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Gefährliche Abhängigkeit: Wie Google Webseiten schikaniert und Existenzen bedroht (Erfahrungsbericht)

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Google ist ein Internetgigant, der über eine solch große Macht verfügt, dass ein sehr großer Teil des Webs vom guten Willen dieses Unternehmens abhängig ist: Google gibt viele Regeln vor, Google liefert Traffic und auf sehr sehr vielen Webseiten ist das Unternehmen auch zu einem erheblichen Teil an der Monetarisierung beteiligt. Wenn da einmal Sand ins Getriebe kommt, hat man ein sehr ernsthaftes Problem und stößt auf taube Ohren. Ein aktueller Erfahrungsbericht.


Disclaimer: Dieser Artikel gibt rein die persönliche Meinung des Autors wider! Vielleicht ein „Einzelfall“.

Google ist ein Weltkonzern, der sich die digitale Welt so macht, wie er es gerne hätte: Je nach Standpunkt redet man sich selbst groß oder klein. Gegenüber Nutzern und Webmastern spielt man die volle Power aus und wenn es dann mal wieder vor Gericht oder in Kartellverfahren geht, ist man plötzlich gar nicht mehr so wichtig und redet sich selbst klein. Das ist ein normales Vorgehen und absolut üblich, spielt für diesen Artikel aber noch eine große Rolle.

Ich (Hauptautor und Gründer dieses Blogs) berichte hier über meine ganz persönlichen Erfahrungen, die ich in den letzten Monaten mit Google machen musste und die vor einigen Tagen einen neuen Höhepunkt – oder Tiefpunkt – erreicht haben. Kurz zu den Rahmenbedingungen: Der Blog ist seit einigen Jahren meine Haupteinnahmequelle und für mich ein 24/7-Job. Seit Jahren. Ein sehr großer Teil des Traffics wird über Google generiert, die Werbeeinnahmen stammen von Google Adsense sowie zunehmend aus Affiliate-Links (dazu später mehr).

Das hat viele Jahre lang gut funktioniert, doch in diesem Jahr fing das Google-Getriebe zu stottern an, es geriet immer mehr Sand ins Getriebe und seit wenigen Tagen stehen wir vor dem Totalschaden, bei dem schwer zu sagen ist, ob sich dieser noch einmal reparieren lässt.




Google-Traffic bricht ein
Wie bereits erwähnt, bezieht dieser Blog einen Großteil des Traffics über Google: Die Google Websuche, Google News und Google Discover Feed. Ich habe dieses „Traffic-Geschenk“ niemals als selbstverständlich angesehen, daher auch meine ablehnende Haltung zum Leistungsschutzrecht, aber natürlich nimmt man das sehr gerne mit. Wenn dieser Traffic über Jahre zuverlässig generiert wird und immer weiter wächst, dann rechnet man natürlich irgendwann damit. Es ist nicht selbstverständlich, aber es gehört dazu und man hat sich darauf eingestellt. Vergleicht es mit einem Kiosk-Besitzer, dem plötzlich eine belebte U-Bahn-Station vor der Tür gebaut wird. Er hat mit der U-bahn nichts zu tun, kann dadurch aber sehr viel mehr Kunden gewinnen. Genauso ist es mit dem Google-Traffic, nur dass die U-Bahn von heute auf morgen wieder geschlossen werden kann, ohne dass ihr das vorher erfahrt.

Seit Anfang dieses Jahres ging der Traffic langsam bergab, um dann im Frühjahr plötzlich extrem abzusacken. Von 100 auf 10 sozusagen. Gut, da gab es ja eine Pandemie, auf die man es schieben könnte (nicht wertend verstehen, es geht hier um ein anderes Thema!). Natürlich ist das Thema sehr viel relevanter als ein paar Google-News, das ist absolut nachvollziehbar. Das geht vorbei. Tatsächlich ging es nach ein paar Wochen wieder langsam bergauf, aber dann begann der Spießrutenlauf mit den diversen Google-Anlaufstellen für Webmaster.

Fehler, wo keine sind
Die Google Search Console ist vermutlich jedem Webmaster mit Blick auf Google-Traffic bekannt. Diese Plattform liefert interessante Performance-Einblicke und informiert über Probleme. Allerdings „informiert“ sie nicht nur, sondern besitzt auch eine starke Handbremse. Wird auf einer Seite ein Problem entdeckt, hat das sofort massive Traffic-Auswirkungen. Informiert werdet ihr darüber aber erst ein bis zwei Tage später. Und so konnte ich mich seit Frühjahr sehr gut als mein eigener Wahrsager betätigen: Der Traffic ist eingebrochen? Dann kommt morgen eine Google-Fehlermeldung.

Diese Probleme oder Fehler beziehen sich häufig auf eine Handvoll Seiten. Plötzlich ist eine einzige Seite (ein Artikel) von mehreren Zehntausend im Index nicht mehr „mobile friendly“ (was nicht stimmt) und schon zieht es den gesamten Blog in die Tiefe. Man kann nun eine erneute Validierung anstoßen, die in einem Schnelltest plötzlich gar keine Fehler mehr entdeckt, deren Prozess aber mehrere Tage dauern kann. Und erst dann steigt der Traffic wieder. Sprich: Montag bricht der Traffic ein, Dienstag erfahrt ihr warum und erst am Freitag ist wieder alles in Ordnung. Wenn ihr Pech habt, geht das Spiel nächste Woche von vorne los. Fehler in der mobile friendlyness, bei der Abdeckung oder auch bei AMP. Ich validiere sie seit Monaten ständig und – oha – es gibt keine Probleme! Woher der GoogleBot seine nächtlichen Probleme bezieht, ist mir (und vielen vielen weiteren Webmastern) ein Rätsel.

Der Traffic bleibt weg
Hat man gleich mehrere aktive Fehler, dann kann man sich von seinem Discover-Traffic und dem mobilen Traffic (die beide sehr relevant sind und die größte Rolle spielen) verabschieden. Manchmal dauert es Wochen (!) bis ein Problem als plötzlich nicht mehr vorhanden erkannt wird. Beispielsweise erhalte ich seit Wochen jeden Abend die Meldung, dass exakt 14 Artikel nicht mobile friendly sind. Die sofortige Validierung und andere von Google angebotene Checks werfen aber aus, dass sie es doch sind. Fun-Fact: Die Auswahl der 14 Seiten wechselt fast täglich. Mal sind es aktuelle Artikel, mal mehr als zehn Jahre alte Beiträge. Aber niemals die gleichen wie am Vortag.




Es ist deprimierend
Die ganze Situation ist natürlich sehr unschön. Die Reichweite ist eine Achterbahn, die sich absolut nicht prognostizieren lässt – was sich natürlich sehr stark auf die finanzielle Situation auswirkt. Wenig Traffic = wenig Einnahmen. Ich werde hier keine Zahlen nennen, aber die Werbeeinnahmen dieses Blogs liegen seit dem Beginn der Probleme bei knapp 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wenn man das als einzige Einnahmequelle hat, ist das eine Katastrophe. Vor allem, weil die Arbeit (in Form von Themen, über die man berichten „muss“) nicht weniger wird.

Wer geht schon hoch motiviert zur Arbeit, wenn euch die Firma das Gehalt um die Hälfte kürzt? Ich bin mir sicher, dass man diese Situation immer wieder auch aus meinen Beiträgen herauslesen kann. Und immer wenn man denkt, es geht wieder aufwärts, kommt Google mit dem nächsten Hammer. Seit einigen Monaten gibt es allgemeine Indexierungsprobleme (schaut euch nur in den Webmaster-Foren um), die vom Unternehmen kaum angegangen werden und viele Webmaster zur Verzweiflung bringen. Plötzlich liefert der Discover Feed auch Traffic auf uralte Artikel (13 Jahre und mehr), das höre ich auch von vielen anderen Webmaster. Das ist weder für den Webmaster noch für die Nutzer gut.

Aber der größte Hammer, für mich persönlich und diesen Blog, kam vor zehn Tagen.

Limitierung bei Google AdSense
Google AdSense, das die Werbung in diesem Blog ausliefert, hat plötzlich einen „Verdacht auf ungültige Zugriffe“ entdeckt und mich darüber per E-Mail informiert. Google-typisch gibt es keine weiteren Details und man wird einfach mal vor vollendete Tatsachen gestellt. Natürlich ohne jegliche vorherige Warnung. Wie bereits gesagt, stammt der Traffic hier hauptsächlich von Google und natürlich klicke ich nicht auf meine eigenen Werbebanner oder weise anderen Personen dazu an, auf meine Banner klicken. Das ist Betrug und würde mir niemals in den Sinn kommen! Aber genau so etwas scheint Google AdSense mir wohl vorzuwerfen.

Um dieses Problem zu lösen, von dem ich vorab natürlich nicht informiert wurde, hat Google Adsense einfach „die Anzahl der Anzeigen, die ausgeliefert werden können, eingeschränkt“. Was heißt eingeschränkt? Das erfährt man nicht, aber man sieht es im Ergebnis: „Eingeschränkt“ heißt quasi eingestellt. Die Einnahmen liegen, und hier nenne ich einmal Zahlen, bei 80 bis 90 Cent pro Tag. Nur etwa 0,5 Prozent aller Besucher sehen überhaupt einen Werbebanner. Und wie lange wird diese Einschränkung aufrechterhalten? „Bis zu 30 Tage oder länger“. Manchmal, habe ich nun erfahren, bis zu 180 Tage. BOOM! Das ist der Tod für jede Webseite.

Die Anzahl der Anzeigen, die ausgeliefert werden können, wurde eingeschränkt

Detaillierte Informationen
Die Anzeigenbereitstellung in Ihrem Konto ist wegen Verdachts auf ungültige Zugriffe derzeit eingeschränkt. Während der Überprüfung der Zugriffe wird diese Einschränkung von uns automatisch überprüft und aktualisiert. Weitere Informationen zur Einschränkung der Anzeigenbereitstellung finden Sie hier.

Maßnahmen
Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Anzeigen-Traffic und die Websitebesucher. Klicken Sie niemals auf eigene Anzeigen und arbeiten Sie nur mit vertrauenswürdigen Partnern zusammen, die bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. Weitere Informationen dazu, wie Sie ungültige Zugriffe verhindern, finden Sie hier. In der Regel wirkt sich eine Einschränkung der Anzeigenbereitstellung weniger als 30 Tage auf Publisher aus. In Einzelfällen kann sie aber auch länger dauern.




Auf Nachfrage beim Support erhält man nach über 24 Stunden eine nette Ansammlung von Textbausteinen, die natürlich auch ohne Namen eines Support-Mitarbeiters versehen sind. Denn es gibt ja keinen. Niemand interessiert sich für dein Problem. Algorithmen entdecken ein nicht vorhandenes Problem und als Betroffener kann man dann zusehen, wie man da wieder herauskommt. Hier die Antwort, die ich vom Support erhalten habe:

Google is constantly investing in measures to protect and improve the experience for advertisers, publishers, and users of AdSense and AdMob.

As we have been unable to verify the quality of your traffic, your ad serving is currently being limited. Your sites or apps may experience less demand from Google while we continue to evaluate your account compliance and traffic quality.

We understand that you may want to know more about the activity we’ve detected, but in order to ensure we maintain a healthy ecosystem for all stakeholders we are unable to provide you with information about specific account activity.

Google schränkt Traffic auf Webseiten ohne Adsense ein
Google analysiert nun Traffic und Werbeklicks (welche denn? es werden ja kaum Banner ausgespielt). Gut, Google muss das Werbenetzwerk sauber halten – das kann ich irgendwie verstehen, auch wenn es für mich persönlich sehr sehr bitter ist. Aber der echte Hammer, den ich Google auch ganz persönlich vorwerfe, steht in einem der Textbausteine: Your sites or apps may experience less demand from Google while we continue to evaluate your account compliance and traffic quality. Google reduziert den Traffic auf den Blog, um die Qualität zu überprüfen. Sprich: Wenn wir dich sperren, sollst du auch mit anderen Partnern kein Geld verdienen. Das ist Drücker-Methode! Keine AdSense-Werbung = kein Traffic. Dass man sich rund um den Black Friday und die Dezemberzeit vielleich mit Affiliate-Links „retten“ und den Schaden ein wenig begrenzen könnte, ist Google vollkommen egal.

Diese Verknüpfung von AdSense und dem Traffic aus der Websuche, Google News und dem Discover Feed wird von Google häufig bestritten. Aus meiner Sicht ist sie aber eindeutig vorhanden und wird in dem Statement in der Form sogar ausgesprochen. Genau dieses Thema wäre in Kartellverfahren sicherlich ein sehr wunder Punkt, denn die Macht über Traffic und Einnahmen in der Hand eines einzigen Unternehmens, ist ab diesem Punkt nicht mehr gesund und auch nicht hinnehmbar.

Und was soll ich sagen, der Traffic hier im Blog ist seit der AdSense-Limitierung, die quasi mit einer Sperre gleichzusetzen ist, eine extreme Achterbahn. An einigen Tagen im Keller, an anderen wieder auf Normalniveau. Natürlich ist es für die Motivation nicht unbedingt förderlich, dass das Hauptthema dieses Blogs sich genau mit den Produkten dieses Unternehmens beschäftigt.

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist vielleicht selbst Webmaster und „kämpft“ mit Google? Schreibt es gerne in die Kommentare oder teilt diesen Beitrag. Vielleicht kann man ja mit vereinten Kräften etwas anstoßen…

P.S. Ja, es gibt im Blog wieder Werbebanner. Weil Google sich nicht interessiert, haben wir eine alternative Lösung gefunden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ohne diesen Workaround (bei dem sich schwer sagen lässt, wie lange das funktioniert) das Original-Konto seit zehn Tagen ohne jegliche Information seitens Google praktisch gesperrt ist.

Disclaimer: Dieser Artikel gibt rein die persönliche Meinung des Autors wider! Vielleicht ein „Einzelfall“.


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