Google Chrome: URLs werden vollständig ausgeblendet – Googles Kampf gegen die URL geht nun ins Finale
Google hat Chrome 88 veröffentlicht und wieder viele Neuerungen in den Browser gebracht, von denen nicht alle auf breite Zustimmung stoßen. Dazu gehört auch die nun erstmals für eine größere Nutzergruppe eingeführte vollständige Kürzung der URL. Es ist der nächste Schritt in Googles seit Jahren geführtem Kampf gegen die URL, den wir hier im Blog schon seit längerer Zeit begleiten.
Hyperlinks und die darunter verlinkten URLs sind das Grundgerüst des World Wide Web und vor einigen Jahren wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, die Darstellung der URL aus dem Browser zu entfernen. Doch Google führt schon seit mehreren Jahren eine Kampagne gegen URLs, die immer wieder mit neuen Behauptungen zur angeblichen Unsicherheit unterfüttert wird und daher auf die rote Liste des Chrome-Browsers gewandert ist. Das langfristige Ziel, die URL praktisch aus dem Browser zu entfernen, ist spätestens mit Chrome 88 in greifbare Nähe gerückt.
Wir berichten hier im Blog schon seit längerer Zeit über Googles Kampf gegen die URL, der vor bald drei Jahren begonnen hat und ursprünglich noch recht harmlos war: Man hatte sich von der Darstellung der Standardbestandteile wie „www.“, „http“, „https“ und der Subdomain „m.“ verabschiedet – schon damals unter Protest und mit einigen Verzögerungen. Doch das war nur der Anfang.
Anschließend folgten mehrere Artikel und eigene Studien, die belegen sollten, dass der durchschnittliche Nutzer nicht dazu in der Lage ist, eine URL zu lesen und den aus Sicherheitsgründen wichtigsten Bestandteil – die Domain – zu erkennen. Deswegen geht es nun mit dem nächsten Schritt weiter.
Chrome 88: Google entfernt einige Features aus dem Chrome-Browser – so könnt ihr sie (noch) weiter nutzen
Google Chrome 88 blendet für viele Nutzer nur noch einen kleinen Teil der URL ein, nämlich die Domain inklusive möglicher Subdomains, die gerade auf größeren Portalen oftmals zur Einschränkung genutzt werden können. Wer die vollständige URL sehen möchte, der kann diese erst durch einen Klick auf die Adressleiste aufrufen oder diese Kürzung derzeit noch über das Kontextmenü deaktivieren, so wie ihr das in obiger Animation am Wikipedia-Beispiel sehen könnt.
Vielleicht gehöre ich zu einer sehr kleinen Gruppe der URL-Verfechter, aber für mich persönlich sollte die Domain standardmäßig in voller Länger dargestellt werden – denn sie ist nun einmal „das zuhause“ der Information, die im Browser gerade angezeigt wird. Mit der aktuellen Lösung kann man zwar leben, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die vollständige Darstellung in Zukunft immer weiter erschwert wird. Vollständig entfernen wird man es wohl niemals, allein schon weil es für Webentwickler sehr wichtig ist, aber für die Masse der Nutzer sollen URLs wohl soweit wie möglich in den Hintergrund gerückt werden.
Google hat wohl kein Interesse an URLs
Google dürfte ein großes Interesse daran haben, die URL verschwinden zu lassen. Schon seit vielen vielen Jahren geben viele Menschen keine URLs in die Adressleiste ein, sondern suchen über die Google Websuche nach einer Seite und klicken dann auf das erste Ergebnis. Das ist auch mit ein Grund, warum der Chrome-Browser standardmäßig alle Eingaben in der Adressleiste, die keine URLs sind, an die Google Websuche oder eine andere eingestellte Suchmaschine weiterleitet. Und wenn nur ein geringer Promilleanteil auf die Werbung statt einen Link klickt, hat Google allein dadurch ein Vermögen verdient.
Die Nutzer geben also nicht „googlewatchblog.de“ ein, sondern einfach nur „googlewatchblog“ und klicken dann auf das erste Ergebnis. Das macht für Nutzer und Webmaster keinen Unterschied – zumindest nicht, so lange die Webseite ganz oben zu finden ist. Doch wenn nun Konkurrent XY Werbung für den Begriff „googlewatchblog“ schaltet und das Muskelgedächtnis des Nutzers auf das erste Ergebnis klickt, sieht das auf einmal ganz anders aus. Aber das ist ein anderes Thema, das auch ein wenig an den aktuellen Problemen des Blogs kratzt.
So hat Google die URLs gekürzt
Vorher: https://www.googlewatchblog.de/2021/01/google-chrome88-browser-urls/
Nachher: googlewatchblog.de/2021/01/google-chrome88-browser-urls/
Jetzt: googlewatchblog.de
Bald?: GoogleWatchBlog
Ich denke, dass der Masse der Nutzer diese Entwicklung vollkommen egal ist, was dann auch wieder Googles Schlüssel dazu ist, dies ohne größeren Protest durchzudrücken. Persönlich würde ich darauf hoffen, dass andere Browser nicht oder nur eingeschränkt nachziehen und vielleicht auf alternative Möglichkeiten setzen. Einige Browser behelfen sich dadurch, die Domain einfach Fett darzustellen und diese dadurch hervorzuheben, was ebenfalls zum Ziel führt.
Was haltet ihr von dieser Entwicklung? Sind URLs euch wichtig oder braucht ihr diese nicht unbedingt am oberen Rand des Browserfensters. Schon bei der ersten Kürzung der URLs waren die Meinungen sehr geteilt und ich könnte mir vorstellen, dass das jetzt nicht anders ist.
Chrome 88: Google entfernt einige Features aus dem Chrome-Browser – so könnt ihr sie (noch) weiter nutzen
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Als Developer weiß man dies in der Arbeitsumgebung zu deaktivieren. Ich denke das die aller meisten das nicht mal sehen werden und sobald man rein klickt, ist die gesamte URL ja kopierbar. Also sollte man sie brauchen ist sie ja nicht weg, sie wird nur ausgeblendet. Ich finde das keine schlimme Entwicklung. Es trägt zur Sauberkeit der Seite bei und wenn man seinen Browser immer auf den neusten Stand hält sind auch direkte bzw. indirekte Betrugsversuche genau so wenig möglich wie vorher, da der Standarduser eh nicht weiß welche URL nun richtig ist und welche nicht.
Zum Glück lässt sich dieses Verhalten bei einigen Chrome Klonen tatsächlich recht einfach abstellen, ganz im Gegensatz zum Original. Von wegen, Entwickler… Viele Menschen arbeiten nämlich in und mit Netzwerken, brauchen dazu einen verlässlichen Webbrowser der die Seite einfach nur anzeigen soll, und schon dieses unsägliche „gesperrt, weil Seite unsicher“ bei etlichen Webbrowsern zu umgehen, ist zeitraubend genug. Scheiss auf die Kindergartenbetreuung für #Neuländer.
Aber so ist es eben, der Wilde Westen wurde einst von Pionieren besiedelt, und dann von den Kaufleuten gestohlen. So läuft das jetzt auch mit dem Internet, alles so schön bunt hier. Das „kostenlose Infos für alle“ heisst jetzt „für alle, die es bezahlen können“. Danke, Werbefuzzis und Contentmafia, in seltener Eintracht.
„Scheiss auf die Kindergartenbetreuung für #Neuländer.“
Da dies der signifikant größte Teil der Internetnutzer ist, kann man nicht auf diese scheissen. Man muss den Leuten alles abnehmen was zu Problemen und zu einer „schlechten Erfahrung mit dem Internet“ führen könnte.
Ob das den Nerds und Profis passt spielt dabei keine Rolle, da sie nur einen kleinen Teil abbilden der bedient werden muss.
@WayBackInTime
Der signifikante Teil der Schnellfahrer benutzt keine Blinker, könnte man deshalb gleich weglassen?
Bei Mickysoft zeigt man ja auch schon seit Windows-Anbeginn standardmäßig bestimmte Dateiendungen nicht so gerne an, und wir wissen wohin das geführt hat.
Will sagen, das Prinzip der Nutzerverblödung hilft weder bei „Einfach“ noch bei „Sicher“.
Ich arbeite schon sehr lange fast ausschließlich mit Chrome Browser. Es scheint aber, dass ich mich nach einer Alternative umsehen muss. Hoffentlich gehen Firefox und Opera diesen Weg nicht mit.
Für mich ist das wieder so ein Beispiel, wie Googele seine praktische Monopolstellung zum Nachteil der Benutzer ausnutzt.
Für mich wäre es die beste Deskalationslösung, wenn man diese Option in den Einstellungen deaktivierbar machen kann. Als Entwickler möchte ich IMMER die volle URL sehen. Was interessiert mich die Dummheit des einfachen Nutzers, sollen sie doch gefälligst lernen sich damit zu beschäftigen. Es gibt immer noch Menschen die eine URL mit einer Email Adresse verwechseln, was mich zur Weißglut treibt.
Wir brauchen mehr Nerds die wieder zeigen wo es lang geht und Google soll die Menschen zwingen sich wieder einen Kopf zu machen, nachzudenken und das Gehirn scheiß verdammt noch mal zu nutzen. Mit dem aktuellen Weg werden die Menschen weiter verblöden und irgendwann nur noch ein Wort eingeben mit der Erwartung das die passende Seite angezeigt wird, weil man ja nicht mehr weiß was Domain Endungen sind. Ey ich bin echt in der falschen Zeit für so einen Mist geboren. Btw. bin 26.
Ich finde das gut. URL ist weiterhin abrufbar. Die Darstellung eignet sich auch weiterhin als Zitat. Es sieht besser aus. Viel Lärm um Nichts.