Am vergangenen Monat war der große Tag von Android 12. Google hat das neue Betriebssystem nach gut acht Monaten der Vorschauphase endlich offiziell vorgestellt und dann… passierte nichts. Die Vorfreude vieler Pixel-Nutzer wurde jäh beendet, denn Google hat mit knappen Worten verkündet, dass der Rollout des neuen Betriebssystems erst in einigen Wochen starten wird. Ein peinliches Desaster.
Jede Android-Version folgt einem festen Zyklus, dessen Termine zwar flexibel sind, aber grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen haben: Mittlerweile sehr früh in einem Jahr (in letzter Zeit Februar) wird die erste Developer Preview angekündigt und damit das neue Betriebssystem erstmals offiziell vorgestellt. Es folgen zahlreiche weitere Vorabversionen und im Spätsommer / Herbst wird der finale Release veröffentlicht, der noch am selben Tag auf die Pixel-Smartphones ausgerollt wird.
Doch bei Android 12 scheint man sich in diesem Jahr sehr viel Zeit zu lassen, mit unvorhergesehenen Problemen zu kämpfen oder einfach eine bisher nicht nachvollziehbare Strategie zu verfolgen. Die gut acht Monate Vorschauphase waren schon ein Novum, das man in den kommenden Jahren vielleicht wieder etwas kürzer gestalten sollte. Mit jeder weiteren Vorabversion wurde die Spannung immer weiter aufgebaut, denn Android 12 kommt bisher durchweg gut an. Material You ist Geschmackssache, aber grundsätzlich wird auch die visuelle Modernisierung von vielen begrüßt.
Vermutlich hoffen einige Pixel-Nutzer seit August auf Android 12. Dann verging Anfang September, dann der ganze Monat und endlich deuteten Leaks auf den Release Anfang Oktober hin. Es kam Anfang Oktober, der Update-Button auf dem Pixel-Display war schon wundgedrückt, und dann kam: Nichts. Google hat zwar Android 12 veröffentlicht, den Rollout aber auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Und schon wandelt sich die Vorfreude in Enttäuschung. Und das unnötig.
Pixel-Nutzer werden vor den Kopf gestoßen
Nun sind Pixel-Nutzer in der gleichen Situation wie alle anderen Smartphone-Nutzer. Das neue Betriebssystem ist da, sie müssen aber auf das Update warten. Bisher waren Nexus- und Pixel-Smartphones die ersten mit dem Update auf die neue Version – sehr häufig noch am selben Tag. Und nun kann man nicht einmal ein Datum nennen, sondern vertröstet auf einen Start „in einigen Wochen“. Das kann nächste Woche sein, vielleicht auf dem Pixel-Event, vielleicht aber auch erst parallel zum ersten Türchen am Adventskalender. Man weiß es nicht.
Google hat die Pixel-Nutzer nicht nur enttäuscht, sondern damit auch ein sehr wichtiges Argument für die Smartphones entkräftet. Dazu kommt, dass sehr schnelle Smartphone-Hersteller nun die Möglichkeit hätten, ihre Geräte noch vor Googles Pixel auf Android 12 zu aktualisieren. Ist natürlich kein Beinbruch, aber viele Menschen haben sich ein Pixel gekauft, um zuverlässig und als erstes das Update zu erhalten. Dieses Image sollte Google nicht leichtfertig verspielen.
Wie hätte man es also besser machen können? Es gäbe zwei Möglichkeiten: Den Release von Android 12 um einen weiteren Monat verschieben oder das Betriebssystem in der Form des Release Candidate (Beta 5) einfach ausrollen. Die „zusätzlichen Pixel-Features“, an denen man noch einige Wochen arbeiten möchte, hätte man mit einem Pixel Feature Drop bringen können und somit gleich doppelt für Begeisterung gesorgt.
Hoffen wir, dass es nicht mehr zu lang dauert. Eine interessante Frage möchte ich noch in den Raum stellen: Wenn Google noch an der Pixel-Version arbeitet, was ist dann mit dem Pixel 6? Die Smartphones sollten längst in Produktion sein. Kommen sie zu Beginn ohne die tollen Features und müssen direkt nach dem Auspacken ein Update durchführen? Wir dürfen gespannt sein.