Googles Betriebssystem Chrome OS hat in den letzten Jahren sehr stark zugelegt und zeigt sowohl bei der Verbreitung als auch dem Funktionsumfang in der Tendenz nach oben. Nun widmet man sich einem Bereich, der vielen Nutzern möglicherweise gar nicht bekannt ist: Den virtuellen Desktops. Diese sollen nun stärker in den Mittelpunkt gerückt werden und es stellt sich die Frage, warum Chrome OS bis heute keinen echten Desktop bietet.
Viele große Betriebssysteme bieten virtuelle Desktops, die den Nutzern die Möglichkeit geben, Ordnung in die Fensterflut zu bringen oder einzelne Bereiche deutlicher voneinander zu trennen. Das funktioniert recht gut, dürfte vielen Menschen aber gar nicht bekannt sein. Google will das mit Chrome OS ändern, denn dort ist nun ein Experiment aufgetaucht, das eine neue Leiste an den oberen Rand des Displays bringt. Diese soll dauerhaft eingeblendet sein und eine horizontale Auflistung der virtuellen Desktops enthalten. Beim überfliegen mit dem Cursor klappt es weiter auf. Im folgenden Video ist das sehr gut zu sehen.
Das sieht sehr praktisch aus, wenn man die virtuellen Desktops denn verwendet. Für alle anderen Nutzer dürfte die Leiste aber eher eine Platzverschwendung sein und es ist mir persönlich nicht ganz klar, warum Google diesen Bereich nun so stark promoten möchte. Für die meisten Nutzer dürften die Browser-Tabs, Browserfenster oder von mir aus auch Profile ausreichen. Gerade Chrome OS ist eher kein Betriebssystem, auf dem man viele Fenster geöffnet hat. Vielleicht sollte man die Funktionalität der neuen Leiste in den unteren Bereich verschieben.
Ein Ansatz für die Nutzung virtueller Desktops könnte der derzeit rasant ausgebaute Chrome Phone Hub sein, mit dem sich das Smartphone mit dem Chromebook verbinden lässt. Warum nicht den Android Homescreen als vollständigen Chrome OS-Desktop verwenden? Wäre sicherlich eine praktische Möglichkeit und bringt uns gleich zur nächsten Frage.
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Warum hat Chrome OS keinen echten Desktop?
Chrome OS besitzt den klassischen Aufbau eines Desktop-Betriebssystems: Eine Taskleiste am unteren oder oberen Rand, eine Art Schnellstartseite, einen Statusbereich sowie natürlich die in Fenstern laufenden Anwendungen. Doch ausgerechnet das Herzstück, den eigentlichen Desktop, lässt man von Beginn an völlig außen vor. Der nackte Desktop nimmt über 90 Prozent des Displays ein und lässt sich normalerweise mit App-Icons, Verknüpfungen oder Dateien füllen. Doch in Chrome OS kann man gerade einmal das Hintergrundbild austauschen.
Dass die Desktop-Oberfläche nicht verwendet werden kann, dürfte bei Chrome OS historische Gründe haben. Google hat lange Zeit auf die Browser-only Lösung gesetzt und jede Form der Offline-Nutzung unterbunden. Zu Beginn gab es keinen Dateimanager, sondern nur einen Download-Ordner. Es gab keine Apps, sondern nur Verknüpfungen zu Webseiten. Es gab schlicht nichts, dass man auf dem Desktop hätte ablegen können. Doch heute sieht das ein bisschen anders aus. Mittlerweile lassen sich mit Chrome OS Dateien verwalten, die Geräte bieten großzügigen Speicherplatz und an Apps (PWAs, Android-Apps, Linux-Apps oder einfach Verknüpfungen) mangelt es nicht.
Vielleicht gehört es mittlerweile zum Konzept, aber weil Googles Designern bei weiterer Entwicklung der Platz ausgehen dürfte, wäre eine Öffnung des Desktops eigentlich überfällig. Man stelle sich nur vor, dass der Android-Homescreen des angebundenen Smartphones mehr Flexibilität bietet als das Chromebook selbst. Könnte man dann natürlich auch gut für Widgets verwenden, die ja dank iOS und Windows 11 gerade wieder populär werden.
Und wenn Windows 11 Chrome OS kopiert, kann Google das umgekehrt natürlich auch tun.
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