Fuchsia: Das mysteriöse Google-Betriebssystem – was wir bisher wissen und was wir noch immer nicht wissen
Google arbeitet seit einigen Jahren am neuen Betriebssystem Fuchsia, das sich trotz bereits erfolgtem Rollout auf die ersten Smart Displays in einem recht geheimnisvollem Status befindet. Je nach Sichtweise wissen wir sehr viel über Fuchsia, wissen eigentlich aber auch gar nichts über die neue Plattform. In diesem Artikel wollen wir uns einen kurzen Überblick verschaffen, was bereits bekannt ist und was nicht.
Googles neues Betriebssystem Fuchsia ist seit mindestens fünf Jahren bekannt, denn die Entwicklung findet unter den Augen der Öffentlichkeit statt, weil sowohl Quellcodes als auch viele Diskussionen und Kommentare der Entwickler öffentlich zugänglich sind. Dadurch konnten wir uns im Laufe der Jahre einen tiefen Einblick in die Struktur des Betriebssystems verschaffen, in die einzelnen Layer und deren Aufgaben bzw. Möglichkeiten.
Fuchsia is an open source effort to create a production-grade operating system that prioritizes security, updatability, and performance. Fuchsia is a foundation for developers to create long-lasting products and experiences across a broad range of devices. Fuchsia is still evolving rapidly, but the underlying principles and values of the system have remained relatively constant throughout the project. The core architectural principles guiding Fuchsia’s design and development are: secure, updatable, inclusive, and pragmatic.
Modular aufgebaut
Das wohl wichtigste Detail über Fuchsia ist es, dass das Betriebssystem von Grund auf modular aufgebaut ist, sodass es sehr flexibel einsetzbar ist und sich weder auf eine Geräteklasse noch ein spezielles Anwendungsgebiet festlegen muss. Fuchsia kann stets aus dem bestehen, was für den Anwendungsbereich notwendig ist. Das reicht vom kleinsten bis zum größten System, sorgt für eine sehr leichte Austauschbarkeit und macht auch Updates sehr leicht möglich. Kein Wunder, dass auch Android diesen Weg geht.
Diese Modularität ist die große Stärke von Fuchsia und vielleicht auch die Motivation hinter der Entwicklung des Betriebssystems gewesen. Das Ziel wird es von Anfang an gewesen sein, eine neue Plattform zu schaffen, die sich von Beginn an anpassen und auf die jeweilige Geräteklasse ausbreiten kann. Viele Details zu diesen Modulen und Layern und deren Kommunikation untereinander findet ihr in diesem Artikel.
The wordmark and air-flow visual motif featured on this puzzle are part of Fuchsia’s new brand system. The style is a nod to the artistry of the technological foundation we are building together.
Eine solide Basis ohne Abhängigkeiten
Fuchsia ist nicht nur das Betriebssystem und die mögliche GUI, sondern vor allem der Kern: Der Zircon-Kernel ist das eigentliche Produkt hinter dem Betriebssystem und verabschiedet sich vom Linux-Kernel, hat keine Abhängigkeiten mehr von anderen Projekten und gibt Google somit die volle Freiheit, die Plattform einzusetzen. Während bei Android und Chrome OS zwar ungefährliche Abhängigkeiten herrschen, die aber auch irgendwann eskalieren könnten, ist das bei Fuchsia anders. Auf dieser Basis lässt sich das große Produkt aufbauen.
Es gibt keine Benutzeroberfläche
Weil Fuchsia modular aufgebaut ist, gibt es für das Betriebssystem keine echte Benutzeroberfläche. Diese lässt sich nämlich vollständig austauschen und ebenfalls an die Gegebenheiten anpassen. In den frühen Stadien gab es Oberflächen für Smartphones und Tablets bzw. Desktops, doch diese dürften nur Testzwecken gedient haben und wurden später wieder entfernt. Aus diesem Grund wird Fuchsia wohl auch keine eigene Identität haben und ist nicht wiedererkennbar.
Fuchsia gibt es mit und ohne Google
Aus den Sourcen geht hervor, dass es Fuchsia sowohl mit als auch ohne Google gibt. Es gibt das grundsätzliche Betriebssystem mit dem Kernel und den einzelnen Layern sowie die zahlreichen Google-Schnittstellen, die dort wieder integriert werden. Das gleiche Prinzip wie bei Android, das die meisten Nutzer bekanntlich nur mit Google-Diensten nutzen möchten. Bei Fuchsia dürfte es ähnlich laufen, sodass sich das Betriebssystem wieder frei verbreiten dürfte. Das genaue Modell dahinter ist allerdings nicht bekannt.
Der Name Fuchsia
Woher der Name Fuchsia kommt, hat Google bisher nur zwischen den Zeilen verraten. Tatsächlich könnte es auf Apple-Produkte zurückgehen – interessanterweise auch auf das iPhone. Durch den Wechsel des Logos, den Rollout auf Smart Displays und die Kommunikation drumherum kann man davon ausgehen, dass Fuchsia tatsächlich die Bezeichnung für das Endprodukt sein wird und kein anderer Name gewählt wird. Mehr über den Namen Fuchsia und dessen Wurzeln findet ihr in diesem Artikel.
Wo will Fuchsia hin?
Die große Unbekannte hinter Fuchsia ist, in welche Richtung sich das Betriebssystem überhaupt entwickeln soll. Derzeit geht es in Richtung Smart Displays, aber es stehen auch viele andere Geräteklassen im Raum, die mit Fuchsia versorgt werden könnten. Aber soll es tatsächlich für Endnutzer angeboten werden oder nur unter der Haube aktiv sein, als Unterau für Android, Chrome OS oder andere Plattformen und Geräteklassen. Weil Google nicht darüber spricht, könnte dieses Fragezeichen noch lange bestehen bleiben.
Warum wird nicht über Fuchsia gesprochen?
Die letzte große Frage ist, warum Google das Produkt so geheim hält. Man kommuniziert nur das nötigste und hat selbst den ersten Rollout nicht offiziell angekündigt. In Interviews führte man als Grund an, dass das Produkt keine große Rolle spielt und eher als Spielwiese fungiert. Das hat man durch den Rollout selbst widerlegt, aber auch über unwichtige Dinge und Entwicklungen kann man ja mal sprechen. Auch sonst kündigt man viele Projekte und Forschungen an, doch selbst auf der Entwicklerkonferenz Google I/O spielt Fuchsia Jahr für Jahr keine Rolle.
Aber warum ist das so? Wieso schweigt man das Projekt tot, wenn es ja doch offensichtlich ausgerollt werden soll und mit hohem Tempo weiterentwickelt wird? Das ist tatsächlich das größte Mysterium hinter dem Projekt und sorgt dafür, dass das Ganze trotz wenig aufregender Dinge so interessant bleibt. Vielleicht kommt eines Tages der große Knall mit einer Ankündigung, aber bisher ist nichts davon absehbar.
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