Der Google Chrome-Browser besitzt seit vielen Jahren einen Inkognito Modus, der von vielen Nutzern für die unterschiedlichsten Zwecke häufig eingesetzt, aber völlig falsch verstanden wird. Eine Studie hat vor einiger Zeit herausfinden wollen, welche Fähigkeiten die Nutzer dem Inkognito Modus zusprechen und wie groß die Missverständnisse wirklich sind. Genau diese könnten Google teuer zu stehen kommen.
Der Inkognito Modus, in anderen Browser auch „Privater Modus“ bewirkt tatsächlich nur sehr wenige Veränderungen auf dem vom Nutzer verwendeten Gerät, ändert aber nicht an der Verbindung zu den Servern und deren Tracking oder Speicherung. Das Hauptunterschied zwischen dem normalen und dem Inkognito Modus ist es, dass Cookies, temporäre Dateien sowie der Verlauf nach dem Schließen des Browserfenster aus dem Speicher gelöscht und auch vorher niemals auf der Festplatte abgelegt werden. Außerdem wird nicht auf bestehende Cookies oder temporäre Daten zugegriffen.
Immer wieder wird der Inkognito Modus als „Porno-Modus“ verschrien, mit dem man gänzlich unbeobachtet die Seiten der Wahl ansteuern kann. Das gilt allerdings nur auf dem PC oder Smartphone und nicht darüber hinaus, denn die abgerufenen URLs können weiterhin außerhalb des Rechners protokolliert werden und den Webservern ist es vollkommen egal, ob Inkognito oder nicht und tracken den „neuen“ Nutzer weiterhin wie gewohnt. Dieses Missverständnis hat Google in den USA nun eine Milliardenklage eingebracht, sodass es in Zukunft wohl noch detaillierter erklärt werden muss, als es jetzt schon der Fall ist (siehe Screenshot unten).
Viele Nutzer denken, dass sie über diesen Modus überhaupt nicht getrackt werden können. Eine Umfrage im vergangenen Jahr hat folgende Ergebnisse ergeben, die doch recht tief darin blicken lassen, dass viele Menschen weder von der Technologie noch diesem Modus eine große Ahnung haben.
- 40 Prozent aller Nutzer glauben, dass ihr Standort nicht bestimmt werden kann.
- 27 Prozent hoffen, dass sie in diesem Modus vor Malware und Viren geschützt sein.
- 47 Prozent denken, dass Lesezeichen in diesem Modus nicht gespeichert werden.
- 22 Prozent glauben, dass der Internet-Provider sie nicht tracken kann.
- 23 Prozent sind davon überzeugt, dass staatliche Einrichtungen sie nicht tracken können.
- Ganze 37 Prozent meinen, dass der Arbeitgeber sie nicht tracken kann.
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Für die Nutzer in der Tech-Blase sorgt das für Kopfschütteln, aber tatsächlich dürfte es für viele Menschen ohne Hintergrundwissen gar nicht so einfach sein, die Funktionsweise eines solchen Modus zu verstehen. Viele wollen einfach nur surfen und sich nicht über das was und wie Gedanken machen, genauso wenig wie sich andere darüber Gedanken machen, woher ihr Essen kommt, woher der Strom aus der Steckdose kommt oder warum das Auto fährt.
Es gibt mehrere Gründe für die weit verbreiteten Irrglauben: Der erste Grund ist allein schon die Bezeichnung „Inkognito“, obwohl gerade der Chrome-Browser dem Nutzer viele Zusatzinformationen gibt (siehe Screenshot oben). Allerdings wird die wohl kaum jemand lesen (TLDR, man kennt das). Der nächste Grund ist die Umsetzung, denn in vielen Browsern ist ein Logo und eine Farbgebung zu sehen, das eine falsche Sicherheit suggeriert bzw. den Nutzer in die Rolle des Spions schlüpfen lässt.
Wie Google und die anderen Browserhersteller dieses Problem lösen sollen, lässt sich nur schwer beantworten. Sollte es tatsächlich zu einem Milliardenprozess oder gar einer Verurteilung kommen, wird es auf jeden Fall Änderungen geben müssen. Vielleicht reicht ja schon ein neuer Name…
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