis Android 13 geben wird.
Nun hat man das erwartete Android 12.1 als Android 12L angekündigt und hatte dabei einige Überraschungen im Gepäck: Android 12L bietet nicht nur viele Foldable-spezifische Features, sondern ist ganz konkret auf die größeren Geräteklassen zugeschnitten. Wir sprechen nicht von zusätzlichen Anpassungen, sondern von größeren Veränderungen an der Oberfläche, die auf dem „kleinen“ Smartphone-Display möglicherweise nicht gut aussehen oder kaum nutzbar sind. Google warnt sogar zwischen den Zeilen davor, Android 12L auf einem nach Display-Größe nicht kompatiblen Gerät zu nutzen.
Und dennoch wird man Android 12L ab Anfang Dezember in einem Beta-Programm anbieten. Über dieses soll Android 12L auf die Pixel-Smartphones der vierten bis sechsten Generation heruntergeladen und ausprobiert werden können. Klar, nur wenige Menschen verfügen derzeit über ein Foldable, sodass man die Smartphones für eine breite Auswahl an Testern benötigt. So wie jede Beta-Version von Android bleibt auch Android 12L optional.
Wird Android wieder gespalten?
Diese leichte Inkompatibilität von Android 12L zu normalen Smartphones wirft die Frage auf, ob Android wieder gespalten werden soll. Die Bezeichnung lässt vermuten, dass Android 12L kein einmaliger Zwischenstopp ist, sondern dass dem Ganzen ein Android 13L und Android 14L folgen könnte. Bestätigt ist das nicht, aber die Namensgebung und die klare Abgrenzung lassen kaum einen anderen Schluss. Und damit hätte man die gleiche Situation wie vor zehn Jahren, als man parallel zu Android Gingerbread das ungeliebte Betriebssystem Android Honeycomb für Tablets auf den Markt brachte.
Honeycomb war ein Flop, denn die Tablet-Hersteller hatte längst Gingerbread „aufgeblasen“ und schon mit dem Nachfolge Ice Cream Sandwich hatte man ein Betriebssystem für Smartphones und Tablets. Heute ist die Situation gänzlich anders, denn nun gibt es die faltbaren Geräte sowie Android auf Chromebooks. Dazu kommt, dass Apple schon vor längerer Zeit neben iOS den Ableger des iPadOS geschaffen hat. Daran könnte sich Google inspiriert haben und schafft nun seinerseits das Tablet-OS, das dann auch gleich den Foldable-Markt bedient und vielleicht sogar Android auf den Desktop bringen könnte.
Ob eine Spaltung der Android-Linie dem gesamten Ökosystem guttun wird, bleibt abzuwarten. Ich würde Android 12L eher auf eine Stufe mit Ablegern wie TV, Automotive oder Wear OS stellen, aber warum bietet man es dann für normale Smartphones an? Eventuell erfahren wir im Dezember beim Start des Beta-Programms etwas mehr…