Google Assistant: Duplex ruft an und füllt Formulare aus – Googles merkwürdige Methoden für alte Technologien
Der Google Assistant gehört ohne Frage zu den besten Sprachassistenten und kann sowohl mit seinem breiten Funktionsumfang als auch der „Schlauheit“ bzw. Cleverness gegenüber vielen Konkurrenten punkten. Schon seit längerer Zeit versucht man, den Funktionsumfang über das normalerweise technisch mögliche Hinaus zu entwickeln und könnte mit dem Duplex-Assistenten dabei in eine Sackgasse geraten. Eine merkwürdige Technologie, die wohl nur für den Übergang taugt – wenn überhaupt.
Heute muss alles smart sein, denn die Menschen sind nicht nur immer bequemer geworden, sondern genießen auch den Luxus, dass ihnen immer mehr kleine Aufgaben des Alltags abgenommen werden können – und das am liebsten von den Sprachassistenten. Der Google Assistant macht eine ganze gute Figur und kann einige Aufgaben erledigen, das gesamte Smart Home steuern und vieles mehr. Aber was ist mit den Bereichen, die wenig bis gar nicht smart sind?
Vor einigen Tagen wurde der neue Google Duplex-Assistant für Onlineshoppig erstmals im Chrome-Browser gesichtet, der die Nutzer dabei unterstützen soll, die Checkout-Formulare für das Onlineshopping auszufüllen. Quasi ein Autofill inklusive Webseiten-Fernsteuerung. Angekündigt wurde das neue Produkt schon vor weit über zwei Jahren und erst jetzt ist es für den ersten großen Einsatz bereit – und dabei gar nicht mal so beeindruckend.
Viele neue Produkte und Technologien fangen klein an, aber der Funktionsumfang von Google Assistant Duplex ist dann vielleicht doch etwas zu klein, um überhaupt sinnvoll genutzt werden zu können. Schaut euch das kurze Video und die Screenshots einmal an und findet dann den großen Unterschied zum Autofill. Die Zeitersparnis dürfte bei Nutzung von Autofill im einstelligen Sekundenbereich liegen und stattdessen steigt die Gefahr, dass falsche Werte eingetragen werden. Weil man als Nutzer plötzlich nur noch zuschaut, könnte das für mehr Probleme als Komfort sorgen.
Eine echte Zeitersparnis gibt es also nicht, zumindest keine die unbedingt erwähnenswert wäre, also muss man sich bei diesem neuen Duplex-Ableger – und auch der klassischen Version – fragen, wozu man das eigentlich benötigt.
Google Duplex ist bereits im Jahr 2018 gestartet und wurde als der „telefonierende Google Assistant“ bekannt, denn genau das konnte der Assistant den Nutzern nach dem Start anbieten: Nach Aufforderung und einigen Gegenfragen ist Duplex dazu in der Lage, selbstständig ein Telefongespräch zu führen und im ersten Schritt einen Tisch im Restaurant zu reservieren oder einen Termin beim Friseur auszumachen. Dass der Assistant dabei extrem menschlich spricht und das Gegenüber anfangs getäuscht hat, hat für große Diskussionen gesorgt.
Später hat sich Google dazu entschlossen, mit Duplex nicht nur zu telefonieren – obwohl das auch weiterhin angeboten wird – sondern zusätzlich noch Formularfelder im Browser auszufüllen. In beiden Fällen muss es aber viele Nachfragen geben, der Nutzer muss den Assistenten erst einmal auf seinen Wunsch hinweisen und anschließend auch noch das Ergebnis des Telefonats bzw. das ausgefüllte Formular kontrollieren. Wie bereits erwähnt, dürfte sich die Zeitersparnis in Grenzen halten. Und wenn sich dann auch noch Irrtümer eingeschlichen haben, hat man genau das Gegenteil erreicht.
Warum jagt Google den Assistant auf veraltete Technologien?
Nun ist das gute alte Telefonat oder das Ausfüllen von Browser-Formularen nicht unbedingt als veraltet anzusehen, aber es gibt eben bequemere Lösungen. Zahlreiche Restaurants bieten die Möglichkeit, Online einen Tisch zu reservieren. Wer das nicht möchte, der kann meist einfach anrufen. Aber warum sollte der Google Assistant anrufen? Ein Nutzer weist seinen digitalen Assistenten an, ein Gespräch mit einer realen Person zu führen, die wiederum die Daten in ein digitales System einträgt. Irgendwo scheint es da einen unnötigen Umweg zu geben – oder?
Noch kurioser wird es, wenn auch das Restaurant auf einen Telefoncomputer setzt – Google selbst bietet die Duplex-Technologie auch schon ersten Business-Partnern an. Dann unterhalten sich zwei digitale Sprachassistenten in menschlicher Sprache und versuchen krampfhaft Informationen auszutauschen und sich nicht gegenseitig misszuverstehen. Das ist so, als wenn wir statt Briefe zu schreiben wieder auf Rauchzeichen umsteigen oder mit dem Morsegerät im Internet surfen. Vergleichbar auch mit zwei Chinesen, die sich im gebrochenen Englisch miteinander unterhalten. Ein unnötiger Umweg, der sehr fehleranfällig ist.
Googles Technologien mögen vielleicht langfristig funktionieren, obwohl Duplex mit großen Problemen kämpft, aber es stellt sich doch die Frage, wozu Google so viel Zeit und Ressourcen in solch eine Entwicklung steckt. Vernünftiger wäre es, die wichtigen Baustellen des Assistant anzugehen und sich mit den modernen Technologien zu beschäftigen, statt auf Teufel komm raus die älteren Wege irgendwie an den Assistenten anzubinden. Duplex für Business mag sinnvoll sein, für Endnutzer eher weniger.
Wenn ein Kino möchte, dass die Nutzer Kinokarten über den Google Assistant reservieren können, dann soll es eine entsprechen Assistant Action erstellen, das ist heutzutage kein großes Kunststück mehr. Wer das nicht anbietet, der muss seinen Kunden eben weiter zumuten, ein Formular auszufüllen – auch das wird wohl kaum jemanden davon abhalten, eine Karte zu reservieren. Gerade im Browser gibt es ohnehin die praktische Autofill-Funktion, die dem Nutzer sehr viel Tipparbeit abnimmt. Oder man registriert sich und kann sich die ganze Eingabe beim nächsten Mal ersparen.
Was ich nun damit sagen möchte? Der Assistant-Ableger Duplex erscheint mir ganz persönlich auf dem Holzweg zu sein und sich vielleicht auch in eine Sackgasse zu manövrieren. Problematisch daran ist es, dass man das Produkt im Laufe der Zeit auch als „Google Assistant on Chrome“ bezeichnet wurde – was dem Assistenten überhaupt nicht gerecht wird. Seit Jahren warten die Nutzer darauf, dass der Google Assistant auf den Desktop kommt und Chrome ist die optimale Plattform dafür – aber so wird das sicher nichts…
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