Googles neue Plattform Android Automotive steht noch ganz am Anfang und wird noch sehr viel Zeit benötigen, um sich ähnlich weit wie der de facto-Voränger zu verbreiten. Wenn es aber erst einmal soweit ist, könnten die zahlreichen neuen rollenden Datenquellen vielleicht auch für Google Maps Streetview herangezogen werden und für eine sehr hohe Aktualität der Straßenaufnahmen sorgen. Die notwendigen Weichen werden bereits gestellt.
Googles neues Infotainment-Betriebssystem Android Automotive soll in den nächsten zwei Jahren richtig in Fahrt kommen, denn zahlreiche Marken haben ihre Unterstützung in neuen Modellen angekündigt. Eine Liste findet ihr in diesem Artikel. Viele weitere dürften folgen, doch bis zur breiten Akzeptanz und Etablierung der Plattform sollte man wohl nicht vor Mitte bis Ende des Jahrzehnts rechnen. Das liegt auch an Googles Geschäftsmodell.
Google will alle Daten
Der VW-Konzern hatte vor einiger Zeit verraten, dass Google von seinen Partnern für Android Automotive vollen Zugriff auf ALLE Daten einfordert. Damit sind jegliche Daten gemeint, die in irgendeiner Form über die Infotainment-Infrastruktur abrufbar sind – und das sind in modernen Fahrzeugen immer umfangreichere Datenströme. Es ist davon auszugehen, dass auch die in den Fahrzeugen verbauten Kameras über eine Schnittstelle an die Infotainment-Plattform angebunden werden können. Und an dem Punkt wird es dann schon wieder sehr interessant.
Vielleicht nicht ganz zufällig arbeitet Google seit einiger Zeit an einer neuen Technologie, mit der Nutzer Streetview-Bilder erstellen können. Das ist mit dem Smartphone allerdings nicht ganz so komfortabel und bringt viele Schwierigkeiten vom beschränkten Radius über die nicht optimale Höhe bis zur begrenzten Abdeckung. Bei modernen Fahrzeugen mit steigender Anzahl verbauter Kameras sieht das ganz anders aus.
Ich habe schon vor langer Zeit spekuliert, dass die autonomen Waymo-Fahrzeuge Bildmaterial und Daten für Streetview liefern könnten, doch bisher ist es noch nicht dazu gekommen. Mit Android Automotive würde man in puncto Reichweite aber ohnehin in eine völlig andere Dimension vorstoßen, wenn die Plattform erst einmal in Hunderttausenden oder mehrere Millionen Fahrzeugen verbaut worden ist. Damit wäre es möglich, von vielen Orten dieser Welt praktisch tagesaktuelle Bilder zu erhalten und bewohnte Gebiete lückenlos abzudecken. Selbst das immer wieder als Scherz abgetane Live-Streetview wäre in greifbarer Nähe.
Google könnte die üblichen Mittel und Wege finden, um den Zugriff auf die Kameras zu erhalten und diese Daten verwenden zu können. Von der klassischen Dashcam-Funktion über Statistiken für die Nutzer bis hin zur verbesserten Navigation wäre einiges denkbar, mit dem man sowohl Nutzer als auch Hersteller überzeugen könnte. Das einzige Problem wäre die ungünstige Kameraposition, aber wenn so etwas erst einmal in Fahrt kommt (Wortspiel), ist es bis zur weiten Verbreitung von Frontspiegel-Kameras oder auf Dachhöhe positionierte Kamerasensoren auch nicht mehr weit.
Bis zur weiten Verbreitung von Android Automotive wird es noch etwas dauern, langfristig werden sich daraus sicherlich viele Datenquellen ergeben, die Google für diverse Produkte auswerten kann. Nicht umsonst fordert man die Hoheit über alle Daten. Eine spannende Entwicklung, die wir im noch jungen Jahrzehnt beobachten werden können.