Google will die eigenen Plattformen für Entwickler attraktiver gestalten und senkt nun sowohl im Google Play Store als auch bei Stadia die Provisionen. Bis zu gewissen Grenzen können sich Entwickler nun 85 Prozent statt wie bisher 70 Prozent des Umsatzes einstecken. Während das im Google Play Store wohl eher regulatorische Gründe hat, ist es für Stadia ein weiterer Versuch, mehr Titel für die Spieleplattform zu gewinnen. Ein Überblick.
Halbe Provision bei Stadia
Google will die Spieleentwickler, die ihre Titel bei Stadia vertreiben, nun mit einer höheren Provision locken und dürfte darauf hoffen, die Auswahl stark vergrößern zu können: Weil viele Spiele bei Stadia bekanntlich gekauft werden müssen, mit Ausnahme der 30 kostenlosen Spiele, können Spieleentwickler auf direktem Wege Geld verdienen, ohne von einer anteiligen Google-Ausschüttung abhängig zu sein. Nun halbiert Google den eigenen Anteil.
Bisher hat Google bei Stadia auf das typische Play Store-System gesetzt: 70 Prozent für den Entwickler und 30 Prozent steckt man sich selbst als Provision ein. Ab dem 1. Oktober wird dieser Anteil von 30 Prozent auf 15 Prozent gesenkt – bis zu einer Grenze von 3 Millionen Dollar pro Jahr. Ohne Stadia nun wieder zu sehr kleinreden zu wollen, muss man schon hinterfragen, wie groß die Anzahl der Titel, die über 3 Millionen Dollar pro Jahr umsetzt, überhaupt sein kann.
Erst gestern hatte Google angekündigt, dass man auch das Spielen unter Android 12 vereinfachen möchte und den Nutzern schon das Zocken vor dem vollständigen Download ermöglichen möchte.
Nur noch 15 Prozent Provision im Google Play Store
Der Google Play Store ist bei weitem nicht konkurrenzlos, doch Google ist es über die Jahre gelungen, die Position des App Stores immer weiter zu festigen. Der Play Store ist als einzige sichere Bezugsquelle erlaubt, alle anderen werden durch die Formulierungen in den Einstellungen als unsicher dargestellt. Außerdem gibt es die Google-Apps nur im Play Store. Das und viele weitere kleine Dinge haben dafür gesorgt, dass sich die Masse der Nutzer nicht nach einem alternativen App Store umsieht.
Obwohl Google, anders als Apple, keine Not hätte, etwas an den Play Store-Provisionen zu ändern, kam vor einigen Monaten eine überraschende Verkündung, die seit einigen Wochen greift: Die Provisionen wurden ab dem 1. Juni von 30 Prozent auf 15 Prozent gesenkt. Das gilt zwar nur für die erste Umsatz-Million pro Jahr, aber die Auswirkungen sind enorm (siehe nächster Absatz). Das bedeutet, dass App-Entwickler statt wie bisher 70 Prozent nun 85 Prozent des vom Nutzer gezahlten Betrags erhalten werden.
Einen Haken scheint es an der Sache nicht zu geben, zumindest wäre mir bisher keiner aufgefallen. Google gibt als Begründung an, dass man das Ökosystem stärken möchte. Geht es den Partnern gut, geht es dem Ökosystem gut – so dass Statement. Eventuell wollte man mit Apple gleichziehen, dass eine ähnliche Änderung im vergangenen Jahr vorgenommen hat, aber wie bereits gesagt war Google eigentlich nicht in großer Not.
99 Prozent aller Entwickler profitieren
Glaubt man aktuellen Statistiken, dann hat diese Provisions-Anpassung extrem große Auswirkungen und hilft praktisch allen Entwicklern: Gerade einmal drei Prozent aller Apps im Play Store müssen bezahlt werden. Das bedeutet, dass 97 Prozent aller Apps kostenlos zur Verfügung und entweder durch Werbung oder gar nicht monetarisiert werden. Von diesen drei Prozent erwirtschaftet nur ein Prozent einen höheren Umsatz als eine Million Dollar pro Jahr.
Aber selbst große Entwickler profitieren, denn die Millionengrenze gilt auch für sie. Sie zahlen für die erste Million eine Provision von 15 Prozent und erst für alle darüber hinaus gehenden Umsätze wieder die 30 Prozent – ähnlich wie beim progressiven Steuersystem. Damit liegt der zusätzliche Umsatz für große Entwickler bei immerhin 150.000 Dollar pro Jahr. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass die Entwickler diesen zusätzlichen Umsatz, der abgesehen von der Steuer ja nun ein zusätzlicher Gewinn ist, an die Nutzer weitergeben.
UPDATE: Unbegrenzte Senkung für Medien-Apps
Google scheint sich an immer mehr Stellen mit den 15 Prozent zufriedenzugeben, denn nun wurde ein neues Programm verkündet, mit dem sich Apps aus dem Medienbereich eine dauerhafte und unbegrenzte Senkung von 30 Prozent auf 15 Prozent erarbeiten können. Dazu müssen sie lediglich bei der Verbreitung von Wear OS, Android Automotive und Android TV helfen bzw. ihre Apps entsprechend anpassen. Mehr dazu findet ihr im folgenden Artikel: