Seit einigen Wochen kursieren Gerüchte über einen neuen Chromecast mit Google TV, der möglicherweise die erst ein Jahr alte erste Generation beerben könnte. Google selbst hat durch eine umstrittene Entscheidung dafür gesorgt, dass das eigene Produkt schon wenige Monate nach Verkaufsstart nicht mehr den modernen Anforderungen genügt. Eventuell kommt man um eine zeitnahe zweite Generation gar nicht herum.
Der Chromecast mit Google TV wurde erst im Oktober 2020 vorgestellt und hat die bisher getrennten Bemühungen rund um Android TV, Chromecast und die neu geschaffene Google TV-Oberfläche zu einem Produkt zusammengeführt. Der hinter dem Fernseher werkelnde Dongle konnte viel Lob einstecken, muss sich aber vor allem aufgrund der recht schwachen verbauten Komponenten auch Kritik gefallen lassen. Erst vor wenigen Tagen haben wir euch gezeigt, wie ihr den Chromecast beschleunigen könnt.
Doch nicht nur in puncto Geschwindigkeit müsste der Chromecast zulegen, sondern auch beim AV1-Codec hinkt man hinterher bzw. unterstützt diesen gar nicht. Dabei handelt es sich um einen modernen Video-Codec, der von der Alliance for Open Media entwickelt wurde, sehr gute Ergebnisse in puncto Qualität und Dateigröße liefert und frei zur Verfügung steht. Der Codec könnte innerhalb kürzester Zeit zu einem wichtigen Standard werden, der auch von Google gepusht wird.
Anfang dieses Jahres, gerade einmal drei Monate nach der Präsentation des neuen Chromecast, hat Google erklärt, den AV1-Codec zu einer Grundvoraussetzung für alle Android TV-Geräte zu machen. Alle nach dem 1. April 2021 auf den Markt kommenden Geräte mit Android TV müssen den Codec unterstützen, ansonsten gibt es keine Lizenz. Ein normaler Vorgang, nichts Außergewöhnliches.
Doch während Google die Unterstützung des Codecs von allen Partnern einfordert, nimmt man es bei sich selbst nicht ganz so streng. Schon kurz nach Ankündigung der neuen Voraussetzung wurde bekannt, dass der neue Chromecast diese nicht erfüllt. Schlimmer noch: Laut Einschätzung vieler Beobachter ist der Dongle technisch gar nicht dazu in der Lage, diesen Codec zu unterstützen. Das Gadget ist einfach zu schwachbrüstig und kann es nicht schaffen.
Da helfen dann wohl auch Googles sonst so faszinierende Software-Tricks nichts mehr. Es muss auf relativ kurze Sicht ein neuer Chromecast her, der den modernen Codec unterstützt. Vielleicht nicht in diesem Herbst, aber vielleicht schon im Frühjahr. Es ist unklar, ob bei Google mal wieder eine Abteilung nicht wusste, was die andere tut – das ist selbst bei Gemeinschaftsprojekten wie dem Chromecast mit Google TV nicht selten der Fall – oder ob man das wissentlich in Kauf genommen und das Datum der Einführung nach den weltweiten Verkaufsstart gelegt hat.
Bisher hat sich Google noch nicht dazu geäußert, wie man dieses „Problem“, das ja eigentlich nur durch die eigenen Vorgaben entsteht, lösen möchte.