Die beiden Smartphone-Betriebssystem Android und iOS dominieren den Markt seit Jahren und haben relativ stabile Marktanteile. Apple wird immer wieder vorgeworfen, die Nutzer durch das geschlossene Ökosystem zu binden und zumindest in einem Punkt hat man das nun auch mehr oder weniger offiziell bestätigt: Die Kommunikationsplattform iMessage wird nicht für Android angeboten, um sich selbst nicht zu schaden. Ein neues Statement zeigt, dass Apple aber auch Sorgen vor einer Google-Dominanz hatte.
Im Zuge der Untersuchungen aufgrund der Epic-Klage gegen Google kommen in diesen Tagen interessante Informationen ans Tageslicht, die eigentlich unter Verschluss hätten bleiben sollen. Ausgerechnet iMessage ist nun ein wichtiges Beweisstück geworden um zu zeigen, dass Apple das geschlossene Ökosystem fördert. Man habe damals darüber nachgedacht, iMessage auch für Android anzubieten und hätte damit vielleicht den Aufstieg von WhatsApp stark einbremsen können. Doch man hat damals wie heute darauf verzichtet.
In internen E-Mails wurde diskutiert, dass eine Öffnung von iMessage für Android dem eigenen Ökosystem sehr schaden könnte. Hätten die Nutzer die Möglichkeit, per iMessage auf anderen Plattformen zu kommunizieren, würde ein gewichtiges Argument für das iPhone wegfallen – so dachte man es zumindest damals. Klar, es gibt oft DIE Killer-Argumente und es ist nachvollziehbar, das iMessage damals ein solches gewesen ist. Heute dürfte das etwas anders sein, aber an der Haltung hat sich nichts geändert.
Die folgenden Aussagen sind in puncto Lock-in schon sehr belastend. Natürlich ist es Apples gutes Recht, iMessage als Exklusivprodukt zu behalten, aber zumindest im anbahnenden Verfahren zwischen Epic und Apple dürfte das nicht unbedingt hilfreich sein. Immerhin ist es Apple gelungen, mit iMessage eine erfolgreiche Kommunikationsplattform zu schaffen – etwas, das Google in puncto Messenger noch immer nicht geschafft hat.
58. Apple has recognized the power that iMessage has to attract and keep users within its ecosystem.
a. As early as 2013, Apple decided not to develop a version of iMessage for the Android OS. (Cue Dep. 92:22-93:1.)
b. Mr. Cue testified that Apple “could have made a version on Android that worked with iOS” such that there would “have been cross-compatibility with the iOS platform so that users of both platforms would have been able to exchange messages with one another seamlessly”. (Cue Dep. 92:5-9; 92:11-16.)
c. However, Craig Federighi, Apple’s Senior Vice President of Software Engineering and the executive in charge of iOS, feared that “iMessage on Android would simply serve to remove [an] obstacle to iPhone families giving their kids Android phones”. (PX407, at ‘122.)
d. Phil Schiller, an Apple executive in charge of the App Store, agreed that Apple should not offer iMessage on Android devices. (Cue Dep. 92:18-93:1.)
e. In 2016, when a former Apple employee commented that “the #1 most difficult [reason] to leave the Apple universe app is iMessage . . . iMessage amounts to serious lock-in” to the Apple ecosystem, Mr. Schiller commented that “moving iMessage to Android will hurt us more than help us, this email illustrates why”. (PX416, at ‘610; Cue Dep. 114:14-115:2.)
Google fährt bekanntlich eine andere Strategie und möchte die mobilen Apps sowohl unter Android als auch iOS anbieten. Allerdings hat man damals eine ähnliche Strategie gegen Windows Phone gefahren und die eigenen Apps nicht auf Microsofts Plattform gebracht. Das dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass sich Windows Phone nicht durchsetzen konnte und eingestellt wurde.
UPDATE
Mittlerweile gibt es auch eine bestätigte Aussage von Eddy Cue, seines Zeichens Senior Vice President Software, mit der gegenteiligen Befürchtung, dass Google den Messenger-Markt übernehmen hätte können – wenn Apple nicht iMessage zu Android gebracht hätte.
Do we want to lose one of the most important apps in a mobile environment to Google? They have search, mail, free video, and growing quickly in browsers. We have the best messaging app and we should make it the industry standard.