Die Bezahlplattform Google Pay hat schon eine recht lange Geschichte hinter sich, die aus mehreren Umbenennungen und Zusammenschlüssen besteht. Vor einigen Monaten wurde mit dem Release der neuen Google Pay-App das nächste Kapitel geöffnet, an dem bisher allerdings längst nicht alle Nutzer teilhaben dürfen. Und weil wir die App bisher nicht nutzen können, werfen wir einfach einmal einen kurzen Blick auf die wichtigsten Unterschiede und Neuerungen.
Im Oktober 2020 wurde die neue Google Pay-App vorgestellt, mit der man die eigentlich sehr populäre und etablierte Plattform auf das nächste Level heben möchte – doch vielleicht hat man da auch ein wenig die Rechnung ohne die Nutzer gemacht. Während die alte App, die für uns Europäer nach wie vor die aktuelle ist, hauptsächlich das mobile Bezahlen per Smartphone anbietet – also einfach nur die physische Kreditkarte ersetzt – geht es in der neuen Variante deutlich weiter.
Google Pay soll in der neuen Version eine ganze Armada von Finanzdienstleistungen bieten, von denen auch in den USA noch nicht alle freigeschaltet bzw. umgesetzt worden sind. Statt also wie bisher in der Rolle des Vermittlers das Geld vom Nutzer zum Händler zu befördern (vereinfacht gesagt), möchte man nun möglichst alle Finanztransaktionen erfassen, den Kontostand des Nutzers wissen, das Onlinebanking ersetzen und einiges mehr.
Ob die Nutzer für einen solch tiefen Einblick in ihre Finanzen bereit sind, lässt sich schwer sagen. Bisher hält sich die Begeisterung der Nutzer für die neue App stark in Grenzen, was allerdings hauptsächlich an der Umsetzung der App liegt. Natürlich gibt es auch Kritik am Funktionsumfang und Datenhunger, aber im Großen und Ganzen dreht sich die Kritik um die App, die sogar schon mit den Messenger-Flops verglichen wird.
Auf obigen vier Screenshots seht ihr schon einen großen Teil des Funktionsumfangs der neuen App. Es geht vor allem darum, an allen Finanztransaktionen der Nutzer teilzuhaben, was mit einfachen Funktionen und einem Bonusprogramm schmackhaft gemacht werden soll – das typische erfolgreiche Google-Konzept, wenn es um die Erschliessung neuer Datenquelle geht.
Bezahlungen abwickeln: Interessanterweise steht der Geldaustausch mit Freunden als erstes Feature im Play Store, was mit dem bisherigen Google Pay in der Form gar nicht möglich war. Google Pay soll dafür genutzt werden, Geld an zahlreiche Empfänger zu senden. Grob gesagt ein PayPal-Ersatz, wenn auch mit einigen Abstrichen.
Rechnungen teilen: Rechnungen lassen sich mit der Google Pay-App sehr einfach aufteilen. Der klassische Anwendungsfall dafür dürfte das Restaurant sein, in dem sich jeder satte Teilnehmer beteiligt.
Bonus verdienen & Geld sparen: Was wäre Shopping ohne Boni, Aktionen, Rabatte, Gutscheine und mehr? Nachdem Google Pay schon seit langer Zeit Kundenkarten speichern und einige Aktionen anzeigen kann, spielt dieses Feature in der neuen Version eine deutlich größere Rolle.
Statistiken: Hier kommt Googles Stärke ins Spiel: Google Pay bietet zahlreiche Statistiken, mit denen die Nutzer einen besseren Überblick über ihre Finanzen erhalten sollen. Das ist sehr praktisch, funktioniert aber wiederum nur dann wirklich gut, wenn sehr viele (oder alle) Transaktionen erfasst werden. Dazu kommen wir dann auch direkt in den nächsten Punkten.
Geld & Kontostände verwalten: Google Pay kann nicht nur das Kreditkarten-Budget ausgeben, sondern in der aktuellen Version auch auf das Onlinebanking zugreifen. Und so haben Nutzer nun die Möglichkeit, ihre diversen Onlinebanking-Accounts anzuzapfen und in Google Pay abzurufen. Weil gerade im Bereich des Onlinebankings noch sehr viel Luft nach oben ist und die zahlreichen Fintech-Anbieter noch nicht in der absoluten Masse angekommen sind, dürfte das ein sehr wichtiger Bereich für Google Pay werden.
Shopping: Google Pay soll nicht nur das Geld für den Nutzer ausgeben, sondern diese sollen ihren Shopping-Trip am Besten direkt in der App starten. Dafür gibt es den neuen Shopping-Bereich, der sich für Google natürlich sehr gut monetarisieren lässt. In der aktuellen Umsetzung ist das noch sehr rudimentär, ließe sich aber mit diversen Anbindungen an Google Maps, Google Shopping und anderen Plattformen sicherlich schnell ausbauen. Außerdem ist die Bezahlung per QR-Code möglich.
Mehr Sicherheit: Kein neues Feature, aber natürlich ein wichtiger Punkt: Auch beim neuen Google Pay steht die Sicherheit im Vordergrund und es gibt eine Reihe von Mechanismen zur Sicherung. So könnt ihr etwa festlegen, dass die Bezahlung nur dann möglich sein soll, wenn das Smartphone zuvor entsperrt wurde.
Rechnungen durchsuchen: Eine weitere Stärke von Googles großem Netzwerk ist ebenfalls Teil des neuen Google Pay: Wird dies freigegeben, kann Google Pay den gesamten GMail-Posteingang nach Rechnungen durchsuchen und diese übersichtlich in der App auflisten. Das kommt dann vor allem einem der vorherigen Punkte zugute – nämlich der Analyse aller Transaktionen inklusive zahlreicher Statistiken.
Obiges Video fasst alle neuen Funktionen noch einmal zusammen und zeigt diese im Detail. Einige dieser Neuerungen sind wohl nicht in allen Ländern möglich, aber so manches Feature könnte auch hierzulande umgesetzt werden, wenn die App erst einmal in weitere Länder ausgerollt wird. Bisher ist das neue Google Pay nur in den USA verfügbar und soll dort nach etwa fünf Minuten der Preview-Phase zum Standard erklärt werden.
Tatsächlich wurde die hierzulande aktuelle Version kurzzeitig im Play Store als „Google Pay (old app)“ bezeichnet, was angesichts der globalen Standardnutzung aber sehr schnell rückgängig gemacht wurde. Es zeigt aber auch, dass der globale Rollout vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt ist.