Die Google-Schwester Waymo arbeitet seit vielen Jahren an Technologien für selbstfahrende Fahrzeuge und wird meist als Technologieführer beschrieben, dem vor allem die großen Autohersteller nicht das Wasser reichen können. Jetzt haben Daimler Trucks und Waymo eine umfassende Kooperation angekündigt, bei der sich das deutsche Unternehmen selbst zum Zulieferer degradiert und die Schwäche der eigenen Technologie eingesteht.
Waymo arbeitet bei den autonomen Fahrzeugen mit vielen Herstellern zusammen und ist in mehreren Bereichen aktiv bzw. bereitet den Markteintritt vor: Beförderung von Personen, Beförderung von Gütern, Taxi-Service und auch den lukrativen Transport von Großgütern per Lastwagen will man mit den im vergangenen Jahr vorgestellten Waymo-Trucks angehen. Nun hat man mit Daimler Trucks einen Partner gefunden, der die Fahrzeuge der Tochter Freightliner an Waymo liefert.
In der Ankündigung ist die Rede von einer Kooperation, doch die Statements des deutschen Unternehmens lassen vermuten, dass es eher eine Lieferantenbeziehung ist: Man wird sowohl Partner als auch Konkurrent sein. Daimler wird das Chassis der Trucks an Waymo liefern, wo diese dann mit den notwendigen Komponenten, Technologien und der Software ausgestattet sein. Nach eigenen Angaben (!) wird Daimler keine Ahnung haben, was Waymo in den Trucks verbaut. Daimler wird keine Technologien von Waymo erhalten.
Die Google-Schwester installiert darin dann ihren „Waymo Driver“, also die Technologie zum autonomen Fahren mit Sensoren, Rechnern und Software – auf die Daimler keinen Zugriff bekommen wird. „Am Ende verkaufen wir das Chassis an Waymo“, sagte Daum. Was das US-Unternehmen mit den Fahrzeugen mache, werde man gar nicht wissen.
Daimler wird trotz der Partnerschaft mit Waymo, die ja eigentlich gar keine ist, an den eigenen Entwicklungen festhalten und weiterhin an selbstfahrenden Autos und Trucks arbeiten. So entwickelt die Daimler-Tochter Torc seit Jahren selbstfahrende LKW, die bisher aber wohl noch nicht die erwarteten Ergebnisse liefern. Das Unternehmen wollte sich nicht dazu äußern, wie weit die Waymo-Technologie der eigenen voraus ist. Auch das spricht schon Bände.
Für Waymo bleibt es weiterhin eine Win-Win-Situation, denn man lässt sich nicht auf einen Partner aus der Industrie festlegen, sondern wird die Technologie so modular gestalten, dass sie in Fahrzeugen vieler Hersteller integriert werden kann. Das hat man bereits bei den PKWs umgesetzt und wird es auch bei den Trucks nicht anders halten. Und schlussendlich erspart man es sich, selbst Trucks fertigen zu müssen, die bisher ohnehin nur als Prototypen unterwegs sind.
[heise]