Fuchsia: Das ist Googles neues Betriebssystem – Hier wird erklärt was Fuchsia ist und was es nicht sein will
Googles kommendes Betriebssystem Fuchsia steht vor der Tür und trotz offener Entwicklung tut sich immer mehr die Frage auf, in welchen Bereichen es eingesetzt werden soll. Tatsächlich hatte sich Google schon im vergangenen Jahr recht umfangreich auf der offiziellen Webseite des Betriebssystems dazu geäußert, was Fuchsia ist – und was es nicht ist. Möglicherweise wird es schon in wenigen Wochen erstmals vorgestellt.
Zählt man alle Android-Ableger zusammen, hat Google bald zwei Hände voll Betriebssysteme im Portfolio. Gerade erst häufen sich die Anzeichen dafür, dass Android und Chrome OS unter ein Dach wandern könnten und das perfekte Single-Duo (!) abgeben, da kommt schon das nächste Betriebssystem um die Ecke. Allerdings lässt sich Fuchsia noch schwerer einordnen als die Zukunft der anderen beiden Plattformen.
Wir haben uns hier im Blog in den letzten Wochen schon ein wenig mit dem möglichen ersten Release von Fuchsia beschäftigt, der nicht mehr weit entfernt sein dürfte und schon im nächsten Monat als Developer Preview über die Bühne gehen könnte. Das wirft unweigerlich die Frage auf, wie das bisher recht breit aufgestellte Ökosystem rund um Android und Chrome OS einen Platz für Fuchsia lassen soll und ob alle drei Plattformen nicht eines Tages zusammengeführt werden könnten.
Dazu muss aber erst einmal geklärt werden, in welche Richtung Fuchsia überhaupt entwickelt werden soll. Tatsächlich haben Googles Entwickler recht umfangreich dargelegt, worum es sich bei Fuchsia handelt und gleichzeitig klargestellt, worum es sich NICHT handelt. Und obwohl beides mit mehreren Punkten und einigen Details erklärt wird, bleiben ganz konkrete Fragen offen. Es gibt aber auch Antworten auf einige Fragen und tatsächlich ein offizielles Dementi früherer Aussagen. Kleiner Spoiler: Die vor bald zwei Jahren vom Android-Chef getätigte Aussage über Fuchsia wird an dieser Stelle offiziell widerlegt!
Eine vollständige Übersetzung der einzelnen Punkte erspare ich mir an dieser Stelle. Hier die wichtigsten Punkte inklusive einiger Kommentare von meiner Seite. Die vollständige Auflistung mit allen Punkten findet ihr auf der Fuchsia-Webseite.
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Das ist Fuchsia
Fuchsia steht für Sicherheit und Privatsphäre
Security and privacy are woven deeply into the architecture of Fuchsia. The basic building blocks of Fuchsia, the kernel primitives, are exposed to applications as object-capabilities, which means that applications running on Fuchsia have no ambient authority. […]
Software is delivered in hermetic packages and everything is sandboxed, which means all software that runs on the system, including applications and system components, receives the least privilege it needs to perform its job and gains access only to the information it needs to know.
Viele moderne Betriebssysteme haben ihre Wurzeln im letzten Jahrtausend, in dem die globale Vernetzung noch keine so große Rolle gespielt hat. Viele Sicherheitsfeatures wurden nur nachgerüstet, bei Fuchsia ist es der grundlegende Ansatz. Absolute Sicherheit ist niemals garantiert, aber mit Fuchsia dürfte man stark daran kratzen.
Fuchsia lässt sich leicht aktualisieren
Fuchsia packages are designed to be updated independently or even delivered ephemerally, which means packages are designed to come and go from the device as needed and the software is always up-to-date, like a Web page.Fuchsia aims to provide drivers with a binary-stable interface. In the future, drivers compiled for one version of Fuchsia will continue to work in future versions of Fuchsia without needing to be modified or even recompiled. This approach means that Fuchsia devices will be able to update to newer versions of Fuchsia seamlessly while keeping their existing drivers.
Fuchsia ist modular aufgebaut und lässt es gar nicht erst zu den Problemen kommen, mit denen Android seit Jahren kämpft. Neben der Sicherheit eines der wichtigsten Ansätze des neuen Betriebssystems.
Fuchsia setzt auf Performance
Fuchsia makes heavy use of asynchronous communication, which reduces latency by letting the sender proceed without waiting for the receiver. Fuchsia optimizes memory use by avoiding garbage collection in the core operating system, which helps to minimize memory requirements to achieve equivalent performance.
Sicherheit, Update-Fähigkeit und Performance sind riesige Punkte, die sich nicht gegenseitig ausschließen müssen. Fuchsia setzt voll auf asynchrone Prozesse und Kommunikation, sodass das System stets die höchste Performance bietet und nicht von anderen Prozessen aufgehalten werden kann. Gleichzeitig sorgt das für minimale Anforderungen.
Fuchsia ist Open-Source
Fuchsia is built in the open using BSD/MIT-style open source licenses. Fuchsia has an inclusive community that welcomes high-quality, well-tested contributions from everyone.
Fuchsia ist Open-Source, so wie große Teile der anderen Google-Betriebssysteme auch. Man wird auf das bewährte Konzept setzen, alles kostenlos und frei zugänglich anzubieten, aber die eigenen Dienste wieder so drumherum zu stricken, dass niemand darauf verzichten möchte.
Das ist Fuchsia NICHT
Fuchsia ist nicht Linux
Fuchsia does not use the Linux kernel. Instead, Fuchsia has its own kernel, Zircon, which evolved from LittleKernel. Fuchsia implements some, but not all, of the POSIX specification as a library on top of the underlying kernel primitives, which focus on secure message passing and memory management. Many core system services, such as file systems and networking, run outside the kernel in least-privilege, need-to-know sandboxes.
Bis auf Windows basieren praktisch alle modernen Betriebssysteme auf Linux bzw. Unix. Mit Fuchsia hat Google von Grund auf neu begonnen und den Zircon-Kernel entwickelt. Dennoch hält man sich an viele POSIX-Spezifikationen und schafft somit Kompatibilität zur Hardware und Infrastruktur aller großen Hersteller. Ein kompletter Neuanfang, ohne sich komplett zu verschließen.
Fuchsia ist kein Microkernel
Although Fuchsia applies many of the concepts popularized by microkernels, Fuchsia does not strive for minimality. For example, Fuchsia has over 170 syscalls, which is vastly more than a typical microkernel. Instead of minimality, the system architecture is guided by practical concerns about security, privacy, and performance. As a result, Fuchsia has a pragmatic, message-passing kernel.
Obwohl Fuchsia sehr viele Bereiche auslagert, handelt es sich nicht um einen Microkernel. Fuchsia bzw. Zircon wird ein sehr mächtiger Kernel sein, der nicht den Minimalismus auf Biegen und Brechen in den Fokus gerückt hat, sondern die praktische Einsetzbarkeit.
Fuchsia hat keine Benutzeroberfläche
Fuchsia is not tied to a specific end-user experience. Instead, Fuchsia is general purpose and contains the building blocks necessary for creating a wide variety of high-quality user experiences.
Ein sehr wichtiger Punkt: Fuchsia ist zwar ein gewaltiges System, aber auch die Benutzeroberfläche ist nur eine Schnittstelle bzw. eine Ansammlung von Komponenten im obersten Layer. Mit diesem Ansatz hält man es sich offen, Fuchsia zahlreiche Oberflächen zu spendieren, so wie sie gerade benötigt werden. Prinzipiell ließe sich Fuchsia damit überall einsetzen.
Fuchsia ist keine Spielwiese
Fuchsia’s goal is to power production devices and products used for business-critical applications. As such, Fuchsia is not a playground for experimental operating system concepts. Instead, the platform roadmap is driven by practical use cases arising from partner and product needs.
Den Knaller hat man sich bis zum Schluss aufgehoben: Fuchsia ist keine Spielwiese für Entwickler und kein experimentelles Betriebssystem. Das sind interessanterweise genau die beiden Stichpunkte, mit denen Android-Chef Hiroshi Lockheimer Fuchsia im Frühjahr 2010 beschrieben hatte, als er darauf angesprochen wurde, ob Fuchsia eines Tages Android ersetzen wird. Dazu muss man aber auch wissen, dass bei Google oft die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Gerade bei intern konkurrierenden Produkten kann es sogar eine völlige Abschottung geben.
Auch wenn wir jetzt immer noch nicht genau wissen, wo Fuchsia eigentlich eingesetzt wird, geben diese einzelnen Statements doch viele interessante Anhaltspunkte, die wir nahezu allesamt schon seit langer Zeit vermuten: Google wagt mit Fuchsia den großen Neuanfang und entwickelt erstmals ein Betriebssystem komplett von Null, statt auf bereits bestehende Projekte oder Kernel aufzusetzen. Dadurch lassen sich alle modernen Anforderungen erfüllen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
Außerdem verringert Google die Abhängigkeit von externen Projekten oder gar große Klagewellen wie das gerade erst zu Ende gegangene Oracle-Verfahren gegen Android. Gleichzeitig öffnet man sich durch zahlreiche Schnittstellen aber auch den bereits bestehenden Plattformen und geht damit, und natürlich den Clouddiensten, dem Henne-Ei-Problem aus dem Weg. Weil man solch einen Neustart aber nicht mal eben auf Schiene bringen und die bestehenden erfolgreichen Produkte gefährden möchte, hat man den bekannten Weg gewählt.
Prinzipiell dürfte sich auf Fuchsia wohl auf jeder Hardware und in jeder Umgebung einsetzen lassen. Vom Smartphone über Tablet bis zum Computer, Smart TV, Smartwatch, Smart Display oder wohl auch als Embedded System. Dass das langfristig weiteren Google-Produkten Konkurrenz macht, spielt keine Rolle und wird auch bei vielen anderen Projekten bekanntlich nicht beachtet. Der kleine Seitenhieb auf den Android-Chef zeigt außerdem, dass Fuchsia sehr wohl ein ernstzunehmendes Produkt ist, dessen Zeit bislang noch nicht gekommen ist. Aber das kann sich sehr schnell ändern.
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Privacy. Ernsthaft? Das ist Google. Wenn da was privat gehalten wird, dann Googles wahre Interessen: Tracking, Ausspähen, Werbung anzeigen lassen.
Security mag ja stimmen, aber so wie es sich liest scheint das auf Vertrauensbasis aufgebaut zu sein. Wenn komplette Teile ausgetauscht werden können, wird es schwierig, die Sicherheit eines Systems bestätigen zu können. Bei Android mit geschlossenem Bootloader kann man die Images vergleichen, die Installationen sind identisch. Wenn hier also wie auf Webseiten Code an jeder Stelle geändert werden kann, könnte das alles etwas unübersichtlich werden. Secure for Google vielleicht, dass ihnen keiner mehr ans Bein pinkeln kann.
Open Source wie Android? Wo außer Google niemand wirklich Code einbringen kann? Wo immer mehr Teile in eigenen Closed Source Code gewandelt werden?
Schön ist es allemal, dass ein neues Betriebssystem kommt. Ob es was taugt bezweifle ich, denn die Zukunft liegt im Schutz der Daten und Googles Geschäftsmodell ist antiquiert.
Was für ein unqualifizierter und psychotischer Kommentar @John.
Wie wäre es mit Fakten und Alternativen anstatt Verschwörungsmüthen. Überprüfe dann Deine Erwartungen bitte auch rational an den Dir ggf favorisierten Lösungen.
@Holger: +1