Google will Nutzer nicht mehr tracken: Änderungen im Werbegeschäft soll Privatsphäre der Nutzer respektieren
Google ist abhängig vom Werbegeschäft, das nicht nur für Milliarden-Umsätze sorgt, sondern auch die vielen weiteren Dienste subventionieren kann. Nun hat das Unternehmen eine sehr große Änderung angekündigt, die den gesamten Online-Werbemarkt verändern könnte: Man möchte Nutzer nicht mehr tracken, auf vollständig personalisierte Werbung verzichten und stattdessen neue Konzepte einführen.
Inhalte und Angebote im Web müssen finanziert werden. Viele Angebote setzen auf Werbung, andere entweder zusätzlich oder vollständig auf Abo-Modelle oder sonstige Bezahlangebote. Weil das Werbegeschäft in den letzten Jahren immer mehr ins Wanken gerät, konnte sich Google seit langer Zeit darauf vorbereiten, das bekannte Modell abzulösen. Immer mehr Nutzer setzen auf Werbeblocker, Datenschutz wird in den Köpfen der Menschen immer wichtiger und auch die gesetzlichen Hürden werden eher größer. Google hat verstanden, dass man das Vertrauen der Nutzer weitestgehend verloren hat und sich diese mit Werbeblockern und Co. wehren.
Wer sich etwas im Online-Werbemarkt auskennt, der weiß dass personalisierte Werbung sehr viel lukrativer ist als das blinde Abfeuern von Werbeanzeigen. Zielgerichtete Werbung verspricht deutlich höhere Umsätze und spielt somit eine große Rolle. Um diese zu ermöglichen, ist eine gewisse Form von Tracking und Nutzererkennung notwendig. Genau darauf will Google in Zukunft aber verzichten und auch keine neuen Tracking-Lösungen etablieren.
Stattdessen möchte man auf die bereits 2019 angekündigte FLoC-Technologie setzen. Dabei handelt es sich um eine große Datenbank mit zahlreichen Interessensgruppen, denen einzelne Nutzer zugeordnet werden. Diese Gruppen sollen interessenbasierte Werbung ermöglichen, ohne dass die Nutzer getrackt werden müssen. Gefüllt werden soll diese Datenbank unter anderem vom Chrome-Browser mit seiner neuen Privacy Sandbox, der die FLoC-ID des Nutzers im HTTP-Header mitsenden soll.
Google vergleicht FLoc in einer Ankündigung mit dem Besuch von Konzerten: Tausende Menschen in der Halle teilen das Interesse an dieser Musik bzw. diesem Künstler, sind aber nicht einzeln bekannt. Dieser Gruppe kann man nun passende Werbung ausspielen und gleichzeitig die Anonymität wahren. FLoC ist dafür entworfen, viele dieser Interessen miteinander zu kombinieren. Wenn die Gruppen ausreichend groß sind, lassen sie sich zielgerichtet ansprechen.
Durch dieses Modell soll auf das Tracking weitestgehend verzichtet werden und die Privatsphäre der Nutzer gewahrt werden können, ohne dass Werbetreibende Einbußen hinnehmen müssen. Klingt im ersten Moment nach der perfekten Lösung für das seit Jahren wachsende Problem der gesamten Branche. Man muss auf die erste echte Umsetzung warten, die Google schon im kommenden Monat präsentieren möchte. Weil die Profilbildung dann im Browser stattfindet, gibt das Google als absoluter Werbeexperte und Marktführer in allen wichtigen Bereichen vielleicht noch mehr Macht als zuvor.
Möglicherweise spielen auch die neuen Benutzerprofile im Chrome-Browser eine große Rolle bei dieser Entwicklung und sind nicht ganz zufällig mit dem letzten Release eingeführt worden. Spannend wird es sein, wie sich dieses neue Konzept auf den globalen Online-Werbemarkt auswirken wird.
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Ich habe nichts gegen personalisierte Werbung, und das dazu eine bestimmte Menge von Tracking erforderlich ist, dürfte klar sein. Das Problem ist meiner Meinung nach die schiere Menge von Tracking Methoden und die Anzahl der Cookies, die da zum Einsatz kommen. Es gibt kaum eine Seite, bei der nicht -zig, wenn nicht gar hunderte Firmen ihre Cookies platzieren wollen. Ich habe mich mit FLoC / Google Privacy Sandbox nicht genügend beschäftigt, um mir da eine fundierte Meinung zu bilden, aber mir missfallen jetzt schon 2 Sachen: 1: Der Browser erstellt mein Profi und füllt die Datenbank „automatisch“ – das heißt also ohne Eingriffsmöglichkeit meinerseits. 2: „FLoC ist dafür entworfen, viele dieser Interessen miteinander zu kombinieren.“ – Wenn man das nur weit genug treibt, ist ein User- Tracking wieder möglich, der unterschied ist nur, dass die Info dann in der Google Datenbank ist.
Wir müssen mal abwarten, wie das nun konkret umgesetzt wird.
Meinem ganz persönlichen Eindruck, ohne fachlich da bisher voll drin zu sein, nach wird Google dann zwar tatsächlich weniger tracken, aber am Ende mehr Macht als vorher haben.
Das muss ja für die Nutzer nicht schlecht sein, vielleicht sogar positiv, aber für das gesamte Onlinewerbung-Ökosystem ist das sicherlich ein harter Einschnitt, der negative Konsequenzen haben wird. Dann auch wieder für die Nutzer. Wie gesagt, nur mein erster Blick „von außen“.
https://www.eff.org/deeplinks/2021/03/googles-floc-terrible-idea