Die Spieleplattform Stadia ist seit weit über eineinhalb Jahren Online und läuft seit dem ersten Tag sehr stabil, hat sich unter Zockern einen Namen gemacht und kann recht regelmäßig mit neuen Spielen aufwarten. Doch auf finanzieller Seite dürfte es nicht ganz so rosig aussehen und bei der derzeitigen Entwicklung muss man sich die Frage stellen, ob Stadia für Google jemals profitabel werden kann.
Google nennt leider keine offiziellen Zahlen für Stadia, doch nach allem was bekannt ist und als Signal dienen könnte, ist die Spieleplattform nach wie vor in der Nische und nicht einmal in der Nähe der Reichweite der großen Konkurrenz des PC oder der Spielekonsolen. Das kann man nach 20 Monaten auch nicht erwarten, doch Google-Beobachter wissen sehr genau, dass das Unternehmen neuen Produkten nur einen begrenzten Zeitraum einräumt, um sich zu etablieren und profitabel zu werden. Gut möglich, dass dieser Zeitraum bei Stadia großzügig bemessen ist, aber irgendwann muss Geld auf das Konto fließen.
Stadia hat zwei Einnahmequellen
Doch mit der derzeitigen Situation scheint es fraglich, ob Stadia überhaupt profitabel sein kann. Die Plattform hat derzeit zwei Geldquellen: Der Verkauf von Spielen und das monatliche Stadia Pro-Abo, dass begeisterte Spiele abschließen können, um eine bessere Qualität und zusätzliche Vorteile zu erhalten. Gerade erst hat man bekannt gegeben, in Kürze die Provision von 30 Prozent auf 15 Prozent zu senken und sich damit selbst die Einnahmen durch den Spieleverkauf zu halbieren. Natürlich ist ein kleines Stück vom riesigen Kuchen besser als ein großes Stück vom kleinen Kuchen, aber erst einmal wird das den Umsatz zurückfahren. Logisch.
Stadia kann sowohl Gratis als auch im Rahmen des Pro-Abos gespielt werden. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, wie hoch der Anteil der Pro-Nutzer ist. Google zielt potenziell auf „mehrere Milliarden Spieler“ ab und es ist davon auszugehen, dass die Masse eher die Gratis-Version zocken wird. Wenn dann schätzungsweise 20-30 Prozent der Nutzer zahlen und der Rest die Plattform Gratis nutzt, könnte das zur Finanzierung problematisch werden.
Man darf nicht vergessen, was für eine gewaltige Infrastruktur hinter Stadia steht und auch stehen muss. Das ist mit dem Play Store, in dem man ja ebenfalls 15 bis 30 Prozent Provision nimmt, überhaupt nicht zu vergleichen. Stadia erfordert massenhaft sehr starke Server, um potenziell viele Millionen Spiele gleichzeitig auszuführen, zu berechnen und das Ganze in Sekundenbruchteilen an die Nutzer zu senden. Bildlich gesprochen muss Google also mehrere Millionen Spielekonsolen in seinen Rechenzentren rund um die Welt aufstellen – immer in geografischer Nähe der Nutzer. Natürlich funktioniert die Technik völlig anders, aber der Ressourcen-Verbrauch ist vergleichbar.
Kann Stadia profitabel sein?
Gut möglich, dass sich diese gewaltige Infrastruktur durch einen gewissen Anteil an zahlenden Abonnenten finanzieren lässt. Wie hoch dieser Anteil sein muss, ist allerdings nicht bekannt. Dazu kommt, dass Google seit langer Zeit viele kostenlose Spiele für Pro-Nutzer anbietet, die natürlich irgendwie finanziert werden wollen. Die Entwickler werden sie nicht kostenlos anbieten, also muss Google sie für die Nutzer bezahlen. Da frisst der Erfolg die Einnahmen auf. Vor einigen Monaten wurde bekannt, dass Google sich so manchen Titel Millionen kosten lässt. Vielleicht wird man beim Stadia-Durchbruch auf das Gratis-Angebot verzichten, aber damit könnte man die Nutzer auch recht schnell wieder verlieren.
Ich denke, dass das Endprodukt Stadia in der Form kaum profitabel sein kann. Viel mehr wird man Stadia als Cloud-Produkt anbieten und die Infrastruktur anderen Unternehmen zur Verfügung stellen. Das ist längst bekannt und wohl das eigentliche Geschäftsmodell hinter der Plattform. Wenn man die Kosten dadurch abfängt, sieht es schon anders aus. Aber da kommt man dann wieder in den üblichen Cloud-Wettbewerb. Es bleibt also spannend und Google dürfte noch sehr viel investieren müssen, um mit der Plattform tatsächlich Geld zu verdienen.