Googles noch-aktuelles Betriebssystem Android 11 kam in den letzten Monaten per Update oder Neukauf bei vielen Nutzern an, die ein noch unterstütztes Smartphone besitzen. Ab einem gewissen Smartphone-Alter muss man gar nicht mehr mit dem Update rechnen, was aber nicht heißt, dass es technisch nicht möglich ist. Bastlern ist es nun gelungen, Android 11 auf dem zehn Jahre alten Samsung Galaxy S II zu installieren. Und es funktioniert.
Die meisten Smartphone-Hersteller versorgen ihre Geräte bzw. die Nutzer zwei Jahre lang mit Android-Updates. Samsung hat mittlerweile auf drei Jahre erhöht, Google ab diesem Jahr wahrscheinlich auf fünf Jahre und dann ist wohl auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht. Ab einem gewissen Alter, das mit fünf Jahren wohl schon sehr großzügig gewählt ist, ergibt es auch aus technischer Sicht oftmals keinen Sinn mehr, ein brandaktuelles Betriebssystem zu nutzen. Lineage & Co. machen das zwar möglich, doch oftmals muss man als Nutzer an der einen oder anderen Stelle Abstriche machen.
Mit Unterstützung vom bereits erwähnten LineageOS sowie einer fleißigen Community ist es einem Bastler nun überraschend einfach gelungen, Android 11 auf dem zehn Jahre alten Smartphone Samsung Galaxy S II zu installieren. Das Gerät kam 2011 auf den Markt, gehört mit dem Start-Betriebssystem mittlerweile zu den Geräten, denen Google in Kürze den Stecker zieht und wurde von Samsung zuletzt auf Android 4.1 Jelly Bean aktualisiert.
Nun springen wir mal eben sieben Android-Generationen weiter und schauen uns an, wie sich Android 11 auf dem Smartphone tut, das mit Sicherheit nicht für dieses Betriebssystem und alles was es mit sich bringt, ausgelegt ist. Das gilt vor allem für die Ressourcen-hungrigen Apps sowie die Google Play Services.
Die Installation
Die Installation ist dank der Community überraschenderweise recht einfach, denn es stehen noch Treiber zur Verfügung, sogar LineageOS war noch lange Zeit für dieses Gerät verfügbar und somit kommt auch die moderne Software mit den alten Komponenten und dessen Gegebenheiten sehr gut klar. Die Hardware-Veränderungen wie etwa der aus heutiger Sicht sehr kleine Bildschirm, die bescheidene Kamera oder die noch zahlreich vorhandenen physischen Buttons auf der Vorderseite stellen Android 11 vor keinerlei Probleme.
Der Bastler kämpfte mit einem leicht beschädigten USB-Port, konnte aber dennoch alle Daten übertragen, das System über die Speicherkarte installieren und auch in den entsprechenden Modus zur Installation wechseln. Zuvor muss allerdings der interne Speicher des Smartphones neu partitioniert werden, weil Android 11 deutlich mehr Speicherplatz benötigt als die damaligen Android-Versionen von Beginn des vergangenen Jahrzehnts.
Es funktioniert
Ist die Installation abgeschlossen, läuft alles stabil. Es gibt keinerlei Probleme mit Apps, der Webbrowser tut was er soll, die Kamera nimmt Fotos auf, Apps lassen sich ausführen, Telefonieren und Internet geht. Allerdings ist das Smartphone nach der Installation noch ziemlich nackt und somit, man muss es sagen, im Idealzustand. Doch nun will man natürlich auch die Google-Dienste und vor allem den Google Play Store nutzen – und an dieser Stelle wird es bitter.
Die Installation der Google-Dienste ist dank einiger Pakete wie etwa microG keine große Herausforderung und schnell erledigt. Das funktioniert auch, aber sie bringen bekanntlich die Google Play Services mit. Das ist ein Paket, das von nahezu allen Google-Apps benötigt wird und auch von sehr vielen weiteren Apps vorausgesetzt wird. Dieses Paket bietet zahlreiche Standardfunktionen und APIs, auf die die Apps nicht verzichten können. Die Play Services arbeiten im Hintergrund – und genau das ist das Problem.
Die Google Play Services werfen einen gewaltigen Anker und sorgen dafür, dass das Smartphone plötzlich kaum noch sinnvoll nutzbar ist. Bei manchen Aktionen erbittet sich das Smartphone nun 2-3 Sekunden Bedenkzeit. Die Kamera-Performance ist im Keller und viele Apps sind sehr träge. Das ist zwar die „Schuld“ der Play Services, aber durch die zahlreichen Hintergrunddienste lässt sich das nicht ändern. Das ist auch der Grund, warum ein ewig langes Update auf ältere Geräte überhaupt nicht sinnvoll ist.
Ausstattung wie eine Smartwatch
Smartphones haben sich in den letzten zehn Jahren enorm weiterentwickelt, so wie viele andere smarte Geräte auch. Heute hat eine Smartwatch, an die damals noch gar nicht zu denken war, mehr Rechenleistung als das Galaxy S II. Kein Wunder, dass der Prozessor irgendwann abwinkt und sich die lange Bedenkzeit nimmt. Der Arbeitsspeicher ist mit nur einem GB ebenfalls mehr als dürftig und stellt moderne Apps vor Herausforderungen.
Sinnvoll ist es also nicht, aber dennoch eine gute Tech-Demo, dass so etwas prinzipiell möglich wäre. Weil sich Smartphones aber bekanntlich nicht ohne Weiteres aufrüsten lassen, wird man so etwas eher weniger brauchen. Lest euch einmal den Artikel bei AndroidCentral durch, ist wirklich sehr interessant, welche Erfahrungen dort geschildert werden.
Und wer sich für solche fast-unmögliche Basteleien begeistern kann, kann sich auch einmal durchlesen, wie ein Bastler Googles Spieleplattform Stadia auf einem E-Reader nutzt: