Die Fotoplattform Google Fotos dürfte für sehr viele Nutzer die Standardlösung zum Backup aller Bilder und Videos in der Cloud sein – offenbar auch unwissentlich. Im Zuge der letzten Google Fotos-Updates hat man zwei sehr interessante Statistiken veröffentlicht, die sowohl die Größe als auch die Nutzungsstruktur der Plattform zeigen. Und die sieht nicht ganz so gut aus.
Google lässt sich selten in die Karten blicken, doch vor wenigen Wochen kam es mal wieder dazu: Man hat verraten, wie viele Bilder sich derzeit auf den Servern von Google Fotos befinden, die man dort dauerhaft gespeichert hat: 4 Billionen Fotos. Und dabei ist noch nicht einmal die Rede von Videos oder Animationen. Eine gewaltige Datenmenge, die aber dennoch nicht wirklich überraschend ist. Überraschend und vielleicht alarmierend ist eher die zweite Aussage in diesem Satz:
In fact, most of the 4 trillion photos stored in Google Photos are never viewed.
Man hat also vier Billionen Fotos, von denen „die meisten“ niemals angesehen werden. Das dürfte hauptsächlich am Auto Backup liegen, das jede unwichtige Bilddatei in die Cloud drückt, die man zwar lokal vom Smartphone, aber nicht mehr aus der Cloud löscht. So lange es den kostenlosen unbegrenzten Speicherplatz noch gibt, was ja in wenigen Tagen nicht mehr der Fall sein wird, schert man sich nicht darum. Kein Wunder, dass Google das Angebot nicht mehr aufrechterhalten kann und möchte.
Nun muss man noch bedenken, dass es ja auch die bewusst hochgeladenen Bilder gibt. Die, die man sich schön in Alben sortiert, mit anderen Menschen teilt und auch immer mal wieder ansieht um in Erinnerungen zu schwelgen. Wie hoch deren Anteil ist, ist leider nicht bekannt. Vermutlich bleibt dann aber nicht mehr viel übrig, was für die Nutzer überhaupt relevant ist.
Wer Googles Strategien und (nach außen kommunizierte) interne Denkweisen kennt, der weiß, dass ein solcher Satz sehr brisant sein kann. Wir haben hier etwas, das sehr viel Ressourcen benötigt und nicht genutzt wird. Das führt bei Google zwangsläufig immer zu Veränderungen, die man derzeit ja auch anschiebt. Man entschärft das Auto Backup, in dem man den kostenlosen unbegrenzten Speicherplatz abschafft und man versucht mit zahlreichen neuen Features die Nutzung der alten Fotos zu steigern. Für das Daten-getriebene Unternehmen Google sind das einfach nur Möglichkeiten, um die Statistiken nach oben zu treiben und das Produkt zu rechtfertigen. So läuft das oft bei Google, informiert euch bei Interesse einmal darüber.
Nur relevante Bilder hochladen?
Natürlich wird man Google Fotos nicht einstellen (aber wer würde dafür seine Hand ins Feuer legen?), aber vielleicht wird man das Auto Backup weiter einschränken oder sich eines Tages davon verabschieden. Warum nicht zukünftig nur noch relevante Bilder hochladen? Die Algorithmen sind sehr gut darin, diese zu erkennen und schon vorab zu filtern. Könnte ich mir als eine Maßnahme zur Steigerung der Foto-Views durchaus vorstellen.
Vielleicht hat die Aussage auch keinerlei Relevanz, aber man muss immer auch zwischen den Zeilen lesen. Selbst populäre und viel-genutzte Produkte sind nicht sicher, wenn die Statistiken nicht passen. Erinnert euch an Google+, das angeblich nur 2 Sekunden pro Nutzer verwendet wurde oder Google Reader, dem viele Menschen heute noch nachtrauern und angeblich kaum genutzt wurde. Ich mache mir um Google Fotos keine Sorgen, aber unter den Tisch fallen lassen wollte ich diesen Satz auch nicht.
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