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Googles Quartalszahlen unter der Lupe: Rekordumsätze mit Werbung; Alphabet und Cloud verbrennen Milliarden

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Google hat gestern Abend die Geschäftszahlen für das 2. Quartal 2021 vorgelegt und konnte wahrlich beeindruckende Ergebnisse präsentieren: So wie viele IT-Riesen, hat auch Google sehr stark vom Home Office-Boom und weiter gestiegenen Onlinezeit profitieren können – und das ganz enorm. Doch die glänzende Fassade kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einige Baustellen und Kostentreiber im Unternehmen gibt.


Die Google-Mutter Alphabet gehört zu den wertvollsten Unternehmen der Welt und kann seit vielen Jahren, bis auf wenige Ausnahmen, stets zweistellig steigende Umsätze und Gewinne vermelden – doch wie lange kann das noch so weitergehen? Gestern Abend hat das Unternehmen die Quartalszahlen für das zweite Viertel 2021 vorgelegt und konnte einen extrem starken Umsatz- und Gewinnzuwachs vermelden: Der Umsatz stieg um 63 Prozent und der Gewinn fast um das Dreifache!

Alphabet besteht aus mehr als einem Dutzend Unternehmen und auch einige Google-Anteile werden seit einiger Zeit separat ausgewiesen. Ein Blick auf die Zusammensetzung von Umsatz und Gewinn zeigt, dass die Anteile sehr ungleichmäßig verteilt sind – aber bei weitem nicht überraschend. Der Löwenanteil der Umsätze stammt aus den „Google Services“, gefolgt von etwas mehr 4,5Milliarden Dollar aus der Google Cloud und als Abschluss die „Other Bets“ mit knapp 200 Millionen Dollar. Bei den Other Bets handelt es sich um alle anderen Alphabet-Unternehmen abseits von Google.

Das sind sehr starke Zahlen, die überhaupt keinen Grund zur Sorge geben, doch dann gibt es da auch noch die andere Seite: Google ist nicht nur das mit riesigem Abstand stärkste Alphabet-Unternehmen, sondern auch das einzige, das Gewinn einfahren kann und alle anderen Aktivitäten stützen muss. Tatsächlich steigt der Verlust der anderen Alphabet-Unternehmen mit jedem Quartal.




Google Cloud
Interessant sind aber nicht nur die Umsätze, sondern natürlich auch der Ertrag – und bei dem sieht es bitter aus. Google hat im 2. Quartal einen Gewinn von über 19 Milliarden Dollar eingefahren – so viel wie im Weihnachtsquartal 2020. Google Cloud, das zweite wichtige Standbein des Unternehmens Google, hat bei einem Umsatz von knapp vier Milliarden Dollar einen Verlust von einer halben Milliarde Dollar eingefahren. Allein seit Anfang 2020 hat Google Cloud das Alphabet-Ergebnis mit über sieben Milliarden Dollar belastet.

Google hat sich schon vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, innerhalb von fünf Jahren mehr Umsatz (und Gewinn) mit den Cloud-Produkten zu erzielen, als mit Werbung. Dieses Ziel wollte man nach damaligen Planungen im Jahr 2022 erreichen – doch ganz offensichtlich ist man davon meilenweit entfernt. Zwar steigt der Umsatz sehr stark, aber wenn man daraus keinen Gewinn ziehen kann, läuft etwas schief. Natürlich bringt ein solcher Bereich auch hohe Investitionen mit sich, aber wie lange soll das noch so gehen? Prinzipiell ist Google seit 20 Jahren ein „Cloud-Unternehmen“ und hat somit eine solide Basis, was die Infrastruktur betrifft.

Aber auch Google Cloud ist längst kein Neuling mehr, sondern wurde in der Form vor 13 Jahren (!) aus der Taufe gehoben – da sollte irgendwann auch einmal ein Gewinn herausspringen. Stattdessen werden die Verluste immer größer. Wird man das jemals wieder reinholen können? Ich sehe das extrem skeptisch und denke nicht, dass man in absehbarer Zukunft den Amazon-Moment erleben wird, nach jahrelangen Verlusten mit immensen Investitionen plötzlich den Turnaround zu schaffen. Dazu muss man aber auch sagen, dass der Verlust im 1. Quartal noch bei über einer Milliarde Dollar lag.

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Other Bets
Bei den Alphabet-Unternehmen sieht das nicht viel besser aus. Alphabet ist nun auch schon wieder knapp sechs Jahre alt und die darin enthaltenen Projekte haben in vielen Fällen schon eine deutlich längere Geschichte. Ganz persönlich sehe ich kein Projekt, das eines Tages die hohen Investitionen wieder reinholen könnte. Waymo dürfte der größte Kostentreiber sein und hat bis heute kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden, das hohe Gewinne verspricht.

Loon wurde Anfang des Jahreseingestellt, aus anderen Bereichen wie der Robotik hat man sich zurückgezogen, die zahlreichen Projekte im Medizin-Bereich wurden ebenfalls schon zurückgefahren oder eingestellt, die Stadtplanungs-Tochter hat große Probleme und dann bleibt eigentlich nicht mehr viel übrig. Ich hatte es im vergangenen Jahr schon einmal geschrieben und wiederhole es gerne noch einmal: Alphabet ist mit den aktuell bekannten Projekten gescheitert. Zumindest aus meiner Sicht. Ich halte es für bezeichnend, dass Sundar Pichai als Google-CEO auch Alphabet nebenbei mitmanagen kann.




Google kommt nicht von der Werbung los
Aber auch bei Google sieht es hinter der Fassade längst nicht so rosig aus, wie man denken würde: Das Unternehmen ist nach wie vor zu 83 Prozent vom Werbeumsatz abhängig. Vor zehn Jahren waren es knapp 90 Prozent, was von Anlegern immer wieder als große Gefahr gesehen wurde. Einen echten Erfolg konnte man also nicht verbuchen, denn bis man ein ähnlich lukratives Geschäftsfeld gefunden hat, wird wohl noch sehr viel Zeit vergehen. App-Umsätze, gekaufter Speicherplatz, Abo-Dienste und der Hardware-Verkauf bleiben weiterhin (für Google-Verhältnisse) ein Nebengeschäft.

Grundsätzlich wäre diese Abhängigkeit kein Problem, denn die Konkurrenzsituation hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Dennoch sind die Traffic Acquisition Costs (TAC) immer weiter gestiegen und liegen nun schon bei 10,9 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2020. Darin enthalten sind alle Kosten, die man zur Aufrechterhaltung des Traffics benötigt – so wie etwa der Einkauf der Standardsuchmaschine bei Apple, im Firefox-Browser, bei Samsung und einigen anderen Unternehmen. Das sind zwei Milliarden Dollar mehr als im Vorjahr.

Man muss sich um Google sicherlich keine Sorgen machen, aber ich sehe als absoluter Finanz-Laie eine Gefahr darin, dass das ganze Kartenhaus irgendwann implodiert. Ein Wegbrechen des Werbegeschäfts, etwa durch die immer schärfer geführten und zum Teil auch schon umgesetzten Schutzmaßnahmen vor Tracking, hätte für Google katastrophale Folgen. Und es gibt kein Geschäftsbereich, der das irgendwie auffangen könnte.

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