Google hat kürzlich das große Redesign von GMail angekündigt, mit dem sich die Web-App in eine Kommunikationsplattform wandeln soll, die einige weitere Workspace-Produkte integriert. Das scheint auf den ersten Blick gelungen, doch schon aus der Ankündigung geht hervor, dass man sich damit möglicherweise die nächste Baustelle geschaffen hat, mit denen es schwer wird, die Nutzer zu überzeugen.
Google gilt als Vorreiter der Web-Apps, die damals vor allem unter dem Buzzword „Web 2.0“ geschaffen wurden und neben der Mail-Verwaltung auch den Kalender, die Textverarbeitung und Tabellenkalkulation und einiges mehr in den Browser gebracht haben. Die meisten Produkte sind sicherlich erfolgreich, doch Google tut sich seit über einem Jahrzehnt sehr schwer damit, diese untereinander zu integriert und eine sinnvolle Plattform zu schaffen. Vor allem im Bereich für Privatnutzer.
Mit Workspace hat man zwar eine Umgebung für Unternehmen und zahlreiche weitere Organisationen, doch diese steht in zahlreichen Varianten zur Verfügung und spätestens seit der Öffnung von Workspace für alle Nutzer wird es undurchschaubar. Es war klar, dass man Konkurrenten wie Slack oder Microsoft Teams nacheifert und eine gemeinsame Plattform für die wichtigen Office-Apps schaffen wird. Doch die Umsetzung scheint nicht ganz so glücklich.
Eine Seitenleiste als wichtigste Verbesserung
Das vor wenigen Tagen angekündigte GMail-Redesign zeigt, wie man sich das Ganze vorstellt: Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Apps einfach einen Rahmen erhalten, der am oberen und linken Rand zusätzliche Möglichkeiten bietet. Am linken Rand gibt es eine Navigationsleiste, die den einfachen Wechsel zwischen den Apps GMail, Google Chat, Google Meet oder auch Google Spaces (ehemals Rooms) ermöglicht. Folgender Screenshot zeigt, dass das nicht wirklich übersichtlich ist.
Es gibt verschiedene Versionen der Apps
Die Seitenleiste selbst kann natürlich nicht alles sein. Doch offenbar hat man dafür im Hintergrund einen solchen Aufwand betrieben, dass die verlinkten Apps nun in verschiedenen Versionen zur Verfügung stehen. So soll Google Meet in GMail dazu in der Lage sein, Anrufe per Voice-over-IP aufzubauen. Die eigenständige Google Meet-App hingegen wird dieses Feature erst irgendwann später erhalten. Das bedeutet, dass es sich um zwei verschiedene Apps handelt.
Und so haben wir dann neben der notwendigen Unterscheidung zwischen Desktop und Mobil noch viele weitere Varianten. Workspace für Unternehmen bietet einen anderen Funktionsumfang als Workspace für Schulen, dieses wiederum einen anderen als Workspace für Privatnutzer und bei der GMail-Version kann das nochmal anders sein. Das ist sehr undurchsichtig und wird dadurch nicht unbedingt dazu beitragen, dass die Nutzer dieses Paket verwenden.
Die einzelnen Apps wie die Google Drive-Apps, GMail oder auch der Kalender haben es sicherlich nicht notwendig, aber die „neuen“ Messenger Google Chat und Google Meet könnten sicherlich von einer starken GMail-Integration profitieren. Doch ob die nun angekündigte Umsetzung der richtige Weg ist, würde ich ganz persönlich bezweifeln.