Apple arbeitet an einer Suchmaschine: Google soll wohl langfristig vom iPhone verschwinden (Bericht)
Im Rahmen des US-Kartellverfahrens wird Googles Suchmaschinen-Geschäft derzeit ausführlich unter die Lupe genommen, das durch Milliardenzahlungen vonseiten des Unternehmens auch von Apple gestützt wird – aber möglicherweise nicht mehr lange. Die seit einigen Monaten kursierenden Gerüchte rund um eine Apple-eigene Suchmaschine verdichten sich und könnten für Google zu einer sehr großen Gefahr werden.
Apple arbeitet schon seit vielen Jahren daran, sich von immer mehr Zulieferern und Partnern unabhängiger zu machen oder deren Bereiche vollständig selbst zu übernehmen – und das in allen Bereichen. Auch die Google-Dienste wurden vor einigen Jahren immer weiter zurückgedrängt bzw. gar nicht mehr auf dem iPhone vorinstalliert. Das bekannteste Beispiel ist ohne Frage Google Maps und schon bald könnte es der Google Websuche an den Kragen gehen.
Laut Beobachtern verdichten sich die Anzeichen, dass Apple an einer eigenen Suchmaschine arbeitet. Entsprechende Gerüchte gibt es schon seit Jahren, aber mittlerweile gibt es sehr konkrete Beobachtungen: Das Unternehmen stellt in der letzten Zeit verstärkt Personal im Bereich der Suchtechnologien ein, die wohl nicht nur an Siri und deren Datenquellen arbeiten werden. Außerdem soll der Crawler AppleBot deutlich häufiger im Web unterwegs sein und Webseiten nun sehr viel umfangreicher als bisher analysieren. Zusätzlich werden in iOS 14 nun interessante Webseiten basierend auf den Suchanfragen vorgeschlagen, die nicht den Umweg über die Google-Suche nehmen.
Das könnten natürlich auch nur neue Webquellen für Siri sein, aber eine eigene Suchmaschine aus dem Hause Apple wäre sicherlich nicht chancenlos gegen Google. Realistisch betrachtet ist Apple das einzige Unternehmen, das der seit fast 20 Jahren dauernden Google-Dominanz im Bereich der Websuche etwas entgegensetzen könnte. Microsoft hat es trotz Milliarden-Investitionen mit Bing nur auf sehr geringe Anteile geschafft, eine seit vielen Jahren kolportierte Facebook-Suchmaschine hat es niemals gegeben und ansonsten gibt es nur einige mehr oder weniger unabhängige Konkurrenten mit ebenfalls geringen Marktanteilen.
Sollte Apple tatsächlich an einer eigenen Suchmaschine arbeiten, dürfte Google rund um den Release wohl kaum noch auf dem iPhone oder vielleicht auch den Apple Desktop-Rechnern vorinstalliert sein. Es ist natürlich fraglich, ob ein Apple Search von Beginn an mit der Google-Qualität mithalten kann. Zwei Jahrzehnte Erfahrung kann man sich mit allem Geld der Welt nicht kaufen. Aber man kann es versuchen und einen langen Atem beweisen, so wie mit Apple Maps.
Eine Apple-Suchmaschine wäre für Google ein großer finanzieller Rückschlag, denn mit den Apple-Nutzern verdient das Unternehmen gutes Geld – sehr gutes Geld. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Google pro Jahr mittlerweile 12 Milliarden Dollar an Apple zahlt (!), um die Standard-Suchmaschine auf dem iPhone zu bleiben. Daran zeigt sich, wie groß das Umsatzpotenzial sein muss. Apple kann aus wirtschaftlicher Sicht auf diesen Betrag verzichten, dürfte diesen Schritt aber wohl nur dann gehen, wenn man sich langfristig höhere Umsätze und Möglichkeiten mit einer eigenen Suchmaschine verspricht.
Das damalige Apple Maps-Debakel verheißt zwar für eine Apple-Suchmaschine nichts Gutes, aber das Unternehmen dürfte daraus gelernt haben. Man hat es nicht eilig. Google ist seit dem ersten iPhone auf den Apple-Geräten zu finden und Apple verdient für Nichts die angesprochenen zwölf Milliarden Dollar pro Jahr – es ist also nicht so, dass man es in Cupertino eilig haben dürfte. Dennoch denkt man bei Apple auch langfristig und könnte wohl noch sehr viel mehr herausholen, wenn man über eine eigene potente Suchtechnologie verfügt.
Und die Ironie an der Geschichte ist, dass Apple die Entwicklung der Suchmaschine vielleicht noch mit den Google-Milliarden finanziert, die man jährlich überwiesen bekommt. Das könnte in den nächsten Jahren noch richtig spannend werden…
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Eine Gefahr für Google? Das kann man auch anders sehen: Apple steckt Geld in eine eigenentwickelte Suchmaschine und trägt Google dadurch wahrscheinlich nebenbei für einige Zeit aus der Schusslinie bzgl. der Monopolprobleme. Aufgrund des bei Apple inzwischen „eingerissenen“ Qualitätsniveaus der Software, kann man mit gewisser Berechtigung erwarten, dass eher eine Art „Bing 2.0“ (also „Suchen, nicht finden – jetzt erst recht!“) entstehen wird und auch der gemeine Apple-Nutzer lernen wird, wie man eine Standardsuchmaschine wieder ändert.