Viele Google-Apps sind absolute Massenprodukte und haben zum Teil über eine Milliarde Nutzer – dazu gehören auch Google Fotos, Google Drive und GMail. Alle drei Produkte werden grundlegend kostenlos angeboten und boten den Nutzern jahrelang zum Teil unbegrenzten Speicherplatz. Das wird sich bekanntlich schon bald ändern. Dass das notwendig wird, zeigt das Unternehmen mit nun veröffentlichten Zahlen zum Speicherplatz-Verbrauch der drei Produkte.
Wer Produkte für die Masse entwickelt und anbietet, der muss auch damit rechnen, dass sie ihre Kunden finden werden. Problematisch wird es aber dann, wenn die Nutzer nicht zu Kunden werden, sondern nur die kostenlosen Angebote verwenden. Genau das dürfte beim überwiegenden Teil der Nutzer von Google Fotos, Google Drive und GMail der Fall sein. Kein Wunder, dass man nun den Speicherplatz von Google Fotos einschränken und auch Google Drive limitieren muss. Denn beide Produkte sind erfolgreicher, als man es geplant hat, wie sich zwischen den Zeilen der Ankündigung herauslesen kann.
Over the past decade, Gmail, Google Drive and Google Photos have helped billions of people securely store and manage their emails, documents, photos, videos and more. Today, people are uploading more content than ever before—in fact, more than 4.3 million GB are added across Gmail, Drive and Photos every day.
To continue providing everyone with a great storage experience and to keep pace with the growing demand, we’re announcing important upcoming storage changes to your Google Account.
Gleichzeitig könnte Google natürlich wie bisher stets zusätzlichen Speicherplatz zur Verfügung stellen und ein Rechenzentrum nach dem anderen bauen. Das Kapital dafür ist vorhanden, doch natürlich muss man auch wirtschaftlich denken – was in der Ankündigung ebenfalls überraschend deutlich kommuniziert wird: Warum sollen wir es anbieten, wenn es die anderen auch nicht machen?
We’re also introducing new policies for consumer Google Accounts that are either inactive or over their storage limit across Gmail, Drive (including Google Docs, Sheets, Slides, Drawings, Forms and Jamboard files) and Photos, to bring our policies more in line with industry standards.
Google streicht Gratis-Speicherplatz zusammen: Auch bei YouTube könnte es in Zukunft Limitierungen geben
So viel Speicherplatz benötigen Google Fotos, Google Drive und GMail
Überraschend deutlich hat Google kommuniziert, wie groß die Not beim notwendigen Speicherplatz tatsächlich ist: An jedem einzelnen Tag laden die Nutzer allein bei Google Fotos, Google Drive und GMail 4,3 Millionen Gigabyte an Daten hoch. Eine gigantische Datenmenge, die jeden Tag zusätzlich zur Verfügung gestellt werden muss. Man kann sich wohl vorstellen, was das für die nötige Infrastruktur bedeutet. Kein Wunder, dass man die Nutzer genau für diese drei Produkte nun zu Google One drängen möchte.
Ebenso kann man sich gut vorstellen, dass nicht nur die Einschränkung von Drive und Fotos, sondern auch die automatische Datenlöschung eine sehr große Wirkung haben könnte. Zusätzlich darf man aber auch die vielen weiteren Google-Produkte nicht vergessen, in denen ebenfalls gigantische Datenmengen lagern und die auch noch irgendwie Platz auf den Servern der weltweit verteilten Rechenzentren finden müssen.
Mehr Details zum Google Fotos-Speicher
Aber wie setzt sich dieser benötigte Speicherplatz zusammen? Das verrät Google leider nicht, gibt aber einen interessanten Einblick in den Umfang von Google Fotos: Mittlerweile sind dort 4 Billionen Fotos gespeichert und jeden Tag kommen 28 Milliarden neue Fotos und Videos dazu. Und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit wird wohl weit über die Hälfte dieser neuen Bilder und Videos nach der Sicherung in der Cloud niemals wieder angesehen.
Google bietet 15 Gigabyte kostenlosen Speicherplatz
Jeder Google-Nutzer erhält vom Unternehmen 15 Gigabyte Speicherplatz für die drei Produkte Drive, Fotos und GMail „geschenkt“. Erst nach Überschreiten dieses Kontingents, mit dem man bei durchschnittlicher Nutzung laut Google etwa drei Jahre auskommen kann, muss ein Google One-Abo gekauft werden. Allein dieses Gratis-Kontingent macht bei mehreren Milliarden Nutzern eine unvorstellbare Datenmenge aus. Nun kann man argumentieren, dass ja nicht alle Nutzer dieses 15 GB voll ausnutzen. Ja, zumindest bisher nicht, denn Google hat ja viele Daten kostenlos gespeichert, ohne diese von den 15 GB abzuziehen.
Ziemlich sicher ist ein großer Anteil der Google Fotos-Nutzer schon heute weit über diesen 15 GB, wenn es den kostenlosen Speicher für die „Hohe Qualität“ nicht schon seit Beginn an gegeben hätte. Das wird sich dann ab dem nächsten Jahr zeigen, wie schnell sich die Speicher der Nutzer füllen und welchen Einfluss das auf die Nutzung oder Abozahl von Google One haben wird. Sollte es zu einem zentralen Produkt und einer Quasi-Selbstverständlichkeit werden, werden die Zahlen sicherlich in Zukunft ausgewiesen.
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Google Fotos, Drive und GMail sind nur ein kleiner Teil
Aber Google speichert ja nicht nur die Daten in diesen drei Produkten inklusive der 15 GB-Reserve: In vielen weiteren Google-Produkten werden Daten der Nutzer gespeichert: Der gesamte Browserverlauf im Chrome-Browser sowie alle Favoriten oder Passwörter, zahlreiche Sync-Daten von den Android-Smartphones, der Suchverlauf in der Websuche, Termine aus dem Google Kalender, Notizen in Google Keep und und und… Das sind vergleichsweise kleine Daten, aber bei der Masse der Nutzer und im Laufe der Zeit kommen auch hier gigantische Datenberge zusammen, die für die Ewigkeit gespeichert werden wollen.
Und dann gibt es noch die Produkte, die sehr viele Ressourcen benötigen und ebenfalls auf den Servern Platz finden müssen: YouTube ist wohl der größte Datenverbraucher. In der Google Websuche hält das Unternehmen einen Index und Cache, des gesamten zugänglichen Internets vor, Google Analytics sammelt sekündlich riesige Datenmengen von vielen Millionen Webseiten, die Google Cloud benötigt sehr große Datenmengen und wir wollen auch Google Maps natürlich nicht vergessen.
Speicherplatz muss auch erhalten werden
Wie viel Speicherplatz Google insgesamt für das gesamte Ökosystem täglich zur Verfügung stellen muss, kann kaum geschätzt werden. Ich würde tippen, dass die drei an Google One angebundenen Dienste vielleicht zehn bis höchstens 20 Prozent ausmachen. Nehmen wir also mal die Hausnummer, dass Tag für Tag 30 Millionen Gigabyte Speicherplatz geschaffen werden müssen. Das kostet sehr viel Geld, Ressourcen und ist auch organisatorisch kein Pappenstiel. Und der Speicherplatz muss ja nicht nur geschaffen, sondern auch erhalten werden. Sprich: Backups, ständige Reparaturen und Speichertausch, Cache in diversen Rechenzentren und auch der Transport von Daten zwischen den Rechenzentren. Da kann einem schon bei der Vorstellung der Datenmengen ganz schwindlig werden…