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Google trackt alle Nutzer ohne Zustimmung & sendet Daten an US-Server: Bis 6 Milliarden Euro Strafe drohen

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Google befindet sich seit einiger Zeit im Prozess, das Nutzer-Tracking völlig umzubauen und diese vermeintlich deutlich weniger als bisher tracken zu wollen – was allerdings eine glatte Lüge ist. Ärger gibt es aber auch an anderer Front, denn der vor allem durch die Facebook-Klage bekannte Aktivist Max Schrems hat nun Klage gegen Googles tief in Android integriertes Tracking eingereicht und legt auch bei Google Analytics und die Übertragung der Daten in die USA nach.


Der Datenschutzaktivist Max Schrems dürfte vielen Nutzern durch seine Facebook-Klagen bekannt sein, die tatsächlich in den letzten Jahren einige Erfolge erzielen konnten. Nun nimmt sich seine Organisation noyb auch Googles Android vor und hat eine Klage gegen das tief in Android integrierte Nutzertracking eingereicht. In Android gibt es den AAID (Android Advertising Identifier), mit dem sich jeder Nutzer eindeutig identifizieren lässt. Allerdings werden die Nutzer darüber nicht informiert, müssen dieser Identifizierung nicht zustimmen und können diese auch nicht deaktivieren. Aus Sicht von Schrems ein klarer Verstoß gegen die EU-Datenschutzregeln.

Die versteckte ID ermögliche es Google und allen Apps auf dem Telefon, Nutzer zu verfolgen und Informationen über das Online- und Offlineverhalten zu kombinieren. Die Verwendung dieser Tracker verlange klar die Zustimmung der Nutzer, welche Google jedoch nicht einfordere.

Die ID lässt sich zwar zurücksetzen, aber die zuvor dadurch gesammelten Daten werden nicht gelöscht und das Tracking auch in Zukunft nicht unterlassen. Die Klage wurde in Frankreich eingereicht, wo Google schon sehr häufig mit den Datenschutzbehörden Ärger hatte – mit eine der mächtigsten Datenschutzbehörden in der Europäischen Union.

Das könnte noch sehr spannend werden und sich zu einem großen Verfahren ausweiten, denn Google und die Werbeindustrie wird auf dieses Tracking vermutlich nicht verzichten wollen. Betroffen sind etwa 300 Millionen Nutzer!




UPDATE: Datentransfer-Untersuchung

Gut einen Monat später gibt es eine weitere Untersuchung, die Google potenziell teuer zu stehen kommen könnte. Es geht darum, dass das Unternehmen trotz mehrerer Urteile weiterhin Daten von EU-Servern an US-Server sendet. Im langen Statement von noyb ist das alle sehr gut dargelegt, inklusive eines langen Statements von Google. Der Datenschutzaktivist Max Schrems sieht dennoch große Vergehen und sieht die Möglichkeit, dass Google allein in Österreich bis zu 6 Milliarden Euro Strafe zahlen könnte.

Google macht keinen wirklichen Hehl aus dem Verstoß gegen die DSGVO und die Beweise sind erdrückend. Der Fall liegt nun wie auf dem Silbertablett vor der österreichischen Datenschutzbehörde.

Es ist eine einmalige Möglichkeit, gleichzeitig etwas für den Grundrechtsschutz und für das Staatsbudget zu tun. Die mögliche Strafe gegen Google ist höher als der österreichsiche Anteil am Brenner-Basistunnel. Nach der DSGVO haben die Behörden sogar die Pflicht, angemessene Strafen auszusprechen und Google erfüllt wirklich jede Bedingung, um den Strafrahmen voll auszunutzen.




noyb-Statements zur Android-Klage

Google erstellt die AAID ohne das Wissen oder die Zustimmung der Nutzer:innen. Die Identifikationsnummer funktioniert wie ein Nummernschild – mit dem Code kann man das Handy einer Nutzer:in eindeutig identifizieren. Google und Dritte (z. B. App-Anbieter und Werbetreibende) können auf die AAID zugreifen, um das Verhalten der Android Nutzer:innen zu verfolgen, Konsumpräferenzen hochzurechnen und personalisierte Werbung zu schalten. Ein solches Tracking ist durch das „EU-Cookie-Gesetz” (Artikel 5(3) der e-Privacy-Richtlinie) streng geregelt und erfordert die informierte und eindeutige Zustimmung der Nutzer:innen.

Google installiert die AAID nicht nur ohne Zustimmung, sondern verweigert Android-Nutzer:innen auch die Möglichkeit, sie zu löschen. Wie wir in unserer vorherigen Beschwerde in Österreich bewiesen haben, kann die ID lediglich zurückgesetzt werden, wodurch eine neue Tracking-ID generiert wird. Dies löscht weder die zuvor gesammelten Daten, noch stoppt es das Tracking in der Zukunft.

AAID ist wie ein farbiges Pulver, das man an den Füßen und Händen hat: es macht jede Bewegung innerhalb des mobile Ökosystems nachvollziehbar. Außerdem kann man das Pulver nicht entfernen, man kann lediglich die Farbe wechseln. Das ist letztendlich worum es bei der Android Advertising ID geht – ein Tracker der ständig Informationen über unser Verhalten sammelt.

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[Futurezone]


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