Smartphone-Hersteller wollen sich immer gegenseitig übertrumpfen und kratzen dabei langsam an den Grenzen des derzeit technisch und preislich vernünftig machbarem. Und so ist es gar nicht so verwunderlich, was nun rund um OnePlus ans Tageslicht gekommen ist und vom Smartphone-Hersteller mittlerweile auch offiziell bestätigt wurde: Eine Reihe populärer Apps wurde absichtlich ausgebremst, um eine längere Akku-Laufzeit sowie eine bessere System-Performance zu erreichen.
Wenn man offizielle oder eigene Vorgaben kaum noch erreichen kann, dann muss man in die Trickkiste greifen und hoffen, dass es niemand bemerkt – fragt nur einmal bei Volkswagen & Co. Nun wurden auch OnePlus dabei erwischt, getrickst zu haben, um mit seinen Smartphones bessere Werte in den Benchmarks zu erhalten. Bis zu einem gewissen Grad wird so etwas akzeptiert und das Ausbremsen bzw. Optimieren von Apps ist sogar offizieller Bestandteil von Android. Doch die Umsetzung ist völlig verschieden.
Während Android Apps optional optimieren kann, die im Hintergrund zu viele Ressourcen benötigen oder zu stark am Akku ziehen, sieht das bei OnePlus ganz anders aus: Das Unternehmen hat eine Liste von 300 populären Apps hinterlegt, die immer ausgebremst werden. Es geht da also nicht um Algorithmen, die ein Problem erkennen, sondern um eine gezielte Drosselung zugunsten bessere Werte in den Benchmarks. Vor allem die Akku-Laufzeit sollte optimiert werden, denn diese ist bekanntlich ein sehr wichtiges Kriterium in Benchmarks und auch im Marketing.
OnePlus hat dieses Vorgehen nun offiziell bestätigt und stellt es natürlich in das Licht, dass man nur das beste für die Nutzer wollte. Das darf man auch sehr gerne glauben, aber dazu wurden eben Mittel und Wege eingesetzt, die nicht ganz fair sind und die Nutzer eigentlich eher behindern, als ihnen zu helfen. Denn von gedrosselten Apps hat niemand etwas.
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It's disappointing to see OnePlus handsets making performance decisions based on application identifiers rather than application behavior. We view this as a form of benchmark manipulation. We've delisted the OnePlus 9 and OnePlus 9 Pro from our Android Benchmark chart. https://t.co/G40wmWeg7o
— Geekbench (@geekbench) July 6, 2021
Gedrosselt wurden nicht irgendwelche Apps, sondern die populärsten Apps überhaupt: YouTube, Facebook, Instagram, WhatsApp, Twitter und viele weitere. Mittlerweile hat unter anderem Geekbench reagiert und das OnePlus 9 sowie OnePlus 9 aus den Benchmarks herausgenommen. OnePlus selbst hat das Ganze bestätigt und dürfte wohl hoffen, etwas Ruhe in die Sache zu bringen.
Our top priority is always delivering a great user experience with our products, based in part on acting quickly on important user feedback. Following the launch of the OnePlus 9 and 9 Pro in March, some users told us about some areas where we could improve the devices’ battery life and heat management. As a result of this feedback, our R&D team has been working over the past few months to optimize the devices’ performance when using many of the most popular apps, including Chrome, by matching the app’s processor requirements with the most appropriate power. This has helped to provide a smooth experience while reducing power consumption. While this may impact the devices’ performance in some benchmarking apps, our focus as always is to do what we can to improve the performance of the device for our users.
Ich bin gespannt, ob das nur eine kurze Story oder eine große Sache wird. Gut möglich, dass andere Hersteller auf ähnliche Tricksereien setzen. Google hat bisher noch nicht reagiert, könnte so etwas aber möglicherweise zukünftig unterbinden wollen. Wir halten euch auf dem Laufenden.