Die Pixel-Smartphones befinden sich mittlerweile in der fünften Generation und sind für Google zu strategisch wichtigen Produkten geworden, auch wenn sie vermutlich hinter den erhofften Verkaufszahlen liegen. In jüngster Vergangenheit könnte das auch daran liegen, dass die Argumente PRO Pixel immer weiter beschnitten werden bzw. an Relevanz verloren haben – so wie die jüngst angekündigte Speicherplatz-Änderung bei Google Fotos.
Googles Pixel gehören in der Tech-Welt zu den bekanntesten und vielleicht auch populärsten Smartphones, doch außerhalb dieser Blase spielen sie kaum eine Rolle und haben somit auch in der fünften Generation keine spürbaren Marktanteile erobern können. Das dürfte sich Google im Herbst 2016 anders vorgestellt haben, als man die erste Pixel-Generation ankündigte und schon vorab von einem historischen Tag sprach. Vier Jahre später zeigen die Verkaufszahlen nur durch zusätzliche Ableger etwas nach oben.
Die Pixel-Smartphones wurden damals mit einigen Vorteilen ausgestattet, die zusätzlich zu der Tatsache, dass es sich um ein Smartphone aus dem Hause Google handelte, verkaufsfördernd wirken sollten. Doch die Vorteile von damals sind heute längst nicht mehr so relevant, sodass man mittlerweile nur noch Kunden gewinnen kann, in dem man ihnen teures Zubehör und zahlreiche Probe-Abos mit in den Einkaufswagen legt. Das ist zumindest meine Meinung. Dazu muss man sich nur anschauen, was die wichtigsten Argumente für ein Pixel-Smartphone sind.
Die wichtigsten Argumente waren die zuverlässigen und vergleichsweise langen Android-Updates, die beeindruckenden Kamera-Features und natürlich die Tatsache, dass die Geräte aus dem Hause Google stammten und somit perfekt auf das Ökosystem zugeschnitten waren. Die neue Dachmarke Made by Google mit weiteren „Innovationen“ wie den Smart Speakern tat ihr Übriges. Aber von dem heute ist nichts mehr übrig.
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Kein unbegrenzter Speicherplatz für Pixel-Käufer
Die Pixel-Käufer der ersten beiden Generationen durften sich über kostenlosen unbegrenzten Speicherplatz bei Google Fotos freuen – und das in Originalqualität. Damit wollte man nicht nur Google Fotos pushen, sondern natürlich auch die Kameraqualitäten der Smartphones unterstreichen. Dieser Vorteil galt bzw. gilt ein Smartphone-Leben lang, wurde allerdings bald zusammengestrichen: Später gab es „nur“ 100 Gigabyte Speicherplatz bei Google One zusätzlich. Nett, aber für echte Powernutzer mit HD-Fotos und Videos nicht vergleichbar.
Gerade jetzt, wo Google Fotos das kostenlose Angebot vollständig einstellt, wäre ein Comeback ein perfekter Kaufanreiz gewesen. Allerdings tut man nun genau das Gegenteil und hat bereits bestätigt, dass alle künftigen Pixel-Smartphones nach der fünften Generation keinen Google Fotos-Vorteil mehr haben werden und auch der Google One-Vorteil gestrichen wird. Eventuell gibt es dafür ein Ersatz-Angebot? Das lässt sich derzeit nicht sagen, aber damit entledigt man sich eines der wichtigsten exklusiven Kaufargumente.
Die Kamera gewinnt keine Preise mehr
Die Pixel-Smartphones bringen jedes Jahr neue Kameratricks mit, aber in puncto Qualität musste man sich von der Konkurrenz abhängen lassen. Apple, Samsung und auch Huawei sind an Google vorbeigezogen und das Unternehmen hat es trotz großer Werbekampagnen nicht geschafft, dieses Momentum für die eigene Marke zu nutzen. Die Pixel haben eine extrem gute Kamera, keine Frage, aber auch dieser Bereich ist kein Top-Kaufargument für ein Pixel mehr.
Lange und zuverlässige Android-Updates
DAS Hauptargument für ein Google-Smartphone: Die Geräte erhalten sehr schnell und zuverlässig Betriebssystem-Updates und Sicherheitsupdates – und das für drei Jahre. Das gilt auch bis heute und wird sich hoffentlich nie ändern, aber auch in diesem Bereich hat die Konkurrenz nachgezogen. Gerade Samsung muss in den letzten Monaten sehr lobend hervorgehoben werden, denn das Unternehmen liefert Sicherheitsupdates regelmäßig noch vor Google aus, aktualisiert zunehmend ältere Geräte, liefert zuverlässige Updates und bringt zusätzliche Funktionen. Gut, es dauert ein paar Monate länger, aber kommt es bei den kleinen funktionellen Schritten des Betriebssystems darauf wirklich noch an?
Dieses Argument wird Google bleiben, aber durch die Aufholjagd der Konkurrenz, Programme wie Android One und die zunehmenden Updates über die Play Services und innerhalb der Apps verliert es stark an Bedeutung. Dass man nun aufgrund des eigenen Zeitplans Smartphones mit „veraltetem Betriebssystem“ auf den Markt bringt (das Pixel 4a ist noch ganz neu, wird aber mit Android 10 ausgeliefert), macht die Sache nicht besser.
Ständige Konzeptwechsel
Was Strategien und Konzepte angeht, ist Google ein Schaukelpferd – das dürfte jedem bekannt sein. Bei einem Hardware-Produkt ist das allerdings problematisch und kann vor allem bei den Sicherheitsfeatures der Pixel-Smartphones gut beobachtet werden. Bis zum Pixel 3 hielt Google den Fingerabdrucksensor für die einzig sichere biometrische Methode. Bei der vierten Generation war das plötzlich zu unsicher und die Gesichtserkennung war das einzige wahre. Und nur wenige Monate später kommen Pixel 4a und kürzlich Pixel 5 und Pixel 4a 5G wieder mit Fingerabdrucksensor und ohne Gesichtserkennung. Ja was denn nun?
Auch der neue Radarchip Soli zur Gestensteuerung war ein merkwürdiger Ausflug, der sowohl Preis als auch Design des Pixel 4 negativ beeinflusst hat und eigentlich keinerlei Relevanz hatte. Die wenigen Features waren nicht der Rede wert und dürften nach anfänglicher Spielerei wohl nur von den wenigsten Nutzern verwendet worden sein. Natürlich muss man Neues ausprobieren und Innovationen vorantreiben, aber es war schon sehr früh klar, dass Google den Einsatz dieses Chips von Anfang an nur für eine Generation geplant hat. Ergo: Unnötige Spielerei.
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Die Pixel-Smartphones erfreuen sich in manchen Kreisen sehr großer Beliebtheit und es sind mit Sicherheit auch sehr gute und solide Geräte, aber Google könnte es sich sehr viel einfacher machen und auch den Nutzern mehr Vorteile bieten. Das Unternehmen ist trotz eines großen Portfolios eben keine Hardware-Hersteller, sondern hauptsächlich ein Software- und Cloud-Unternehmen. Diese Stärken sollte man nutzen und sie nicht immer weiter beschneiden.