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Ein Google-Konto für viele Produkte: Wenn der Komfort zum Risiko wird – ein Verstoß und die Daten sind weg

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Die Google-Produkte sind sehr weit verbreitet und dürften von den meisten Nutzern in Kombination mit einem Google-Konto verwendet werden, in das sie eingeloggt sind. Dieser globale Login ist sehr praktisch und im Internet bei vielen Plattformen üblich, kann aber auch zu einem großen Risiko werden. In jüngster Zeit zeigt sich, dass man sich besser nicht auf Google verlassen sollte – denn schon ein kleiner Verstoß kann euch große Teile der digitalen Identität kosten.


Der Großteil aller digital erreichbaren Menschen dürfte ein Google-Konto besitzen, das außerhalb Chinas und einiger weiterer Länder praktisch zum Standard gehört. Viele dieser Nutzer dürften mehr als ein Google-Produkt verwenden und sich im Laufe der Zeit eine große Datensammlung aufbauen, die dank Cloud, Synchronisierung und der Verknüpfung der Dienste untereinander jederzeit zum Abruf bereitstehen. Das Google-Konto hat also eine erhebliche Relevanz und ist Teil der digitalen Identität.

Google versteht es von Beginn an, die Daten der Nutzer sehr zuverlässig vor Angreifern zu schützen. Bis heute sind keine Fälle bekannt, in denen es Angreifern gelungen wäre, Googles virtuelle Mauern zu durchbrechen. Das sorgt dafür, dass die meisten Nutzer Google für vertrauenswürdig halten – was in diesen Punkten vielleicht auch gerechtfertigt ist. Allerdings gilt dieses Vertrauen nur so lange, bis eines Tages Sand ins Getriebe kommt. Wer als kleiner Endnutzer Probleme hat, ist auf sich allein gestellt und kann keine Hilfe erwarten.

Vor wenigen Tagen ging der Fall des Stadia-Entwicklers durch die Medien, der den Zugriff auf sein privates Google-Konto verloren hat und damit einen großen Datenverlust erlitten hat. Doch trotz einiger Kontakte zu Google ist es ihm nicht gelungen, das Konto wiederherzustellen. Das sollte „uns“ allen zu Denken geben und ist unter anderem Auslöser dieses Artikels.


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Ein Google-Konto für alles = Eine Sperre für alles
Das Google-Konto ist der zentrale Knotenpunkt für alle Google-Produkte. Viele Produkte sind ohne das Konto nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar und natürlich liegen auch alle eure Daten in diesem digitalen Tresor. Allerdings bedeutet es auch, dass eine Kontosperre ALLE Produkte betrifft. Verstoßt ihr gegen die Nutzungsbedingungen von Produkt A, verliert ihr in den allermeisten Fällen auch den Zugang zu den Produkten B bis Z.

Das kann mir doch nicht passieren
Doch. Ein Verstoß kann schneller geschehen als man denkt und das große Problem daran ist, dass Google den Nutzern in vielen Fällen nicht einmal mitteilt, was sie böses getan haben. Häufig ist wohl YouTube der Auslöser einer Sperre. Ladet ihr dort also mehrfach geschützte oder unpassende Inhalte hoch, kann das gesamte Google-Konto gesperrt werden. Aber auch bei Google Drive solltet ihr aufpassen, denn Google kann eure privaten Dateien überprüfen. Ebenso können euch Angreifer das Leben schwer machen: Ein Hackerangriff kann eine temporäre Kontosperre zur Folge haben. Das ist zwar ein Sicherheitsmechanismus der grundsätzlich zu begrüßen ist, aber durch Googles schlechten Support problematisch ist.

Konto weg – und nun?
Wie so oft im Leben ist es so, dass man erst bemerkt was man hatte, wenn es nicht mehr da ist. Das gilt auch für das Google-Konto. Habt ihr erst einmal den Zugriff verloren, werdet ihr merken, was alles dranhängt. Natürlich hängt der Umfang der verlorenen Daten stark von eurer eigenen Nutzung ab, aber vieles dürfte auf viele Nutzer zutreffen: Ihr verliert plötzlich euren gesamten E-Mail-Verkehr, den Zugriff auf alle Cloud-Dokumente, möglicherweise sehr wertvolle Fotos sind verloren, euer Terminkalender ist leer und auch alle Notizen sind verschwunden.

Aber es endet nicht nur bei euren Daten, sondern auch bei Funktionen: Das Android-Smartphone wird sofort für Probleme sorgen, der Login und die Nutzung in Chrome OS wird problematisch. Gekaufte Apps lassen sich nicht mehr aktualisieren oder zum Teil nicht mehr nutzen. Gekaufte Filme und Musik sind weg, euer bezahltes Google-Abo ist nicht mehr nutzbar, die möglicherweise gekauften Stadia-Spiele könnt ihr ebenso vergessen. Und dann wollen wir auch nicht das Smart Home und den Google Assistant vergessen. Das i-Tüpfelchen sind dann viele weitere externe Produkte, für die ihr den Login per Google verwendet.

Ich denke, dass der Verlust des Google-Kontos für sehr sehr viele Nutzer schmerzhaft wäre – selbst wenn es nur temporär ist. Das gilt natürlich für viele Clouddienste, aber kein Unternehmen speichert und verwaltet so viele Daten wie Google. Es hängt einfach viel zu viel an diesem einen Login, als das man sich nicht einmal darüber Gedanken machen sollte. In jedem Fall sollte man von allen wichtigen Daten ein Backup haben, das dann im besten Fall nicht im Google Drive liegt 😉 Auf das Google-Backup könnt ihr euch aus genannten Gründen nicht verlassen.




Das alles wäre vielleicht nicht so problematisch, wenn Google den Nutzern zeitnah helfen würde – aber das ist nicht der Fall. Im Internet gibt es unzählige Erfahrungsberichte von Nutzern, die ihre digitale Identität verloren haben und von Google einfach ignoriert werden. Der Fall des Stadia-Entwicklers ist nur von sehr vielen. Und wie man sieht, hat selbst der mediale Ansturm nicht dafür gesorgt, dass der Entwickler den Zugriff auf sein Konto zurückerlangt hat. Schlimmer noch, ihm ist bis heute nicht einmal bewusst, was er falsch gemacht hat.

Wenn man im Google-Ökosystem bleiben möchte, kann man sich vor diesem Problem nicht schützen. Natürlich könnte man das Risiko etwas aufteilen und beispielsweise mehrere Google-Konten anlegen, in denen stets nur ein Teil der Daten lagert. Diese dann über eine Familiengruppe zusammenführen und es ist einigermaßen komfortabel. Natürlich verliert ihr dann immer noch die Daten des jeweils gesperrten Kontos, aber ihr habt keinen Komplettausfall.

Für Google-Support bezahlen, aber keinen erhalten
Kleiner Funfact zum Abschluss: Google bewirbt den Support als Teil von Google One, für das die Nutzer zur Kasse gebeten werden. Allerdings kann der Support nur genutzt werden, wenn man eingeloggt ist (ruft die Seite mal im Inkognito Modus auf). Könnt ihr euch also nicht in euer Konto einloggen, könnt ihr keine Unterstützung von Google One erwarten.

Außerdem solltet ihr besser keine Probleme am Wochenende haben, denn der faktisch kostenpflichtige Support ist nur von Montag bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr erreichbar. Per E-Mail rund um die Uhr, aber da müsst ihr auch bis zu drei Tage auf Antwort warten. Da hätte man also den gleichen Zeitrahmen hinschreiben können.

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